52 Verführungen: Ein Paar holt sich die Lust zurück - (German Edition)
zwischen meine Beine.«
Wir probieren es aus, aber es funktioniert nicht. Der Winkel stimmt nicht, und sein Penis ploppt immer wieder aus mir heraus. »Doggy Style?«, schlägt er vor. »Nur damit ich dich richtig verstehe, was soll das bringen?«, frage ich zurück.
»Ich wüsste nicht, dass du einen Dildo zum Umschnallen besitzt, deshalb habe ich gehofft, du würdest vielleicht einfach außen herumlangen.«
»Na gut«, meine ich, »versuchen wir’s.« Für eine Weile stoße ich von hinten gegen Herbert, bis er schließlich sagt: »Okay, jetzt komme ich mir blöd vor.« Erleichtert höre ich auf.
Danach haben wir solchen Sex, wie wir ihn auch gehabt hätten, wenn Herbert keine Frauensachen getragen hätte. Es geht gut, auch wenn ich eine Weile brauche, bis ich richtig erregt bin.
Als ich danach meine benutzten Strümpfe aus dem Müll gerettet habe (das sind doch keine Wegwerfartikel!) und ihm die Verwendung der Reinigungslotion erklärt habe (Herbert: Musst du das wirklich jeden Tag machen?), frage ich: »Hat es dir denn jetzt gefallen?«
Er zuckt mit den Achseln. »War schon okay. Aber ich kann nicht behaupten, dass ich mich darum reißen würde, es noch mal zu machen.«
Ich muss sagen, dass ich das mit Erleichterung höre.
Nach fünfzehn Jahren in einer Beziehung finde ich es fast unvorstellbar, Sex mit einem anderen Partner zu haben. Ich kann mir die Abläufe zwischen dem ersten Blickkontakt bis dahin, jemand meine Muschi zu zeigen, nicht mal vor meinem geistigen Auge ausmalen. So weit zu gehen, erschiene mir heute unglaublich bizarr.
Und trotzdem muss es mit dem Sex damals leichter gewesen sein. Ich war nicht so unbeholfen, wenn ich welchen wollte oder es etwas Neues auszuprobieren galt. Es kam mir vor, als gäbe es da eine gewisse Intimität, in der ich mein Verlangen zum Ausdruck bringen konnte. Ich weiß, dass ich für Herbert ein Rätsel war, so wie er für mich. Was auch immer
ich in sexueller Hinsicht anbot, kam von mir und nur von mir. Er kannte mich noch nicht gut genug, um zu merken, ob ich das vorher schon mal ausprobiert hatte oder ob etwas für mich untypisch war. Es war befreiend, mich in seinen Augen neu zu erfinden.
Vergleiche ich mich heute mit dem Mädchen von damals, dann staune ich nicht schlecht darüber, wie verunsichert ich inzwischen bin. Sollte ich mich in unserer langjährigen Beziehung nicht geborgen und sicher genug fühlen, um zu experimentieren und meine geheimsten Wünsche auszusprechen? In dem Bewusstsein, dass mein Liebster mir wohlgesonnen und vertrauenswürdig ist. Sollte ich nicht viele Jahre des Erkundens hinter mir haben und über einen großen Fundus an erotischen Erfahrungen verfügen?
Doch das Gegenteil ist der Fall. Im Verlauf unserer Beziehung hat meine sexuelle Experimentierfreude kontinuierlich abgenommen, noch dazu geniere ich mich zunehmend für meine eigenen Bedürfnisse. Und so sind wir beide in eine langweilige Routine im Bett verfallen, die keinen von uns mehr anmacht.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mit einem neuen Lover zu meinem freieren Ich zurückfände. Für Herbert bin ich dagegen seine praktisch veranlagte, empfindsame Ehefrau, die den Haushalt organisiert und die Hausarbeiten verteilt. Irgendwann muss ich mich für diese Rolle und gegen die der wilden Geliebten entschieden haben. Beides zu sein wollte mir ganz offensichtlich nicht gelingen.
Rückblickend war das keine gute Entscheidung. Heute
würde ich mich sofort für die wilde Geliebte entscheiden. Aber mit Mitte 20 war es mein Herzenswunsch, häuslich, ruhig und gesetzt zu werden. Bis dahin war mir das Leben so unstet vorgekommen. Ich wollte mich in meiner Welt sicher fühlen, und auch für Herbert eine gewisse Stabilität schaffen. Also strich ich Wände und nähte Vorhänge auf einer Nähmaschine, die ich von meiner Oma geerbt hatte. Außerdem lernte ich kochen und wollte Kinder mit Herbert. In meinen Augen baute ich an einer vernünftigen Zukunft für uns. Heute erkenne ich, dass ich damit sogar mich selbst langweilte.
Jetzt fühle ich mich, als würde ich mein Leben rückwärts leben. Je älter ich werde und je häuslicher meine Freunde, desto heftiger wehre ich mich dagegen. Ich möchte nicht, dass sich mein Leben hauptsächlich um Hypothekenabzahlung und das Fernsehprogramm vom Samstagabend dreht. Schließlich wartet da draußen eine ganze Welt auf mich.
Und Sex ist ein Teil davon. Ich möchte die Wildheit meiner eigenen Lust wiederaufleben lassen, bevor sie gänzlich
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