52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona
sprechen.“
„Prächtig! Herrlich! Aber es ist doch wahr! Hier in diesem Amerika stolpert man heutzutage nur so über die Deutschen hinweg. Sogar in diesem entlegenen Winkel schießen sie herum wie die Fliegen. Also grüß Gott, Landsmann! Darf ich wissen, in welcher Gegend Sie Ihre ersten Zähne erhalten haben?“
„In Bayern“, antwortete Zimmermann, dem Dicken die Hände schüttelnd.
„Sapperment! Da sind wir ja Nachbarn! Ich bin nämlich ein Sachse. Kennen Sie vielleicht Herlasgrün?“
„Dem Namen nach.“
„Na, da bin ich her. Wenn Sie mit uns reiten, so werden Sie da oben am See noch mehr Landsleute sehen, auch meine Auguste sogar. Aber wie haben Sie beide sich denn eigentlich gefunden?“
Es wurde ihm in Kürze erklärt, und dann setzten sie mit ihren beiden Gefangenen den Ritt fort.
Je höher sie kamen, desto mehr Apachen erblickten sie, die langsam denselben Weg verfolgten. Sie alle waren gut bewaffnet, aber zu Fuß. Sie hatten das Zeichen, das Wilkins ihnen gegeben hatte, bemerkt. Es galt, das Missionsgebäude gegen einen Überfall zu verteidigen, und dazu konnten sie keine Pferde gebrauchen. Sie traten, als die Reiter an ihnen vorüberkamen, still zur Seite und stießen höchstens beim Anblick der Gefangenen ein halblautes und verwundertes „Uff“ aus.
Oben am See war kein Mensch zu sehen; aber als sie dann in den Hof des Missionsgebäudes gelangten, erblickten sie wohl gegen hundert Apachen, die ruhig und wortlos am Boden saßen, bereit, die ‚Taube des Urwalds‘ gegen die Feinde zu verteidigen.
Draußen ließen sie sich nicht sehen. Es war ja möglich, daß die Maricopas Späher ausgesandt hatten, und diese sollten alles still und leblos finden, um denken zu müssen, daß man von ihrer Annäherung keine Ahnung habe.
ZWEITES KAPITEL
Die Friedenspfeife
Als Wilkins, Jim und Tim herbeikamen, gab es freilich ein Hallo beim Anblick der Gefangenen. Steinbach hatte Sam heimlich gebeten, noch zu verschweigen, daß er der ‚Fürst der Bleichgesichter‘ sei, und so kam es, daß man dem Dicken den Löwenanteil des Ruhmes zusprach.
Dann wurde Kriegsrat gehalten. Steinbach schlug vor, ehe man etwas unternahm, erst die Rückkehr der ‚Starken Hand‘ abzuwarten. Wilkins ging darauf ein. Er hielt es überhaupt für das allerbeste, die Feinde ruhig herbeikommen zu lassen, um sie dann desto sicherer vernichten zu können.
„Vernichten?“ fragte Steinbach. „Das ist meine Absicht nun freilich nicht. Auch die Roten sind Menschen, und man soll nicht ohne die größte Not Menschenblut vergießen.“
„Pah!“ antwortete Sam. „Was Ihr da sagt, das klingt freilich sehr human und zivilisiert, ist aber trotzdem nicht viel wert. Diese Maricopas sind gekommen, um zu rauben und zu plündern. Sie werden jeden Skalp mitnehmen, den sie sich überhaupt verschaffen können. Wir haben uns unserer Haut zu wehren. Falsch angebrachte Nachsicht kann uns nur Schaden bringen. Ich habe mir ganz besonders diesen weißen Roulin auserlesen. Er ist ein Schurke, der uns die Roten auf den Hals hetzt; er wird ganz sicher meine Kugel bekommen.“
„Wenn Ihr mir und uns allen einen Gefallen tun wollt, so unterlaßt Ihr das!“
„Warum?“
„Wenn Ihr ihn tötet, so kann er mir keine Auskunft geben. Ich habe die Ahnung, daß bei ihm der Schlüssel zu einem Rätsel steckt, das uns alle, besonders aber Master Wilkins, interessiert. Der Mann muß am Leben bleiben, um uns Auskunft geben zu können.“
„Meint Ihr? Na, ich will Euch nicht widersprechen und hoffe, daß Ihr Euch nicht irrt. Er mag sich aber dennoch in acht nehmen, daß er meiner Büchse nicht zu nahe kommt, sonst könnte es ihr einfallen, auch ohne meinen Willen loszugehen.“
Die Vorbereitungen, welche zum Empfang der Maricopas getroffen wurden, bestanden zunächst in Anfertigung von Leuchtgegenständen, die auf das platte Dach des Missionsgebäudes geschafft wurden, um da beim Nahen der Feinde angebrannt zu werden. Es war Petroleum, Pech und Harz genug vorhanden zu einem Feuer, mit dem man das ganze Tal des Sees beleuchten konnte.
Die beiden Gefangenen waren eingeschlossen worden. Zimmermann hatte sich schnell mit den Bewohnern des Hauses bekanntgemacht. Man saß in verschiedenen Gruppen im Hof, um sich die Erlebnisse früherer Zeiten zu erzählen und sich in Vermutungen über den Verlauf des zu erwartenden Abenteuers zu ergehen.
Als es dunkel geworden war, hatten sich wohl an die hundertfünfzig Indianer eingefunden, die wohlbewaffnet des
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