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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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werde mir alle Mühe geben, die Verfolger irrezuleiten.“
    „So freue ich mich auf die Stunde, in der ich dich wiedersehen werde.“
    „Freust du dich wirklich auf dieselbe?“
    „Du darfst nicht daran zweifeln.“
    „Aber dieses Wiedersehen wird ein sehr kurzes sein, denn sobald wir kommen, werden dich einige unserer Leute über die Grenze schaffen. Dann gehst du in deine Heimat und kehrst nie wieder.“
    Sie sagte das in traurigem Ton, so daß er ihre Hand ergriff und sie fragte:
    „Tut dir das Scheiden denn leid?“
    „Ja, von ganzem Herzen. Du bist ja mein Retter. Den Ring, den ich dir gegeben habe, hat dir der Rittmeister abgenommen. Nun hast du nicht einmal ein Andenken an mich.“
    „Du ja auch keines an mich!“
    „O doch. Ich werde immer an dich denken. Du hast mir das verlorene Leben zurückgegeben. Ist das nicht genug? Ist das nicht das wertvollste Andenken, was man sich zu geben vermag? Ich möchte dir gern einen anderen Ring geben, wenn ich wüßte, daß du ihn annehmen würdest.“
    „So sind zwei Ringe für dich verloren.“
    „Das ist mir gleich. Du weißt ja, daß wir reich sind. Darf ich?“
    „Ja, aber unter einer Bedingung.“
    „Sage sie. Wenn ich kann, werde ich sie erfüllen.“
    „Laß dir den ersten Ring von dem Rittmeister zurückgeben.“
    „Das werde ich tun. Noch heute muß er ihn mir wiedergeben.“
    „Wird er es tun?“
    „Er muß. Wenn ich es will, so setze ich es auch durch. Er soll einen Ring, den ich für dich bestimmt habe, nicht tragen dürfen. Und nun nimm diesen hier!“
    Karpala zog einen Reif vom Finger und gab ihn dem Kosaken hin. Dieser steckte ihn an, zog ihre Hand an sein Herz und sagte:
    „Karpala, es mag kommen, was da wolle, dieses Andenken werde ich so heilighalten wie kein zweites. Du sagst, daß du oft an mich denken wirst, und ich versichere, daß mein Sinnen gar nicht von dir lassen wird.“
    „So sagst du jetzt. Ich wohne auf der weiten, stillen einsamen Ebene, da stört mich nichts, an dich zu denken. Du aber gehst in ein Land, wo es ganz anders ist als hier. Da wirst du bald keine Zeit haben, dich an Karpala zu erinnern, und gar bald wird es geschehen sein, daß du mich vergessen hast.“
    „Nie, nie werde ich deiner vergessen.“
    „Wenn dein Heimatland doch nicht gar so weit von hier läge, so daß man einmal hinreiten könnte!“
    „Würdest du kommen?“
    „Ganz gewiß. Wie lange müßte man reiten, um es zu erreichen?“
    „Viele, viele Monate lang.“
    „Das ist traurig. So kann ich nicht zu dir, und da kannst nicht zu mir. Warum mußt du fort von hier?“
    Sie sagte das in wirklich aufrichtiger Trauer. Es überwallte ihn heiß. Er antwortete:
    „Was könnte es nützen, wenn ich länger hier bliebe?“
    „Wir würden uns täglich sehen.“
    „Meinst du, daß uns das erfreuen könnte? Du wärst das Weib des Rittmeisters. So oft ich dich erblickte, würde mich der Grimm übermannen.“
    Sie entzog ihm ihre Hand, drückte dieselbe gegen ihr klopfendes Herz und sagte:
    „Ich habe bis jetzt es für möglich gehalten, daß ich ihm angehören kann, in diesem Augenblick aber fühle ich es, daß das ganz und gar unmöglich ist.“
    „Darf ich das glauben?“
    „Ich sage es dir, und so ist es wahr. Ich werde lieber sterben, als daß ich ihm nur einen freundlichen Blick gebe.“
    Da beugte er sich zu ihr nieder und fragte:
    „Warum merkst du es erst jetzt, in diesem Augenblick?“
    „Warum? Das weiß ich nicht. Ich fühle es deutlich, aber woher diese Erkenntnis kommt, das kann ich nicht sagen. Ich – ich möchte am liebsten –“
    Karpala hielt inne. Es klang, als ob sie mit Tränen kämpfe.
    „Was möchtest du? Sage es!“ bat er in innigem Ton.
    „Ich wollte sagen: Wenn der Vater nicht wäre und die Mutter nicht, so – so –“
    „Nun? Weiter, bitte, bitte!“
    „So möchte ich am allerliebsten mit dir fortgehen in deine Heimat.“
    Sie sagte das langsam, traurig, er hörte es ihr an, daß es ihr ernst mit diesen Worten sei.
    „Mit mir gehen? Und dort bleiben?“
    „Ja.“
    „Für immer? Nie wieder nach hier zurückkehren?“
    „Nie wieder. Wo du wärst, da würde ich gern bleiben.“
    Da legte er seinen Arm um sie und zog sie leise, leise an sich.
    „Wenn du wüßtest, wie glücklich du mich durch diese Worte machst!“ flüsterte er.
    „Freut es dich wirklich?“
    „Unendlich. Es hat mich, so lange ich lebe, noch nichts so sehr gefreut wie das!“
    „So denke daran, wenn du daheim bist. Du wirst dir dann sagen

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