Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
50 - Schatten über Kregen

50 - Schatten über Kregen

Titel: 50 - Schatten über Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
Vom Netzwerk:
des Augenblicks hatte ich die Wunde gar nicht bemerkt. Das ist auf dem Schlachtfeld keinesfalls ungewöhnlich. Der Ankster, der beidseitig geschliffene Säbel, hatte mich geküßt, und Ahrinye hatte mich zusammengeflickt.
    »Das wußte ich nicht«, sagte ich und versuchte, nicht allzu mürrisch zu klingen. »Natürlich danke ich dir dafür. Aber nicht hierfür.«
    »Das Wasser steigt. Das Rätsel wartet.«
    Da das Wasser meine Oberschenkel erreicht hatte, konzentrierte ich mich auf das vor mir liegende Problem. Eine mögliche Antwort kam mir in den Sinn, doch es wurde schnell klar, daß die Zeit nicht reichte. Das Wasser würde mich an die Decke tragen, bevor es mir gelingen konnte – und dann würde mir nie wieder etwas gelingen.
    Ich nahm noch einen Schluck Ale, und plötzlich stand das Bild von Delia vor meinem inneren Auge. Sie bot einen prächtigen Anblick! Ein Silberreifen hielt ihr wunderbares braunes Haar mit den kastanienbraunen Strähnen zurück. Sie verband das Knie des jungen Inky, der gefallen und sich verletzt hatte. Er vergoß keine Träne, obwohl, wie ich mich erinnerte, die Abschürfung sehr schmerzhaft gewesen war. Vorsichtig wickelte meine schöne Delia ihm den gelben Verband um das Bein. Diese Vision dauerte nicht länger als ein Blitzschlag, und sie erschütterte mich bis ins Mark.
    Die Schärpe, die den alten scharlachroten Lendenschurz hielt. Ich trank den Rest des Ale. Der Krug würde mir nun ganz andere Dienste leisten.
    Das weiche Metall ließ sich ohne große Mühe zusammendrücken. Ich überprüfte den Durchmesser und zwang das Zinn in die richtige Form. Die rote Schärpe wurde straff darumgewickelt. Mit dem fertigen Hilfsmittel in der Hand trat ich an das Wasserrohr. Ich muß zugeben, ich griff auf rohe Kraftanwendung zurück. Meiner Meinung nach war das unumgänglich. Der Notstöpsel bohrte sich ächzend in das Rohr, und ich stopfte ihn wütend so tief hinein, wie es möglich war.
    Zuerst spritzte ein breiter Wasserschwall heraus, der dann aber versiegte. Nur noch ein paar Tropfen fielen herunter. Ich trat zurück.
    »Dray Prescot, du hast betrogen!«
    »Ach ja?«
    Die Stimmen der beiden Everoinye vermengten sich miteinander und verstummten dann. Man konnte unmöglich einschätzen, wieviel Zeit man für die Lösung der Aufgabe brauchte; ich wußte nur, daß ich mich beeilen mußte und diese Atempause nicht verschwenden durfte.
    Die Herren der Sterne hatten sich anscheinend an einen anderen Ort begeben. Bis auf das Tropfen des Rohrs und meine gereizten Ausrufe, als ich mit dem verdammten Rätsel kämpfte, herrschte Stille in dem Raum.
    Aber schließlich fand ich die richtige Spur. Es war ein Jikaida-Problem, eine Endspiel-Situation. Die Aufzeichnungen waren mit einem Kode verschlüsselt, was die Angelegenheit erschwerte. Ich erkannte die Positionen nicht; zweifellos wäre ich im umgekehrten Fall wesentlich schneller gewesen.
    Und dann kam der Augenblick – was wenig erstaunlich ist –, in dem ich die Eleganz bewunderte, mit der der Jikaidast sein Problem gelöst hatte. Als ich die letzte Aufzeichnung entschlüsselt niederschrieb, dröhnte ein lautes Gurgeln durch den Raum. Einen Moment lang glaubte ich, mein Notstopfen sei aus dem Rohr gedrückt worden. Der wahre Sachverhalt war erfreulich. Das Wasser lief ab und verschwand in einem verborgenen Abfluß.
    Ich dankte Opaz! Aber noch mehr dankte ich meiner wunderbaren Delia!
    Leider war kein Ale mehr da. Also hob ich in Gedanken einen Becher auf das Wohl von Beng Dikkane, dem Schutzheiligen aller Aletrinker.
    Die Tür war nicht länger verschlossen. Der gelbe Korridor sah wenig einladend aus. Nun, einmal angenommen, man ließe zu, daß ich ihn entlangging, den Aufzug benutzte und einen Weg durch die Seegrasluftschleuse fand, was würde mir das nutzen?
    Ja, sobald ich mich in dem Seegras befand, würde ich Luft einatmen, die dem in dieser Ozeantiefe herrschenden Druck entsprach. Es gäbe keine magische Kugel aus grünleuchtenden Fäden, die mich mit der normalen kregischen Atmosphäre versorgte. Also müßte ich tief Luft holen und sie auf dem ganzen Weg nach oben anhalten. Und selbst wenn mir dies ohne die nötigen Ruhepausen gelänge, um den in meinem Blut perlenden Sauerstoff wieder loszuwerden, würde ich die Oberfläche als ein von der Taucherkrankheit verstümmelter Krüppel erreichen. Auf keinen Fall, bei Vox!
    Es mußte einen anderen Weg geben.
    Man hatte mich mit mechanischen Hilfsmitteln an diesen Ort gebracht – wo auch immer

Weitere Kostenlose Bücher