52 Verführungen: Ein Paar holt sich die Lust zurück - (German Edition)
was passiert, wenn es Krebs ist; ich kann mir all die schrecklichen Folgen ausmalen. Die Frage, die mich akut beschäftigt, lautet daher: »Und was, wenn sie nichts finden?« Das Ergebnis, mit dem ich mich am schlechtesten abfinden könnte, wäre die Empfehlung, nach Hause zu gehen und mit den Blutungen zu leben.
Die Krankenschwester, die mich aus dem Wartezimmer holt, lächelt ermutigend. »Ganz schön kalt, nicht?«, sage ich, nur um etwas Konversation zu machen. Sie sieht mich mitleidig an: »Ja, manche Menschen fangen an zu frieren, wenn sie nervös sind.«
»Nein«, erwidere ich, »es ist tatsächlich kalt. Das Thermometer an meinem Auto hat mir auf der Fahrt hierher zwei Grad angezeigt.«
»Mhm«, macht sie nur. Dann lässt sie mich neben einem Gerät Platz nehmen und geht mir ein O P-Hemd besorgen. Anschließend sieht sie mir beim Umkleiden zu. »Vergessen Sie nicht, Ihren Slip auszuziehen«, sagt sie.
»Ja«, sage ich, »da wäre ich auch noch draufgekommen.«
»Wenn man nervös ist, vergisst man das leicht«, sagt sie.
Sehe ich etwa panisch aus, oder was soll das? Ich bin mir ziemlich sicher, dass dem nicht so ist. Niemand geht gern zum Gynäkologen, aber ich bin tatsächlich sogar ziemlich froh, hier zu sein. Ich bin erwachsen, und mein Arzt ist ein Profi. Also sehe ich keinen Grund, bei diesem Theater mitzuspielen.
Außerdem ist das schon meine zweite derartige Untersuchung – die erste hatte ich vor etwa zehn Jahren, als meine Spirale plötzlich unaufndbar war –, daher weiß ich bereits, was mich erwartet. Beim ersten Mal hatte ich im Vorfeld tatsächlich etwas mehr Angst, aber die Möglichkeit, auf einem Bildschirm zu verfolgen, was passierte, sorgte dafür, dass ich am Ende fast Spaß daran hatte.
Die Krankenschwester treibt mich während der Untersuchung
fast in den Wahnsinn. »Sie sind sehr tapfer«, sagt sie. Dabei bin ich das gar nicht. Es tut nicht weh, und ich gehe einfach so damit um, wie ich es bei einer Untersuchung meiner Zehen tun würde.
Dann beginne ich doch ein leichtes Ziehen irgendwo in meiner Vagina zu spüren. »Versuchen Sie da gerade, meine Spirale rauszuziehen?«, frage ich.
»Nein«, sagt der Arzt, »aber man hat mir nur ein stumpfes Instrument für die Biopsie gegeben.«
Er zieht weiter. »Wenn Sie bereits wissen, dass es stumpf ist«, wende ich ein, »dann sollten Sie es vielleicht lieber nicht verwenden.«
»Schauen Sie«, sagt er zu der Schwester und zieht erneut. »Nichts. Dabei sollte es was rausschneiden. Haben Sie noch ein anderes?«
Es gibt ein kleines Hin und Her, während die beiden Krankenschwestern im Behandlungsraum nach einem anderen Instrument suchen und die ganze Zeit über beteuern, das Vorhandene sei doch tadellos. Endlich reichen sie ihm ein Zweites, das aussieht wie eine lange Zange mit gewellten Enden. Ich höre ein vernehmliches »Schnipp«. »Na bitte«, sagt der Arzt, »so sollte das funktionieren!«
Die eine Schwester ist wieder an meiner Seite. »Sie sind so tapfer«, beteuert sie wieder.
Unvermittelt schaut der Gynäkologe auf und sagt: »Ist Ihre Familienplanung abgeschlossen, Mrs. Herbert?«
Einen Augenblick lang bin ich von seiner altmodischen Formulierung, die mich an die 1940er-Jahre erinnert, irritiert.
»Ich habe noch keine Kinder«, stottere ich und denke dabei, Müsstest du das nicht selbst sehen können? Dann wird mir klar, dass diese Antwort vielleicht noch nicht ausreicht. »Ich weiß nicht. Wir haben in diesem Punkt noch nicht endgültig entschieden. Zumindest bis dato. Vielleicht später. Wir haben es schon versucht. Aber dann hat das mit den Blutungen angefangen. Dadurch bin ich ein wenig von der Idee abgekommen.«
Zu viele Informationen. Der Arzt hat den Blickkontakt bereits beendet. Die Schwester betrachtet mich umso mitleidiger.
Verführung Nr. 6
WECKRUF IM MORGENGRAUEN
F ür die nächste Verführung habe ich einen ziemlich raffinierten Plan. Am Dienstag werde ich den Wecker eine Stunde früher stellen und Herbert mit Sex vor der Arbeit überraschen. Irgendwo habe ich gelesen, dass Männer es lieben, mit einem Blowjob geweckt zu werden. Ich glaube, ich bin dazu bereit, sofern ich es nicht vergesse, sobald der Wecker klingelt. Es besteht nämlich ein ziemlich hohes Risiko, dass ich dann wie üblich auf Autopilot schalte, sofort aus dem Bett steige und in die Dusche tappe.
Am Montagabend wird mir klar, dass es nicht funktionieren wird. Ich habe gewisse Zweifel, wie Herbert reagieren wird, wenn er merkt, dass es
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