52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona
ich Euch mit meinem Wort.“
„So will ich meine Beichte beginnen.“
„Ja. Setzen wir uns. Habt keine Scheu vor mir, Señorita. Ich meine es gut mit Euch, und Ihr werdet empfinden, welch ein glückliches Gefühl es ist, wenn man durch ein offenes Geständnis eine Schuld von der Seele gewälzt hat. Es ist wie die Erlösung aus dem Fegefeuer. Beginnen wir.“
Miranda beantwortete Steinbach nun näher alle seine Fragen, und es dauerte lange, ehe ihre Unterredung zu Ende war. Dann, als sie beide aus der Kajüte traten, sah Steinbach sehr ernst und gerührt aus. Doña Mirandas Augen aber waren zwar noch von Tränen gerötet, jedoch auf ihrem Gesicht lag ein frohes, zuversichtliches Lächeln, und sie blickte fast heiter und schelmisch zu Balzer hinüber, der mit Schmerzen auf ihr Wiedererscheinen gewartet hatte und sie mit besorgten Augen ansah.
Natürlich war auch die Aufmerksamkeit aller anderen Personen auf die beiden gerichtet. Steinbach nickte ihnen beruhigend zu und sagte:
„Señores, ich weiß, was ich wissen wollte. Diese Dame hat einen gottlosen Menschen kennengelernt und einige Zeit mit ihm verkehrt, zu dem löblichen Zweck, ihm seine nichtswürdigen Geheimnisse abzulauschen. Das ist ihr gelungen, und nun hat sie mir alles mitgeteilt. Ich hielt sie für mitschuldig, habe mich da aber geirrt. Auch Señor Balzer und alle seine Leute sind unschuldig. Sie mögen ungehindert nach Mohawk-Station zurückkehren.“
Infolge dieser mehr als menschenfreundlichen Ehrenrettung hing Mirandas Auge mit einem unendlich dankbaren Blicke an Steinbachs männlich-schönen, ernsten Zügen. Die Jäger aber fühlten sich sehr enttäuscht.
„Verdammt!“ brummte Sam Barth. „Wollte ich doch diesen Steuermann eben mit der Faust zwischen den Rippen oder unter der Nase kitzeln. Nun soll nichts daraus werden. Jammerschade!“
Und Günther von Langendorff trat an Steinbach heran und fragte in unwilligem Ton:
„Hoffentlich handelst du nicht voreilig?“
„Hast du mich vielleicht als einen Menschen kennengelernt, der zur Voreiligkeit geneigt ist?“ fragte Steinbach.
„Nein; sagen wir also weichherzig anstatt voreilig.“
„Auch das ist nicht der Fall. Auch der strengste Richter kann unter Umständen ein mildes Urteil fällen, ohne geradezu weichherzig, das heißt doch, schwachherzig zu sein.“
„Wo ist Magda?“
„Nach dem Tal des Todes.“
„Mit den Papagos?“
„Ja.“
„Jedenfalls durch Schuld dieser Menschen. Und du verzeihst ihnen?“
„Ich verzeihe ihnen, weil sie diese Verzeihung verdienen, und weil ein strenges Gericht, wenn wir es statuieren wollten, nichts an der Sache zu ändern vermag. Das ist es, was du bedenken mußt.“
„Du handelst schwach gegen diese Menschen, aber rücksichtslos gegen deinen Freund, gegen mich!“
Steinbach ließ sich auch durch diese Worte nicht zum Zorn hinreißen. In mildem Ton antwortete er:
„Ich sage dir nur das eine: Ohne mich hättest du Magdas Spur nie gefunden, und –“
„Oh, sage das nicht. Zimmermann kannte Magda bereits. Er hatte sie entdeckt und hätte mich über ihren Aufenthalt unterrichtet.“
„Er hätte das nicht getan, denn heute wäre er schon längst ein toter Mann. Hätte er mich nicht da oben am Rio Gila getroffen, als ich mit Sam Barth die Maricopas belauschte, so wäre er ihnen direkt in die Arme geritten oder vielmehr geschwommen, und du suchtest noch heute vergeblich nach der Verlorenen. Du hast mich aber unterbrochen. Ich wollte sagen: Ohne mich hättest du Magdas Spur nie gefunden, und ohne mich wird es dir auch jetzt unmöglich sein, die Geliebte zu retten.“
Das klang nicht stolz, aber eindringlich und wie eine herzliche Ermahnung. Günther fühlte es. Er gestand dies und bat:
„Du kannst recht haben. Ich ließ mich von meiner Liebe zu Magda und von meiner Sorge um sie fortreißen. Ich nehme mein Wort zurück.“
„So ist es recht, mein Günther! Gott wird es wollen, daß wir zum glücklichen Ziel gelangen.“
In diesem Augenblick kam der Häuptling der Apachen herbei, trat zu Steinbach und meldete:
„Die Krieger der Apachen und Maricopas sind hier. Was sollen sie tun?“
„Sie werden sofort nach dem Tal des Todes aufbrechen.“
„Die ‚Starke Hand‘ hat bereits dreißig seiner Krieger vorausgesandt, um die Papagos und deren Gefangene zu verfolgen.“
Der Häuptling sagte das so ruhig, als ob es nicht ein ungeheurer Scharfblick von ihm gewesen wäre, diese vortreffliche Veranstaltung zu treffen.
„Warum?“
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