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52 Verführungen: Ein Paar holt sich die Lust zurück - (German Edition)

52 Verführungen: Ein Paar holt sich die Lust zurück - (German Edition)

Titel: 52 Verführungen: Ein Paar holt sich die Lust zurück - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty Herbert
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verschwindet. Das bedeutet, dass ich irgendwie die Förmlichkeit ablegen muss, die sich bei mir entwickelt hat, und diese seltsame Verlegenheit bekämpfen muss. Aber das ist leichter gesagt als getan. Das sehe ich auch bei Herbert. Jahrelang hat er sich auf Andeutungen beschränkt, dass er insgeheim verwegener ist als ich weiß. Doch jetzt, wo das Liederbuch der modernen Sexualität aufgeschlagen vor ihm liegt, zaudert er auch. Als er es nicht ausleben durfte, kam ihm sein Verlangen wie etwas Düsteres, Inakzeptables vor, wie etwas, das zu viel für mich wäre. Jetzt ist seine Leidenschaft wie
ein Geist, der bei Tageslicht verschwindet. Herbert findet es schwer, irgendwas Spezielles zu wollen, und zieht sich lieber auf Experimente zurück als mich zu verführen. Er denkt sich eher etwas aus, als sich von seiner Lust leiten zu lassen.
    Die Frage ist, wie es uns gelingen kann, diese Befangenheit aus unserer Beziehung zu verbannen. Denn im Moment scheint sie fast unbezwingbar.

Verführung Nr. 19
FERNGESTEUERT
    D a rührt sich nichts.«
    »Vielleicht sind die Batterien leer.«
    »Hast du sie denn nicht aufgeladen?«
    Wir führen diese Unterhaltung flüsternd über den Tisch eines bemerkenswert ruhigen Restaurants hinweg. Ich sage »bemerkenswert«, weil wir uns extra für dieses Restaurant entschieden haben. Es gilt nämlich als das lauteste Lokal am Ort, wo die Tische zugleich den größten Abstand zueinander haben. Aber dieser Donnerstagabend scheint nicht gerade der Spitzenabend zu sein. Außer uns sitzt gerade mal noch ein anderes Paar hier, und nicht einmal das hat sich viel zu sagen.
    Herbert beginnt wieder in seiner Tasche herumzufummeln, zieht die Hand aber ruckartig heraus, als er merkt, dass die Kellnerin hinter ihm steht.
    »Ähm, möchten Sie vielleicht schon etwas zu trinken bestellen ?«
    Wir rutschen beide etwas unbehaglich herum – ich vielleicht ein wenig mehr als Herbert. Denn Sie müssen wissen, dass ich an einen ferngesteuerten Vibrator »angeschlossen« bin, der gerade ausgefallen ist.
    »Für mich ein großes Glas Rotwein«, sage ich, »und ein Steak. Englisch gebraten.«
    Die Kellnerin lächelt, klappt ihren Block zu und dreht sich zum Gehen um. Genau in diesem Moment scheint Herbert an den richtigen Knopf gekommen zu sein, denn plötzlich erwacht der Vibrator zum Leben, was mich einen unwillkürlichen Aufschrei ausstoßen lässt. Ich versuche, ein Hüsteln daraus zu machen und unauffällig zu lächeln, als die Kellnerin sich fragend nach mir umsieht. Herbert kichert wie verrückt.
    »Ich muss mal eben auf die Toilette und nachsehen, was es damit auf sich hat«, sage ich. »Kannst du ihn mal für einen Moment abstellen?«
    Herbert drückt wieder, und die Vibration ist nun kein intensives Brummen mehr, sondern eher ein gleichmäßiges Pulsieren.
    »Oh«, sage ich, »das gefällt mir viel besser. Das sollten wir uns merken. Probier’s nochmal.«
    Diesmal wird ein schwaches Surren daraus, wie ein Motor im Leerlauf. »Nee«, sage ich, »läuft immer noch.«
    Das stille Paar am Nachbartisch beugt sich zueinander, um zu tuscheln. Gelegentlich schauen beide zu uns herüber. »Ich glaube, wir brauchen ein Codewort.«
    »Wie wär’s mit Siebenschläfer?«, schlägt Herbert vor.
    »Super. Das ist wirklich diskret, denn dieses Wort kommt in einer normalen Unterhaltung ja auch dauernd vor.«
    Herbert kichert wieder in sich hinein und drückt erneut den Knopf. Diesmal ist der Vibrator endlich aus. »Alles klar, Siebenschläfer«, sage ich.
    Ich stolpere auf die Toilette, wo ich erst einmal den langen Draht zwischen dem Vibrator und dem Batterieteil entwirren muss, bevor ich meine Jeans herunterziehen kann. Ich trage heute Abend ein Hängerchen als Oberteil, weil es das einzige Kleidungsstück war, das die mauvefarbene, an meine Jeans geklemmte Box mit dem blinkenden roten Lämpchen und den hervorstehenden Drähten verbirgt. In meinem ersten, figurbetonteren Outfit sah ich wie eine dilettantische Selbstmordattentäterin aus.
    Die Jeans ist auch wichtig als Schalldämpfer. Meine Vagina scheint nicht so stark zu isolieren, dass man das Summen darin nicht von außen hören würde. Das Geräusch erinnert übrigens an eine gefräßige Mücke im Schlafzimmer. Herbert hatte noch vorgeschlagen, ich solle doch eine Damenbinde als zusätzlichen Dämpfer benutzen. Keine sehr ansprechende Option.
    Als ich an den Tisch zurückkehre, sehe ich, dass unser Essen inzwischen serviert ist. Herbert lässt mich ein paar Gabeln

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