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52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona

52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona

Titel: 52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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kennen!“
    „Ich kenne ihn nicht. Es ist ein Quecksilberbergwerk und liegt in einer entsetzlichen Einöde.“
    „Haben Sie Verwandte?“
    „Vater und Mutter.“
    „Was ist Ihr Vater?“
    „Er arbeitet unten im Bergwerk, und Mutter auch. Sie kommen nie ans Tageslicht.“
    Bei diesen Worten flossen ihr sofort die Tränen aus den Augen.
    „Um Gottes willen, bücken Sie sich. Der Indianer blickt hierher!“
    Sie tat, als ob sie Moos abpflücke. Der Rote beruhigte sich und drehte sich wieder um.
    „Wie kommen Sie unter die Indianer?“ erkundigte Steinbach sich weiter.
    „Roulin hat mich ihnen übergeben.“
    „Wer ist das?“
    „Der Besitzer des Quecksilberbergwerks.“
    „Was sollen Sie bei den Roten?“
    „Mein Gott! Ich soll geopfert, verbrannt werden.“
    „Warum?“
    „Weil ich nicht Roulins Weib werden will.“
    „Ah so! Wo sollen Sie verbrannt werden?“
    „Am Silbersee.“
    „Dorthin also wollen die Maricopas?“
    „Ja. Heute abend wollen sie dort sein. O mein Heiland! Mein Herr und Gott! Wäre ich doch schon tot!“
    „Beruhigen Sie sich. Ich werde Sie retten.“
    „Können Sie das denn?“
    „Ich hoffe es.“
    „Was sind Sie?“
    „Ich bin Jäger. Es sind mehrere bei mir, droben am Silbersee. Wir wissen, daß die Maricopas kommen wollen, und ich bin als Kundschafter hierhergegangen. Ich sah Sie am Wasser und habe mich herbeigeschlichen, um womöglich mit Ihnen zu sprechen.“
    „Oh, wie danke ich Ihnen. Gott wird es vergelten.“
    „Wie viele Häuptlinge sind da?“
    „Nur einer.“
    „Wie heißt er?“
    „Der ‚Eiserne Mund‘. Er hat seine beiden jungen Söhne mit, die die Kriegsprobe ablegen sollen.“
    „Ah! Ich vermute, diese beiden Kerle ritten auf zwei Goldfüchsen?“
    „Ja, das sind ihre Pferde.“
    „Wo befindet sich der Häuptling?“
    „Dort rechts. Sie haben ihm eine Hütte gebaut. Roulin ist bei ihm.“
    „Ah! Dieser Mann ist anwesend?“
    „Ja. Er hat, als ich seine Hand ausschlug, Vater und Mutter in das Bergwerk gesteckt, und nun soll ich, da er auch damit seinen Zweck nicht erreichte, verbrannt werden.“
    „Hm. Das ist mir unerklärlich; aber ich kann nicht lange fragen. Ich werde jedenfalls noch weiteres droben am See erfahren. Mein Zweck ist erreicht. Ich habe Ihnen gesagt, daß ich Sie retten werde. Also haben Sie keine Sorge und vertrauen Sie Gott, dem Herrn. Nur eins noch: Woher stammen Ihre Eltern?“
    „Ich weiß es nicht.“
    „Aber Sie müssen mit ihnen doch davon gesprochen haben!“
    „Das durfte ich nicht.“
    „Haben Sie keine Geschwister?“
    „Nein.“
    „Auch keine gehabt?“
    „Auch nicht.“
    „Welchen Vornamen hat Ihr Vater?“
    „Friedrich.“
    „Und wie nennen Sie Ihre Mutter?“
    „Ich sage nur Mama zu ihr.“
    „Wie aber sagt Ihr Vater zu ihr?“
    „Sind Leute dabei, so nennt er sie Anna, sind sie aber allein, so sagt er ‚gnädige Frau‘ zu ihr.“
    „Hm. Aber Ihr Vater muß doch etwas sein? Er muß doch gearbeitet haben?“
    „Er ist nichts; er hat nicht gearbeitet; jetzt arbeitet er nur im Bergwerk. Mein Gott, er wird bald sterben, und Mutter auch!“
    Ihre Tränen begannen von neuem zu fließen. Da wandte der Indianer den Kopf zu ihr und erhob sich langsam, als er sie in der auffälligen Haltung stehen sah. Er schien Verdacht zu fassen.
    „Um Gottes willen!“ flüsterte Steinbach. „Er kommt! Gehen Sie. Wir sehen uns wieder. Gott sei mit Ihnen!“
    Sie war geistesgegenwärtig genug, seinem Rat sofort zu gehorchen. Wie in tiefe Gedanken versunken, ging sie nach dem umgestürzten Baum zurück, unter dem sie vorher gestanden hatte und setzte sich dort wieder nieder. Der Indsman blickte ihr scharf nach, trat näher und betrachtete den Boden, wo sie das Moos gepflückt hatte. Sodann hob er den Blick nach oben in die Zweige, wo Steinbach im höchsten Fall fünf Meter über ihm lag. Es war ein gefährlicher Moment, aber er ging glücklich vorüber, und der Rote kehrte an sein Feuer zurück.
    Steinbach kroch rückwärts bis zum Stamm und erhob sich dort. Er konnte das Mädchen sehen, das zu ihm emporblickte, ohne ihn erkennen zu können. Es war ihm weh ums Herz. Eine zweite Tschita, fast noch schöner und herrlicher, schien sie doch geistig nicht völlig entwickelt zu sein. Sie wußte gar nichts, weder wie ihr Vater hieß noch den Namen ihres Wohnsitzes. Aber etwas war höchst auffällig: daß ihr Vater ihre Mutter ‚gnädige Frau‘ nannte, wenn sie unbeobachtet waren. Das gab zu denken. Irgendein Geheimnis mußte

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