52 Verführungen: Ein Paar holt sich die Lust zurück - (German Edition)
dem Auto ein Stückchen in die Wälder zu fahren, um einen Spaziergang durch die Glockenblumen zu machen.
Glockenblumen gehören nämlich zu den Dingen, die ich am liebsten mag (außer dem Meer, Schwalben, Schnee, Stevie Wonder, Gin-Martinis und Salzmandeln, Letztere am liebsten zusammen serviert). Heute frage ich mich, ob sie in der Hitze nicht verwelkt sein werden, aber man kann sie schon vom Parkplatz aus sehen: ein fast übernatürliches Blau, das den gesamten Raum zwischen den Baumstämmen ausfüllt.
Im Wald ist es schattig, aber die Luft ist erstaunlich warm, und es duftet wie eine Mischung aus Honig und Hyazinthen. Während wir so dahinspazieren, begegnet uns kaum eine Menschenseele. Ein paar Eichhörnchen und Tauben lassen sich blicken, aber die meisten Leute scheinen sich an einem so sonnigen Tag nicht gerade im Wald herumzutreiben.
Ich bin mir nicht sicher, wer zuerst auf die Idee kam. Vielleicht wir beide gleichzeitig. Jedenfalls streichle ich im Gehen Herberts Rücken. Er bleibt stehen und küsst mich. Dann kommen wir an ein Gatter, und als ich stehen bleibe, um es zu öffnen, presst Herbert sich von hinten an mich und knabbert an meinem Nacken. Wir überqueren eine Wiese und kommen in ein noch ruhigeres Waldstück. Ich bleibe stehen, um Herbert zu küssen, da greift er in meine Bluse und küsst meinen Busen. Er öffnet den Reißverschluss meines Rockes.
»Wir können es doch nicht mitten auf dem Weg im Stehen treiben«, sage ich.
»Wir würden doch sehen, wenn jemand kommt.«
»Aber erst nachdem die Leute uns schon gesehen hätten!«
Ich ziehe ihn noch ein Stück den Weg entlang und biege dann zwischen die Bäume ab. Hier gibt es auch nicht viel
Deckung, aber zumindest würde man eine Weile brauchen, um uns zu bemerken. Als ich mich an einen Baum lehne, ist Herbert sofort bei mir. »Ich dachte schon, du würdest mich abblitzen lassen«, sagt er und küsst mich.
Er verliert keine Zeit, sondern öffnet seine Jeans und schiebt meinen Rock hoch. Ob ich wohl schon Sex haben darf? Ich bin mir nicht sicher. Vielleicht sollte ich irgendwas sagen … Aber nein, Herbert scheint selbst mitgedacht zu haben. Er schiebt seinen Penis nur vorsichtig zwischen meine Schenkel, und dabei belassen wir es. Im Stehen ist das ohnehin die bessere Variante – viel einfacher als das sonst damit verbundene Getaumel.
Von meiner Warte aus ist es auch richtig schön. Irgendwann vergesse ich meine Wachsamkeit, obwohl ich schon darauf achte, dass Herberts Hose nicht ganz runterrutscht. Und hin und wieder sucht mein Blick den Horizont nach anderen Spaziergängern ab. Aber niemand kommt. Außer uns beiden.
Ein etwas flacher Witz, ich weiß.
Verführung Nr. 21
RUF MICH AN!
H erbert und ich wohnten drei Jahre lang getrennt, als ich zur Uni ging. Damals waren wir noch im ersten sexuellen Rausch unserer Beziehung, aber wir wären nie auf die Idee gekommen, Telefonsex zu haben.
Das schicke ich nur voraus, damit Sie sich vorstellen können, wie abgeneigt ich dieser Vorstellung war. Ich hasse auch Dirty Talk; mir fehlt einfach das Vokabular dafür. Im Schlafzimmer bin ich ziemlich schweigsam, von gelegentlichem »Das tut gut« mal abgesehen, aber selbst daran muss ich mich selbst erinnern. Die Vorstellung, am Telefon über»Ooh Baby« hinauszugehen, versetzt mich schon in leichte Panik.
Doch jetzt ist Herbert zu einer seiner seltenen Geschäftsreisen in Deutschland. Schon vor Wochen hat er angekündigt, die Gelegenheit für ein bisschen Telefonsex nutzen zu wollen. Es wird also kein Weg daran vorbeiführen. Ich schätze mal, das gehört heutzutage sowieso zum Standardrepertoire.
Trotzdem versuche ich, das Ganze zu sabotieren, indem ich erst einmal in den Pub gehe. Aber es nützt nichts, dass Herbert mich so erst spätabends erreicht, denn bis dahin habe ich mich den ganzen Abend über gefragt, was ich bloß sagen soll. Um mir Mut zu machen, habe ich außerdem drei Gläser Wein getrunken. Ob das eine gute Idee war, muss sich erst noch herausstellen.
Ich versuche, in Stimmung zu kommen, indem ich mich ausziehe und mit einem Exemplar von »Mein geheimer Garten« ins Bett verziehe. Aber auf jeder Seite, die ich aufschlage, geht es um irgendwelche bizarren Sexualpraktiken, die bei mir eher den Wunsch auslösen, meine Vagina einzuziehen.
Schließlich kommt eine SMS von Herbert: Sollen wir skypen?
Nein, antworte ich, wenn wir unsere Handys benutzen, kann ich im Bett bleiben.
Na gut. Aber wenn du nicht sehr schnell bist, werde ich
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