50 - Schatten über Kregen
sinnlosen Geplänkel mit seinen geheimnisvollen Auftraggebern, den Herren der Sterne.
Bei aller Action, die nie in Brutalität ausartet – der unüberwindliche Schwertkämpfer Dray ist trotz der Berserkerwut, die ihn gelegentlich überkommt, kein Killer, der gedankenlos seine Feinde niedermetzelt –, und den zugegebenermaßen manchmal etwas klischeehaft geschilderten Diff-Rassen, die sich oft nur durch ihre Tätigkeit und ihr Aussehen definieren, bemüht sich Bulmer um ein zutiefst humanistisches Menschenbild. Selbst inmitten der größten Schurkenhorde befindet sich immer einer, der anders ist. Seine Schurken sind nie nur böse, weil es die Handlung vorschreibt.
In den fünfzig Abenteuern sind Dray Prescot und seine Freunde weit auf Kregen herumgekommen. Dabei ist der Autor allerdings immer recht vorausschauend vorgegangen, so daß sich immer noch ein fremdes kregisches Land gefunden hat, das sowohl für den Helden als auch für den Leser von Interesse ist. Das folgt der klassischen Tradition des Abenteuerromans, wo der Held immer auch ein Reisender ist. Dabei scheut sich Bulmer allerdings auch nicht, viele Geheimnisse offenzulassen, was reizvoll oder frustrierend sein kann. In diesem speziellen Fall würden zu viele Erklärungen den sorgfältig aufgebauten Mythos Kregen sicher zerstören, und als Autor von einhundertfünfzig Romanen ist Bulmer in seinem Handwerk einfach zu erfahren, um so etwas zu tun. Die Saga von Dray Prescot ist auch fünfundzwanzig Jahre nach dem ersten Band noch immer gute Unterhaltung. Im Vergleich zu den zahllosen Serien, die heute den Markt überschwemmen, wirkt sie manchmal etwas altmodisch, so wie Romane mit einem Umfang unter dreihundert Seiten offenbar aus der Mode gekommen sind. Aber genau dieses Altmodische macht ihren Charme aus, und darum bereitet es auch immer wieder Spaß, den neuesten Band zu lesen und sich auf Abenteuer einzulassen, die von tapferen Helden, immerwährender Freundschaft, exotischen Ländern und haarsträubenden Gefahren erzählen, die unter den Sonnen von Scorpio ihren Lauf nehmen.
Copyright © 1996 by Andreas Decker
----
* Heyne-Buch Nr. 06/3459 und in: 06/5497.
Weitere Kostenlose Bücher