52 Verführungen: Ein Paar holt sich die Lust zurück - (German Edition)
darüber verhört, was unter »Sahne« auf der Speisekarte zu verstehen ist.
Aus genau diesem Grund habe ich mich auch noch nie für Herbert mit Schlagsahne eingesprüht. Es war mir einfach unerträglich, diese ultrahocherhitzte Pampe aus der Dose auf der Haut zu haben. In den letzten Monaten habe ich intensiv über Alternativen nachgedacht. Einen Spritzbeutel? Oder einfach eine Schüssel und einen Löffel? Ich habe kurz überlegt, ob man möglicherweise eine dieser Vorrichtungen besorgen kann, mit der sie einem bei Starbucks die unerwünschte Schlagsahne auf die heiße Schokolade sprühen. Aber selbst ich musste einsehen, dass das zu aufwändig wäre. Ich muss mir schließlich selbst eingestehen, dass Sprühsahne im Schlafzimmer ihre Berechtigung hat.
Herbert ist sowieso ein Verfechter von Sprühsahne. Also bin ich Donnerstagmittag im Supermarkt unterwegs, um die infernalische Dose mit ultrahocherhitzter Sahne zu erstehen. Außerdem eine Schale Himbeeren (bedauerlicherweise völlig außerhalb der Saison, aber mit Frühlingskräutern ließe sich eben nicht annähernd das gleiche Ergebnis erzielen), sowie je eine Flasche Schokosauce und Sekt. Und glauben Sie bloß nicht, ich hätte nicht vorher erwogen, die Schokoladensauce selbst zu machen.
Am Abend warte ich, bis Herbert unter der nach dem Fitnesstraining obligatorischen Dusche verschwunden ist, dann richte ich schnell alles her. Als Erstes decke ich das Bett mit der Wachstuchdecke ab, die normalerweise auf dem Küchentisch liegt, darüber kommen noch zwei Leintücher. Anschließend
lege ich mich nackt auf den Rücken und sprühe mir den Sahnebikini auf, den ich noch geschmackvoll mit Himbeeren verziere. Das Dekor mit der Schokoladensauce werde ich Herbert überlassen, vor allem weil es meinem Werk schaden könnte, wenn ich mich zu viel bewege. Also liege ich einfach auf dem Rücken und warte. Er duscht ewig. Die Sahne fühlte sich kalt an und beginnt stellenweise schon zu verrutschen. Ich wünschte, ich hätte mir ein Glas Sekt eingegossen, um mir die Zeit zu vertreiben.
Endlich kommt Herbert ins Schlafzimmer, und ich rufe: »Überraschung!« Er blinzelt eine Weile in meine Richtung. »Ich bin mit Schlagsahne bedeckt«, füge ich erklärend hinzu.
»Ah«, sagt er. »Ich habe mich schon gefragt, was die Überraschung ist. Ich hab nämlich meine Brille nicht auf.«
Enthusiastisch macht er sich mit der Flasche Schokosauce ans Werk. Zusammen mit der Sahne schmecken wir jetzt beide wie Profiteroles. Die Himbeeren erfreuen sich nicht so großer Beliebtheit. Schließlich handelt es sich um Obst, und das ist für Herbert uninteressant. Bereitwillig lässt er sich allerdings auf das Spiel »Wo ist die Himbeere versteckt?« ein. Das Beste ist jedoch, wie stark die Schokoladensauce an unserer Haut klebt, sodass wir um einiges heftiger lecken als sonst.
Auf meinen Vorschlag hin versuchen wir auch, Körperteile in den Sekt zu tauchen. Die Idee habe ich aus Nancy Fridays Buch Mein geheimer Garten. Ist jedoch eine ziemlich schlechte Idee. Wir probieren es zuerst mit Herberts Penis. Die Kohlensäure blubbert wie verrückt, dann sammeln sich die Bläschen wie ein kleiner Schwarm Piranhas um ihn.
»Aua«, jammert Herbert, »das tut ja weh!« Ungläubig tauche ich eine Brustwarze ins Glas, um zu dem gleichen Ergebnis zu kommen – die Bläschen fühlen sich an wie hundert kleine Nadeln. Also nicht zur Nachahmung zu empfehlen. Nach einer halben Stunde sind wir beide von Kopf bis Fuß mit Sahne, Schokoladensauce und zermatschten Himbeeren verschmiert und uns verlangt es nach einer Dusche. Während wir unter dem Wasserstrahl stehen und zusehen, wie uns die Schokolade aus den Haaren fließt, schaut Herbert mich mit einem Ausdruck der Bewunderung an.
»Ich kann nicht glauben, dass du es über dich gebracht hast, dich so einzusauen«, sagt er.
»Und ich kann nicht glauben, dass ich es über mich gebracht habe, Sprühsahne zu kaufen«, erwidere ich.
April
N ach der Woche mit täglichem Sex gönnen wir uns zur Erholung ein paar Tage in Barcelona.
Die Stadt haben wir das erste Mal gemeinsam besucht, als ich noch Studentin war, und uns auf Anhieb in sie verliebt. Damals wohnten wir in einer schäbigen Pension mit einer Dusche, deren Abfluss sich direkt neben dem Bett im Fußboden befand. Diesmal machen wir einen Haustausch und müssen dabei auch die psychotische Katze der Eigentümer versorgen, die ironischerweise den Namen Paz (Frieden) trägt. Unsere Anwesenheit ärgert sie
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