50 - Schatten über Kregen
Schauplätze und originelle Ausgangsideen auszeichneten. Später kamen dann historische Abenteuerserien wie Wolfshead oder The Vikings hinzu, die er allerdings zusammen mit anderen Autoren gestaltete.
Anfangs der Siebziger gründete Wollheim den Verlag DAW-Books. Er entdeckte und förderte viele neue Talente wie Marion Zimmer Bradley oder C. J. Cherryh, aber er nahm auch viele bewährte Autoren mit. Um das monatliche Programm abzurunden, erschienen bald mehrere Serien, deren Einzelbände zwar einen verhältnismäßig geringen Umfang hatten, dafür aber in monatlicher beziehungsweise zweimonatlicher Folge auf den Markt kamen. E. C. Tubbs Dumarest of Terra brachte es immerhin auf 31 Bände, andere Serien wie Lin Carters Green Star -Roman waren weniger erfolgreich. Und dann gab es eben die Scorpio-Serie.
Bulmer hatte sich schon seit jeher für Seefahrt interessiert; eine seiner Serien, die es auf vierzehn Bände brachte, widmete sich den Erlebnissen des George Abercrombie Fox, eines Kämpfers in den napoleonischen Seekriegen. Der erste Band dieser Serie erschien ebenfalls 1972, und es ist sicherlich kein Zufall, daß auch Dray Prescot ein Offizier in der Marine Nelsons ist, der sich aus dem Mannschaftsdienstgrad nach oben gekämpft hat.
Bei der Konzeption seiner Serie orientierte sich Bulmer an Edgar Rice Burroughs. Burroughs, der hauptsächlich als Schöpfer von Tarzan bekannt wurde, schrieb auch mehrere andere Serien, deren Handlung auf den Planeten des Sonnensystems angesiedelt war. 1912 veröffentlichte er den Roman A Princess of Mars. Hier verschlägt es den Amerikaner John Carter durch geheimnisvolle Umstände auf den Mars, auf dem es vor dekadenten Zivilisationen und Ungeheuern nur so wimmelt. Nach zahlreichen Abenteuern gewinnt er die Liebe der wunderschönen Prinzessin Dejah Thoris.
Das Szenario hört sich bekannt an, es ist oft kopiert worden. Unbestritten nahm Kenneth Bulmer gewaltige Anleihen bei Burroughs, aber es ist müßig zu spekulieren, ob er es aus eigenem Antrieb tat oder ob ihm die Idee von DAW vorgegeben wurde. Zu dieser Zeit entdeckte man die Klassiker des phantastischen Genres neu, und man konnte davon ausgehen, daß Romane in der ›Tradition‹ von Burroughs, A. Merritt oder Robert E. Howard ihr Publikum finden würden.
Burroughs Helden waren die typischen weißen Gentleman, die voller Sendungsbewußtsein und dem festen Glauben an die Überlegenheit ihrer Kultur stets den Sieg davontrugen und die Eingeborenen – ob in Afrika, auf dem Mars oder der Venus – in die Schranken wiesen. Dem heutigen Leser mag dieses Weltbild – zu Recht – naiv vorkommen, es ist sicher nicht mehr zeitgemäß. Aber die Charaktere waren Helden im klassischen Sinn. Ihre Abenteuer vermochten die Phantasie anzuregen und steckten voller Exotik, dabei blieben ihre Taten überschaubar und nachvollziehbar; sie mußten nicht jedesmal gleich das Universum retten. Es reichte, wenn sie ihre Freunde aus den Fängen von Kannibalen befreiten.
Und Dray Prescot war und ist aus genau diesem Holz geschnitzt. Aber im Gegensatz zu seinen Vorbildern veränderte und spielt Kenneth Bulmer mit dem Konzept des Erdmenschen, den es auf eine fremde Welt verschlägt und der dort zu Macht und Ansehen kommt. Schon vom ersten Band an unterliegt alles einer gewissen Ironie. Der Held und Ich-Erzähler Dray Prescot, der irgendwo verborgen auf der Welt sitzt und für den Chronisten Alan Burt Akers seine Abenteuer auf Tonband spricht, nimmt weder sich noch die Geschehnisse so richtig ernst. Alles wird mit einem Augenzwinkern und viel typisch britischem Understatement erzählt, und zahlreiche immer wiederkehrende Elemente haben mit der Zeit die Qualität eines ›Running Gag‹ angenommen. Ob es nun die unvergleichliche Delia von Delphond ist, die nun wahrhaftig ein ›Superweib‹ darstellt, die Männerfreundschaft zwischen Dray und Seg Segutorio oder der unbeschreibliche und doch immer wieder aufs neue beschriebene Makki-Grodno – das alles sind Dinge, die einfach zu jedem neuen Band gehören.
Aber es sind nicht nur diese verläßlichen Eckpfeiler des Prescot-Universums, die die Finger des Heldens letztlich so sympathisch machen, es sind vor allem die vielen kleinen, manchmal schrulligen Eigenheiten, die ihr eine gewisse Tiefe verleihen, die weit über die anderen Serienhelden hinausgeht. Die Liebe zu seiner Frau und die Treue zu seinen Kameraden, die er ständig in den Mittelpunkt rückt, gehören genauso dazu wie die ewigen und letztlich so
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