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52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona

52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona

Titel: 52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Namen, den der Indianer für das ganze Leben trägt, bekommt er erst dann, wenn er seine Probe bestanden hat. Der alte Häuptling ließ ein wohlgefälliges Grinsen sehen, das sich auf seinem halbbemalten Gesicht schrecklich ausnahm. Er fühlte sich von der Unternehmungslust seiner Sprößlinge sehr befriedigt.
    „Wollen die ‚Zwei Finger‘ dem Adler Befehle geben?“ antwortete er. „Was versteht ihr von dem Krieg, den wir jetzt führen? Wozu bedarf ich der Kundschafter? Ich kenne den Ort genau, an den wir gelangen werden. Durch Kundschafter würden wir uns verraten. Die ‚Beiden Finger‘ werden beim nächsten Morgengrauen Gelegenheit finden, sich die Skalps der Weißen zu holen. Sie sollen die ersten sein, die in das Gebäude eindringen.“
    „Wir sind ihrer so viele, und der Bleichgesichter sind so wenige. Die ‚Zwei Finger‘ werden keine Skalps bekommen, wenn sie warten. Sie werden voranreiten.“
    „Ihr bleibt hier!“ gebot er.
    „Der ‚Eiserne Mund‘ ist streng mit seinen Söhnen. Wir haben hier unsere Messer, Köcher, Pfeile und Bogen. Sollen wir damit nichts schießen als Nisch-yuknovan?“
    Dieses letztere Wort bedeutet Schmetterlinge. Der Falter ist wegen seines unregelmäßigen Zickzackfluges außerordentlich schwer zu schießen. Darum üben sich die Indianerknaben mit ihren kleinen Pfeilen auf dieser Jagd. Später aber, wenn sie mannbar geworden sind, schämen sie sich ihrer.
    „Schießt so lange Nisch-yuknovan, bis ihr gelernt habt, dem Häuptling zu gehorchen.“
    Die jungen Indianer blickten einander fragend an und wandten sich dann rasch ab, um sich in den Wald zu entfernen. Es war ihren trotzigen Mienen anzusehen, daß sie gewillt waren, nicht zu gehorchen, sondern irgend etwas zu tun, was ihnen Ruhm und Ehre einbrachte.
    Der Alte dachte das gewiß, denn er brummte wohlgefällig vor sich hin, und die beiden Lauscher verstanden das Wort ‚Okameka‘, das soviel wie ‚Junge Löwen‘ bedeutet.
    „Die begehen irgendeine Dummheit“, flüsterte Sam.
    „Das werden wir sehr gut nutzen. Folgt mir! Aber etwas langsamer als ich, und macht Euern Lasso los, Master Barth.“
    „Warum?“
    „Werdet es sogleich sehen.“
    Steinbach eilte mit wahrhaft unbegreiflicher Leichtigkeit von Ast zu Ast, von Baum zu Baum, in der Richtung fort, in der die beiden Indsmen gegangen waren. Er befand sich oben im Gezweig, legte sich auf einen Ast und hielt den Kopf unter die Zweige hinab, um Umschau zu halten. Kein Mensch war in der Nähe.
    Da schwang er sich schnell hinab. Ein leiser Sprung, und er befand sich hart hinter den beiden und ergriff, seine Arme ausstreckend, natürlich von hinten, hüben den einen und drüben den anderen beim Hals, dann drückte er seine Finger fest zusammen. Sofort verloren die Indianer den Atem und die Besinnung. Sie hatten auch nicht den geringsten Laut ausgestoßen.
    „Donnerwetter, Sir!“ klang Sams Stimme gedämpft von oben herab. „Ich dachte mir so etwas. Sieht es denn jemand?“
    „Jetzt nicht, aber es kann jeden Augenblick jemand kommen. Schnell, nehmt einen hinauf.“
    Mit diesen Worten hob Steinbach den einen der Gefangenen empor, Sam zog denselben schleunigst zu sich hinauf und gleich darauf den zweiten. Steinbach aber schwang sich zu ihm empor, band sie mit Sams Lasso zusammen, stieg dann einen Ast höher und zog sie da hinauf. Sam folgte. Sie konnten von unten nicht bemerkt werden.
    „Ein Geniestreich! Ein Geniestreich!“ kicherte Sam. „Hoffentlich leben sie noch. Es wäre jammerschade, wenn Ihr den süßen Kinderchen weh getan hättet!“
    „Sie sind nicht tot. Sie sollen mir dazu dienen, die Geschichte ohne Blutvergießen zu beenden.“
    „Ah! Als Geiseln?“
    „Ja. Jetzt zu den Pferden.“
    „Unsinn! Wir haben ja die unsrigen. Die tragen die beiden Puppen auch noch mit.“
    „Nein. Wir nehmen die Goldfüchse. Der alte Häuptling muß denken, daß sie aus Verlangen, sich auszuzeichnen, dem Stamm als Kundschafter vorangeritten sind.“
    „Hm! Nicht übel. Auf diese Weise bekommen wir auch die Goldfüchse. Und Euch habe ich für dumm gehalten, Sir, und geglaubt, daß Ihr ein Herlasgrüner seid! Das ist der größte Schwabenstreich, den ich je begangen habe.“
    „Macht ihn heute wieder gut. Vorwärts!“
    „Könnt Ihr denn alle beide tragen?“
    „Natürlich. Kommt nur.“
    Steinbach balancierte, die zwei zusammengebundenen Gefangenen in den Armen, voran. Es war höchst schwierig, sogar gefährlich, bei diesem riesenstarken und so außerordentlich

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