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51 - Mord auf Kregen

51 - Mord auf Kregen

Titel: 51 - Mord auf Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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Jahrhunderten hier unten ins Verlies geworfen hatte. Tralgan wurde von einer solchen Wut und dem Verlangen nach Rache erfüllt, daß er einen Knochen ergriff und sich wild auf die Wand warf.
    Er schuftete wie ein Rasender, rang in der stehenden feuchten Luft keuchend nach Atem, hieb auf die widerspenstigen Steine ein. Ein seit langem toter Gefangener hatte mit diesem mühsamen Fluchtweg begonnen – und war gescheitert, war vor Vollendung des Fluchtwegs gestorben. Tralgan Vorner, verschwitzt, nur von einem Gedanken erfüllt, von brennender, böswilliger Leidenschaft angetrieben, würde nicht scheitern. Niemals, bei den verdorbenen Eingeweiden von Beng Shuna!
    Wer auch immer die arme umnachtete Seele gewesen war, die auf die Wand eingehackt hatte, er – oder sie, bei Vox! – war weit vorgedrungen. Die herausgelösten Ziegel lagen sauber an der Seite aufgestapelt. Tralgan konnte sich in voller Länge in die Öffnung hineinschieben. Vor Anstrengung grunzend schob er sich wieder nach draußen, holte die Lampe und packte die Knochenwerkzeuge mit frischer Entschlossenheit. »Süßer Opaz!« keuchte er. »Steh mir bei in dieser Stunde!«
    Er riß den nächsten Stein heraus, voller Angst, daß der provisorische Tunnel über ihm einstürzen könnte, und stieß auf festes Erdreich. Unter seinen wilden Stößen spritzte die Erde beiseite. Der Knochen zerbrach.
    So fluchend, wie nur ein erfahrener Paktun fluchen konnte, kroch er rückwärts hinaus. Die Lampe tauchte die auf dem Boden verstreuten Knochen in ihr gelbes Licht. Tralgan wählte einen stabil aussehenden Oberschenkelknochen, stürmte zurück und hieb auf den Anfang des Tunnels ein, den er grub.
    Die ganze Zeit über flackerte sein Geist wie eine Kerze auf dem Fenstersims, blieb jedoch stabil genug, um zu erahnen, daß er keinesfalls den Verstand verloren hatte. Vielleicht hätten diese Erlebnisse ausreichen müssen, um ihn makib werden zu lassen. Vielleicht hätte ihn der Wahnsinn in seinen Klauen halten müssen, wie man so sagt. Aber angetrieben von seinem Haß und seinem Verlangen nach Rache, hielt er sich für geistig gesund.
    Ein Schulterblatt gab ein handliches Grabwerkzeug ab. Er war sich der Gefahr durchaus bewußt, in die er sich begab; das Einstürzen des Tunnels war unvermeidbar. Er mußte ihn abstützen. Aber womit? Tralgan Vorner, dessen Schweiß sich mit dem Dreck vermischt hatte und dessen Augen rotgerändert waren, lachte an diesem Schreckensort. Womit schon!
    Die Knochen.
    Als er zurückkroch, mußte er blinzeln. Es fühlte sich an, als wäre jemand mit glühendheißem Schmirgelpapier über seine Augen gefahren. Die Asche aus den Brennöfen von Inshurfrazz verstopfte ihm den Mund; so, wie es ihn würgte, konnten es auch die Abfälle eines viel schlimmeren Höllenorts sein.
    Der Weidenkorb enthielt die üblichen Rationen für einen Rudersklaven. Eine Kante trockenen Brotes, eine noch nicht allzu verdorbene Zwiebel und eine einigermaßen eßbare grüne Käserinde. Eine orangefarbene Kürbisflasche enthielt brackiges Wasser. Angesichts der Kürbisform verzog Tralgan den Mund. Es handelte sich um die gleiche Form, die auch sein Gefängnis hatte. Die Zusammenstellung des Proviants überraschte ihn nicht; es war die übliche Ration für einen Sklaven oder einen zum Tode Verurteilten.
    Das Wasser half gegen den Geschmack im Mund.
    Er nahm einen Knochen und die Lampe, schob sich durch die Maueröffnung und hieb wieder auf das feste Erdreich ein.
    Beim dritten Schlag staubte es gewaltig, und das Erdreich geriet in Bewegung. Einen Augenblick voll namenlosen Entsetzens lang dachte er, die Decke werde einstürzen und ihn für alle Ewigkeit begraben. Die Erde wich vor ihm zurück. Ein Rauschen erscholl, das an zurückweichende Wellen erinnerte, die über ein Kieselbett strichen. Hilflos rutschte Tralgan zusammen mit dem nachgebenden Erdreich weiter, unfähig, den Sturz zu verlangsamen. Die Lampe kippte tun und erlosch. Umgeben von einer Dunkelheit, die so dicht war, daß Tralgan fühlte, wie sie in seine Seele eindrang, stürzte er mit dem Kopf voran einen Abhang hinunter.
    Er landete unsanft. Außer Atem blieb er auf dem Rücken liegen und versuchte, wieder zu Luft zu kommen und sich zu sammeln. Frisches Erdreich prasselte auf ihn herab, und er wälzte sich ächzend herum und kroch los, bevor er begraben wurde. Eine Hand ausgestreckt, um mögliche Hindernisse zu ertasten, kroch er blindlings weiter.
    Opaz! Davon war er überzeugt. Es war die Hand Opaz' gewesen,

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