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52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona

52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona

Titel: 52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Etwa aus dem Nasenloch? Ihr habt ja gar nichts anderes als Euer Beil und das Messer. Und dazu steckt dieses unförmige Beil in einem Lederfutterale. Ein Beil ist es überhaupt gar nicht; es ist größer als eine Axt. Und dazu der Ranzen auf dem Rücken, gerade wie ein Herlasgrüner Knabe, der in die dritte Klasse gehört.“
    Steinbach antwortete nicht, sondern schritt weiter, je länger, desto vorsichtiger werdend. Eben bog er zwei Büsche auseinander, um zwischen ihnen hindurchzuschreiten, da fuhr er zurück, schob die Zweige wieder zusammen und ließ einen leisen Ruf der Überraschung hören.
    „Was gibt es?“ fragte Sam.
    „Indsmen.“
    „Sapperment! Sollten sie wirklich hier sein? Solltet Ihr so eine Nase besitzen? Ihr hättet sie ja geradezu stundenweit in der Luft gerochen!“
    Beide kauerten sich nieder, um durch das Buschwerk zu lauschen. Der Fluß hatte hier eine Einbuchtung. Am selben Ufer, aber jenseits dieser Bucht, erschienen drei Gestalten, zwei männliche Indianer und eine Frau, nach Art der Weißen gekleidet. Sie hatte das Gesicht verhüllt und schritt nach dem Wasser, während die Indianer zurückblieben. Aber letztere hatten zwei Lassos um den Leib der Weißen geschlungen und hielten die Enden derselben fest, indem sie mit dem Rücken nach dem Wasser zu standen.
    „Verteufelt zart und rücksichtsvoll!“ meinte Sam. „Sie soll sich waschen, dabei aber nicht entweichen und sich auch nicht ertränken. Sie muß sich entblößen, was die Roten nicht sehen dürfen. Um da einen Ausweg zu finden, drehen sie sich zwar um, haben sie aber an die Lassos gebunden, um mit Hilfe derselben jede unerlaubte Bewegung sofort zu fühlen.“
    „Es muß die Gefangene sein, welche geopfert werden soll!“
    „Jedenfalls. Paßt auf, Master! Sie nimmt das Tuch vom Kopf.“
    Diejenige, von der sie sprachen, war nach der Tracht der mexikanischen Provinz Sonora gekleidet. Sie trug ein leichtes, kurzes, rotes Jäckchen und auf dem Kopf einen spanischen Rebozo, einen Schleier, der zwar in Falten hochgenommen werden konnte, aber so lang war, daß er die ganze Gestalt wie ein leichter dünner Mantel zu umhüllen vermochte.
    Diesen Rebozo nahm sie jetzt ab und legte ihn an das Ufer. Als sie die oberen zwei Schnüre des Jäckchens geöffnet und die Ärmel weit zurückgeschlagen hatte, stieß selbst Sam einen Laut des Entzückens aus.
    Das Röckchen ließ ein kräftiges, wohlgerundetes Unterbein und ein außerordentlich zierliches Füßchen sehen. Unter dem geöffneten Jäckchen rundete sich das weiße Untergewand über der Fülle eines herrlichen Busens. Die weißen Arme glänzten wie Alabaster. Bei Entfernung des Schleiers war eine Fülle reichen, langen blonden Haares über die ganze Gestalt fast bis zum Boden herabgefallen. Und nun erst dieses Gesicht!
    „Mein Gott! Mein Gott! Ist das möglich!“ sagte Steinbach.
    „Daß ein Mädchen so schön ist? Natürlich! In Herlasgrün gibt es ganz ähnliche.“
    Aber Steinbach hörte diese Worte gar nicht. Sein Blick wollte das herrliche Mädchen verschlingen.
    „Tschita!“ hauchte er erschrocken.
    „Meine Gustel in Ruppertsgrün war damals fast noch hübscher.“
    „Tschita! Wie kommt sie hierher?“
    „Tschita? Wer ist Tschita?“ fragte Sam.
    „Eine junge Dame, die ich in Konstantinopel, in Tunis und dann in Ägypten sah.“
    „Und die soll hier sein? Unsinn!“
    Die Breite der Bucht betrug vielleicht fünfzig Meter. In untrüglicher Schärfe waren also die Züge des Gesichtes nicht zu erkennen. Aber Gestalt, Haar und alles andere waren wie bei Tschita, der geretteten Tochter der unglücklichen Familie Adlerhorst.
    Es war Steinbach zumute, als ob er träumte. Und als sie nun die Arme, sich bückend, in das Wasser tauchte, sich wusch und mit dem eigenen Haar abtrocknete, waren ihre Bewegungen genauso rund, so zierlich, so harmonisch wie diejenigen von Tschita, der deutschen Sultana, der Blume des Harems.
    Sie befestigte das Haar wieder und den Schleier darüber; dann trat sie langsam zu den Indianern zurück, mit denen sie hinter den Büschen des Ufers verschwand, wie eine Erscheinung aus dem Feenreich, gehütet von häßlichen Bewohnern nordischer Felsenklüfte.
    „Nicht übel!“ brummte Sam. „Die müssen wir herausangeln! Nicht?“
    Steinbach erhob sich, holte tief Atem und antwortete:
    „Sam Barth, hört, was ich Euch sage!“ Seine Stimme klang ernst, und sein Gesicht hatte den Ausdruck kühner, ja verwegener, todesmutiger Entschlossenheit. „Ich gehe nicht

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