52 Verführungen: Ein Paar holt sich die Lust zurück - (German Edition)
noch nicht sieben, sondern erst sechs Uhr ist, aber meine Hauptsorge sind eher die Umstände. Erstens hat Herbert nach dem Fitnessstudio am Sonntagabend geduscht, weshalb er sich die Dusche am Montagmorgen schenkte. Montagabend hat er offensichtlich beschlossen,
das Waschen noch um eine Nacht aufzuschieben. Habe ich etwa Lust, einen seit zwei Tagen ungewaschenen Penis in den Mund zu nehmen? Ehrlich gesagt, nein. Außerdem habe ich zum Abendessen eine Pastasauce mit derart viel Knoblauch gekocht, dass mich den ganzen Abend über unkontrollierbare und wirklich lästige Rülpser plagen. Ich vermute, dass dies auch am nächsten Morgen noch zu Unannehmlichkeiten führen wird. Aus den genannten Gründen verzichte ich darauf, das Risiko einzugehen, und stelle diese Idee für eine andere Gelegenheit zurück.
Ich beschließe, Herbert schon zu verraten, dass wir am kommenden Morgen miteinander schlafen werden.
»Oh«, sagt er, »okay.«
»Du bist von der Vorstellung wohl nicht gerade angetan, oder?«
»Doch. Das klingt nach, äh, Spaß.«
Herbert ist ein Morgenmuffel. Nein, streichen Sie das. Er ist morgens nicht einmal wach genug, um zu muffeln. Ich würde mich zwar auch nicht gerade als Morgenmensch bezeichnen, aber im Vergleich zu Herbert bin ich um sieben Uhr früh Julie Andrews. Wie es um sechs Uhr aussieht, möchte ich mir eigentlich lieber auch nicht vorstellen.
In meiner lebhaften Fantasie hatte ich mir zuversichtlich ausgemalt, dass der Nutzen am Ende aller Mühe wert wäre. Und wir würden uns in dem Bewusstsein, schon eine Nummer geschoben zu haben, beseelt auf den Weg zur Arbeit machen.
Hätte ich an dieser Stelle kurz innegehalten und nochmal
darüber nachgedacht, wäre mir meine eigene Dummheit vermutlich aufgefallen. Ich erwartete also, dass wir uns im Morgengrauen und mit Ankündigung aufrafften, miteinander zu schlafen, damit wir uns hinterher verwegen vorkommen konnten. Sie sehen wahrscheinlich schon jetzt den Fehler in meinem Plan – ich hatte nicht den Spaß am Sex im Sinn, sondern die Freude am Gedanken an den Sex, nachdem dieser bereits stattgefunden hat. Aber Um-die-Ecke-Denken ist unerotisch.
Als am Mittwochmorgen der Wecker klingelt, stehe ich vor einem weiteren Problem. Ich habe nicht besonders gut geschlafen (und zwar weil ich mehrmals wach wurde und dachte: O Gott, in ein paar Stunden muss ich Lust auf Sex haben), was zur Folge hat, dass ich mit einer gewissen Übelkeit aufwache. Ein Blowjob steht also definitiv nicht zur Disposition. Ich müsste auf der Stelle kotzen.
»Ich muss erst mal«, sagt Herbert und steigt aus dem Bett.
»Ich eigentlich auch«, sage ich, als er zurückkommt.
Als ich wieder ins dunkle Schlafzimmer stolpere, frage ich mich, ob Herbert inzwischen wohl wieder eingeschlafen ist, und ziehe meinen Pyjama aus. »Möchtest du ein Pfefferminz ?«, frage ich und bin stolz darauf, dass ich am Abend so schlau war, ein Päckchen davon neben dem Bett bereitzulegen.
Wir lutschen beide eines und kuscheln uns aneinander. Ich muss sagen, dass sich das zwar gut anfühlt, aber eher im Sinne von »Mhmmm, ich könnte sofort wieder einschlafen«. Ich erinnere mich daran, dass ich am Zug bin, und beginne,
Herbert zu streicheln. Er beugt sich vor und saugt an einer meiner Brustwarzen, die zu dieser frühen Stunde erstaunlich empfänglich dafür ist. Der Trick an dieser Nummer, so denke ich mir, wird sein, schnell damit fertig zu werden. Also strecke ich beherzt die Hand aus und greife nach Herberts Penis.
Er reagiert jedoch nicht wie gewünscht. Mist, denke ich, ein bisschen mehr Unterstützung werde ich schon brauchen. Ich bin kein bisschen erregt. Deshalb rücke ich noch näher an Herbert heran und reibe seinen Penis an meiner Klitoris, aber das fühlt sich staubtrocken an. »Warte kurz«, sage ich, »ich hol nur ein bisschen Gleitgel.«
Herbert ist Gleitmitteln gegenüber prinzipiell abgeneigt. Ich würde nicht so weit gehen zu behaupten, er betrachte sie als Affront gegen seine sexuelle Leistungsfähigkeit, aber sie sind für ihn nur die allerletzte Notlösung. Ich sehe das pragmatischer, weil ich weiß, dass ich eben nicht an allen Tagen meines Zyklus’ gleich feucht bin. Außerdem habe ich in der Drogerie ein Mittel mit Minzgeschmack gekauft, von dem ich hoffe, dass es für etwas mehr Spaß sorgt.
Nachdem ich ein bisschen davon auf meine Finger gequetscht und es dann verrieben habe, kehre ich ins Bett zurück und klettere auf Herbert hinauf. Vielleicht war ich zu lange im Bad
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