52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona
Angriffsaugenblicks harrten. Der Häuptling war noch nicht zurück. Wilkins wollte in Sorge um ihn geraten. Er befürchtete, daß ihm ein Unglück geschehen sei; aber Steinbach beruhigte ihn.
„Habt keine Sorge, Sir! Wie ich die ‚Starke Hand‘ kenne, so kommt er nicht eher, als die Feinde selbst, um sie uns anzumelden. Mir ist nicht im geringsten bange um ihn.“
Es zeigte sich später, daß er recht hatte.
Schon war es gegen Mitternacht. Draußen herrschte dichte Finsternis. Ruhig und dunkel lag auch das Gebäude da. Keins der Fenster, die nach außen führten, war erleuchtet. Da klopfte es leise an das Tor; die alte Indianerin öffnete den Schieber und fragte, wer draußen sei. Es war der Apachenhäuptling. Er ging, als sie ihn einließ, wortlos an ihr vorüber. Sein Pferd hatte er nicht mit; er hatte es an irgendeiner sicheren Stelle untergebracht, um besser lauschen und beobachten zu können. Im Hof brannte ein Feuer, dessen Schein aber nicht nach außen dringen konnte. Es beleuchtete die Gestalten der Apachen. Der Häuptling rief ihnen nur einige kurze Worte zu, worauf sie sofort verschwanden, um sich auf die Plattform des Hauses und in diejenigen Stuben zu verteilen, deren Fenster nach auswärts gingen. Auch als er in das Gemach kam, in dem die Weißen versammelt waren, sagte er nichts als:
„Die Hunde der Maricopas sind da.“
„Endlich!“ meinte Sam. „Nun kann das Theater losgehen. Dieses lange Warten ist das unangenehmste, was es nur geben kann. Werden sie sogleich angreifen?“
„Sie sind hart hinter mir her und nahen sich jetzt dem Haus, das sie umzingeln werden. Haben meine weißen Brüder dafür gesorgt, daß ein Feuer angebrannt wird?“
Er erhielt natürlich eine bejahende Antwort, und nun begab sich ein jeder auf seinen Posten. Der dicke Sam ließ es sich nicht nehmen, hinter das Eingangstor plaziert zu werden. Er glaubte da am ersten zum Schuß zu kommen.
Draußen war nicht das leiseste Geräusch zu vernehmen. Sam stand am Guckloch und blickte hinaus, konnte aber nichts, gar nichts sehen. Dennoch wußte er, daß die Angreifer nur wenige Schritte entfernt seien. Erkennen konnte er sie nicht; es war mehr Instinkt, der es ihm sagte.
Verwundert horchte er auf, als er den Schritt eines Pferdes hörte, der langsam näher kam und draußen am Tor anhielt. Man klopfte. Sam wartete eine Weile, um den Einlaß Begehrenden glauben zu machen, daß man bereits im Schlaf sei, und erst nach wiederholtem Klopfen schob er den Schieber zurück und fragte laut hinaus:
„Wer ist da?“
„Ein Bote“, antwortete der Betreffende. Es war seiner Ausdrucksweise nach ein Indianer.
„An wen?“ fragte Sam.
„An die ‚Taube des Urwalds‘.“
„Von wem?“
„Von der ‚Starken Hand‘.“
„Wer bist denn du?“
„Ich bin der ‚Fliegende Pfeil‘ vom Volk der Apachen.“
„Wunderbar! Wo befindet sich denn der große Häuptling, der dich sendet?“
„Er jagt den Büffel an den Ufern des Gila.“
Dann vernahm Sam ein leises Schleichen. Es kamen mehrere der Angreifer herbei. Der Plan war, sich öffnen zu lassen und mit demjenigen, der sich für einen Boten ausgab, zugleich einzudringen. Sam hatte mit demselben so laut gesprochen, daß man es oben auf dem Dach hören konnte. Jetzt antwortete er:
„Er jagt? Hm! Mein roter Bruder irrt sich wohl!“
„Der ‚Fliegende Pfeil‘ irrt sich nicht.“
„Und dennoch. Der berühmte Häuptling ‚Starke Hand‘ befindet sich hier in diesem Haus. Und derjenige, der sich den ‚Fliegenden Pfeil‘ nennt, ist auch hier.“
„Uff!“ erklang es da draußen im Ton des Schrecks.
„Ja“, lachte Sam. „Wer einen andern übertölpeln will, der muß natürlich klüger sein, als dieser andere. Ihr albernen Maricopas aber seid die dümmsten Kerle, die es nur geben kann. Ich war heute bei euch in eurem Lager und habe die Söhne des ‚Eisernen Munds‘ aus eurer Mitte geholt und als Gefangene hierhergebracht. Jetzt wißt ihr, woran ihr seid. Dir aber will ich auf die Lügen, die du uns machst, mein Ja und Amen geben.“
Er hatte bei diesen Worten den Lauf seines Gewehres durch das Guckloch gesteckt, und gleich darauf krachte ein Schuß. Bei dem Blitz desselben sah man den Indianer vom Pferde sinken und zugleich auch eine Anzahl seiner Genossen, die sich herbeigeschlichen hatten, um mit ihm ins Haus zu dringen.
Ein wütendes Geheul antwortete auf den Schuß; dann trat eine momentane tiefe Stille ein. In diesem Augenblick loderte oben auf der Plattform
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