52 Verführungen: Ein Paar holt sich die Lust zurück - (German Edition)
darüber?, schreibe ich zurück.
Weil das dem Ganzen noch einen Extra-Kick gibt.
Nein, mein Lieber, tut es nicht.
Als er am Abend heimkommt, frage ich ihn, wie es gelaufen ist.
»Also, ich hab mir auf der Toilette im Pub einen runtergeholt. Mehr gibt’s darüber nicht zu sagen.«
»War es denn gut?«
»Ja.«
»Und …«
Herbert seufzt.
»Es war ein bisschen laut. Ich stand in einer von diesen kleinen Kabinen, also musste ich verdammt vorsichtig sein. Außerdem hatte ich mein Handy aus Versehen so eingestellt, dass es alle Videos abgespielt hat, nicht nur deins. Also musste ich mir irgendwann auch den Trailer zu Kick-Ass anschauen. Dann musste ich das Ganze anhalten und neu programmieren, damit ich deinen Film als Dauerschleife sehen konnte. Dabei ist mir das Telefon fast ins Klo gefallen. Dann wurde mir klar, dass ich irgendein Gleitmittel brauche, weißt du, da habe ich mir dann mal eben in die Hand gespuckt …«
Ich: »Ha! Dann war das in Brokeback Mountain also doch nicht übertrieben!«
Herbert (mich ignorierend): » … dann war das aber zu laut, also musste ich es wieder abwischen.« »Alles in allem also eher Mist?«
»Nein. Ich bekam einen tollen Orgasmus. Echt. Komisch war nur, dass Jerry mich irgendwie so seltsam angesehen hat, als ich von der Toilette zurückkam.«
Am Freitagabend habe ich mich dermaßen betrunken, dass ich den Großteil des Samstags im Bett verbringen musste.
Das erzähle ich, damit Sie mich recht verstehen, nicht voll Stolz. Ich hätte um Mitternacht wohl besser auf Tee umsteigen sollen, anstatt allen Leuten immer mehr Wein nachzuschenken.
Während ich also den Samstagnachmittag im Bett zubringe und versuche, so still wie möglich zu liegen, damit mir nicht schlecht wird, kommen mir »Kater« auf einmal gar nicht mehr so zufällig vor. Sie sind nicht die Folge fehlender Zurückhaltung, sondern eine Entscheidung gegen dieselbe, eine bewusste Kapitulation vor der Nacht. Sie sind eine Möglichkeit, wieder Zugang zum eigenen jüngeren Ich zu finden, zu jenen Zeiten, als man an einem Samstagnachmittag sowieso nichts Besseres vorhatte und sich ein paar Extrastunden im Bett locker leisten konnte. So gesehen ist ein »Kater« eine Forderung nach etwas Auszeit von der Tretmühle des Erwachsenseins. Um für eine Weile zu vergessen, dass du 33 und praktisch unfruchtbar bist, dass du auf die Ergebnisse weiterer Biopsien deines Gebärmutterhalses wartest und offen gestanden keinen Schimmer hast, wie es weitergehen soll.
Ich würde mir eine emotional intelligentere Methode wünschen, um mit den Wendepunkten im Leben umzugehen, aber das ist nun mal meine Art. Ich verwandle, indem ich einen über den Durst trinke, eine seelische Krise in eine leichter fass- und heilbare körperliche. Und das bedeutet wiederum, dass ich ein paar Tage lang mehr besser für mich sorge.
Verführung Nr. 33
DIE MACHT DER GEZEITEN
H erbert ist wild entschlossen.
»Aber es regnet«, sage ich. »Wir müssen das aufschieben, bis das Wetter sich bessert.«
»Im Internet heißt es, dass es um ein Uhr wolkenlos sein wird.«
»Ich werde aber sicher nicht bis ein Uhr nachts warten.«
»Wolken verschwinden ja nicht auf einen Schlag, sondern nach und nach.«
»Na gut, wenn es dich nicht stört, dass ich Gummistiefel und Regenjacke trage.«
»Klingt verführerisch.«
Zum Teufel mit ihm. Jetzt muss ich allen Ernstes über das passende Outfit für Sex an einem verregneten Strand nachdenken. »Soll ich die Picknickdecke vom Dachboden holen?« , schreit Herbert von unten.
»Also ich lege mich ganz bestimmt nicht hin!« Was auch
immer passieren wird, es wird im Stehen vor sich gehen müssen, zweifellos an einen der feuchten, hölzernen Wellenbrecher gelehnt. Wenigstens macht mir das die Wahl der Kleidung leichter: langer Rock, kein Slip, dicke Strümpfe (da draußen ist es frisch), Stiefel und, ja, auch die Regenjacke. Das war kein Scherz.
Als wir ins Auto steigen, ist es dunkel, aber es hat aufgehört zu regnen. Während wir an der Küste entlangfahren, sehen wir, dass die Sonne noch nicht ganz untergegangen ist. Der Horizont glüht rötlich, darüber hängen dicke schwarze Wolken. Zwischen den Häusern blitzt immer wieder das Meer durch. Das Wasser wird von der sinkenden Sonne angestrahlt. Es sieht so schön aus, dass ich nach Luft schnappe. Herbert erhascht gleichzeitig einen Blick darauf und verzieht den Wagen. Ich lege eine Hand auf seinen Oberschenkel, und er drückt sie. Der dunkle, unheilverkündende
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