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52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona

52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona

Titel: 52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Mission aufnehmen. Des Nachts kämen unsere Leute, und wir öffneten ihnen Tor und Türen.“
    „Das geht nicht.“
    „Warum nicht? Es ist ja sehr leicht.“
    „Es ist nicht leicht, es ist sogar sehr gefährlich. Man kennt den ‚Eisernen Mund‘, man würde uns sogleich gefangennehmen, und ich käme an den Marterpfahl zu Ehren der Gräber der Häuptlinge. Nein, dieser Plan taugt nichts, gar nichts.“
    „So sage einen anderen.“
    „Was ich tun werde, das weiß ich längst. Es wohnen wenig Leute in der Mission, und ihre Beschützer, die Apachen, sind auf der Jagd. Wir zählen zehn mal drei mal wieder zehn. Wir werden des Nachts das Tal des Silbersees erreichen und die Mission umzingeln. Die Bewohner ahnen nichts. Sie werden überrascht und von uns niedergemacht, ehe es ihnen einfallen kann, sich zu verteidigen. Wir werden sie dann am Marterpfahl verbrennen, wie sie uns verbrennen würden.“
    „Und die Schätze, die sich dort befinden?“
    „Sie sind dein, wie wir besprochen haben. Du wirst sie aber erst dann bekommen, wenn du uns Pulver und Blei dafür gegeben hast, wie zwischen uns ausgemacht worden ist.“
    „Aber wenn wir das Gold und Silber nicht finden?“
    „So werden wir die ‚Taube des Urwalds‘ so lange peinigen, bis sie uns den Ort sagt.“
    „Und sie dann töten?“
    „Ob ich sie töten werde, weiß ich noch nicht“, klang die Stimme des Häuptlings unwirsch. „Ich bin der Anführer der Maricopas und tue, was ich will.“
    „Du vergißt, daß ich nicht dein Untergebener bin.“
    „Und du vergißt, daß ein Häuptling niemals sagt, wie er mit dem Feind kämpfen werde. Ich rate dir, dein Mahl zu halten und dann zu schlafen, damit du heute in der Nacht nicht ermüdest.“
    Man hörte einen nicht ganz unterdrückten Fluch, und dann entfernte sich der ‚Silberne Mann‘. Die Lauscher blickten durch das Blätterdach. Als er aus dem Schutz des Baums getreten war, konnten sie ihn sehen. Er mochte wenig über dreißig Jahre zählen.
    „Wer ist denn dieser Ehrenmann?“ fragte Sam.
    Steinbach sagte ihm, was er von Magda erfahren hatte.
    „Hm! Schätze rauben, Menschen töten und ein armes, weißes Mädchen verbrennen, weil es ihn nicht leiden kann! Das ist allerliebst. Den Kerl wollen wir einmal das Vaterunser beten lehren, daß es ihm beim Amen angst und bange wird. Was nun? Der Häuptling scheint noch unten zu sitzen.“
    „Jedenfalls. Ich werde mich einen Ast tiefer hinablassen, um ihn einmal anzusehen.“
    „Wenn er Euch aber bemerkt!“
    „Das geschieht hoffentlich nicht. Wartet hier!“
    „Fällt mir nicht ein. Ich will mir den roten Kerl doch auch einmal betrachten.“
    Sie schwangen sich also eine Astetage tiefer hinab. Da sahen sie, daß aus Buschwerk für den Häuptling eine kleine Hütte errichtet worden war, in deren Dach eine Lanze steckte, an der ein Skalp hing. Der Häuptling selbst saß vor dem Eingang und hatte zwei kleine Farbtöpfe vor sich stehen, in die er abwechselnd den Pinsel tauchte, um sich das Gesicht zu bemalen.
    „Gelb und schwarz“, sagte Sam flüsternd. „Das sind die Kriegsfarben. Der Kerl meint es also sehr ernst und wird keinen Pardon geben. Doch wer kommt da?“
    Soeben eilten längs des Hurrikan zwei junge Indianer herbei, denen man es ansah, daß sie Brüder waren. Sie mochten siebzehn und achtzehn Jahre alt sein. Als sie ihren Vater bei seiner Beschäftigung sahen, blieben sie in ehrfurchtsvoller Entfernung stehen. Das Bemalen mit den Kriegsfarben ist nämlich stets eine heilige Handlung und darf nicht gestört werden.
    Da sie nicht fremd, sondern seine Söhne waren, winkte er sie endlich herbei.
    „Was wollen die ‚Beiden Finger‘ hier?“ fragte er.
    Der Ältere antwortete:
    „Der ‚Rechte Finger‘ und der ‚Linke Finger‘ kommen zu ihrem Vater, dem Häuptling, um ihm eine Bitte zu sagen.“
    „Sagt sie.“
    „Warum sollen wir hier sitzen unter den Bäumen, wenn wir uns auf dem Kriegspfad befinden? Sind nicht unsere Pferde frisch und mutig? Wir kennen das Ziel des Zuges. Wir wollen Krieger werden und Proben unserer Tüchtigkeit ablegen. Die Jünglinge, die sich einen Namen verdienen wollen, werden stets als Kundschafter ausgesandt. Warum sendet unser Vater, der ‚Eiserne Mund‘, keine Kundschafter aus? Warum gönnt er uns nicht den Ruhm, mit den Skalps zweier Feinde zurückkehren zu können?“
    Diese beiden Indsmen hatten nämlich noch keine festen Namen; sie wurden nur einstweilen ‚Rechter‘ und ‚Linker Finger‘ genannt. Den

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