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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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daß er hinkommen würde?“
    „Unbedingt. Es muß ihm ja alles daran liegen, diesen gefährlichen Menschen zu ergreifen. Freilich, wenn nur eine Möglichkeit vorhanden wäre, daß der Derwisch weiß, wer Sie sind, so müßten Sie sich hüten, sich von ihm sehen zu lassen.“
    „Ich bin überzeugt, daß er nicht weiß, wer ich bin.“
    „Seien Sie trotzdem äußerst vorsichtig. Dieser Mensch hat sich ganz außerordentlich in der Gewalt. Er wird nur selten merken lassen, was er denkt!“
    „Kommen Sie auch mit?“
    „Auf alle Fälle. Ich würde gleich jetzt mit Ihnen reiten, aber ich habe die strengste Weisung von Steinbach, ihn hier zu erwarten.“
    „So wünsche ich, daß er bald hier eintreffen möge. Nur fragt es sich, ob er mich noch finden wird.“
    „Warum sollte er nicht?“
    „Ich werde also am Mückenfluß sein. Das ist allerdings eine so allgemeine und unsichere Ortsbezeichnung, daß es fast unmöglich ist, mich auf dieselbe hin aufzusuchen.“
    Der Dicke stieß ein lustiges Lachen aus und antwortete:
    „Mein lieber Freund, ich will Ihnen sagen, daß Sie keine Ahnung von dem Spür- und Scharfsinne eines Präriejägers haben. Reiten Sie jetzt nach dem Mückenfluß und geben Sie sich Mühe, sich dort zu verstecken. Ich komme in einer Woche nach und werde Sie doch ganz sicher auffinden. Und Steinbach ist ein noch ganz anderer Kerl als ich. Übrigens können Sie ja dazu beitragen, daß wir Ihre Spur leicht finden. Sie brauchen uns doch nur ein Zeichen zurückzulassen. Legen Sie heimlich, so daß es von niemandem bemerkt wird, überall, wo Sie sich befinden und so oft es Ihnen paßt, zwei Steine übereinander und daneben einen dritten in derjenigen Richtung, in der Sie den Ritt fortsetzen. Haben Sie noch eine Frage, eine Erkundigung?“
    „Nein.“
    „So brechen Sie auf. Mit allem, was wir heute getan und gesprochen haben, ist die Nacht beinahe vergangen. Bald wird der Morgen grauen, und Sie müssen doch einen genügenden Vorsprung vor etwaigen Verfolgern haben.“
    „Die fürchte ich nicht. Der Fürst hat jedenfalls zwei der schnellsten Pferde für uns ausgesucht. Und meine Flucht wird wohl erst spät entdeckt werden. Ein einziger Umstand macht mir Bedenken. Ich bin nämlich ohne alle Waffen. Und deren bedarf ich doch auf alle Fälle.“
    Da sagte Karpala:
    „Ich habe für alles gesorgt, denn ich wußte, daß du keine Waffen hattest und sie doch brauchen würdest. Dort am Sattel findest du eine gute Flinte, und in der Tasche steckt ein Messer und auch Munition. Mundvorrat für viele Tage liegt hinter dem Sattel quer über dem Pferd.“
    Sam verstand diese in russischer Sprache gesagten Worte. Er dachte sich, daß der Kosak vielleicht noch einen Augenblick mit dem schönen Mädchen allein zu sein wünsche, darum meinte er:
    „So sind Sie ja mit allem Nötigen versehen, und wir können uns verabschieden. Also leben Sie wohl. Reiten Sie glücklich und seien Sie überzeugt, daß wir uns bald wiedersehen werden. Aber nehmen Sie sich vor diesem sogenannten Lomonow, dem angeblichen Kaufmann aus Orenburg, in acht. Er ist nicht nur gewalttätig, sondern auch schlau. Ihn zu täuschen, dazu gehört viel.“
    „Haben Sie keine Sorge! Ich fürchte ihn nicht!“
    „Und noch eins, woran ich soeben denke. Machen Sie da ja keinen Fehler. Was sagen Sie, wenn er Sie fragt, was Sie bei ihm wollen?“
    „Hm! Darüber muß ich vorher nachdenken.“
    „Nun, können Sie nicht zum Beispiel sagen, daß Sie mit anderen ausgeschickt worden seien, um den verborgenen Aufenthalt eines entflohenen Verbannten auszukundschaften?“
    „Da haben Sie sehr recht. Das ist eine sehr gute Erklärung. Wenn ich das vorgebe, so ist ein jeder geradezu verpflichtet, mir alle mögliche Unterstützung angedeihen zu lassen.“
    „Freut mich, Sie bemerken also bereits jetzt, daß so ein alter Präriejäger kein übler Junge ist. Könnte ich bei Ihnen sein, so würde ich für Sie nicht das allermindeste befürchten. Nun jetzt ein Lebewohl!“
    „Adieu, und auf ein baldiges Wiedersehen.“
    Als Sam von dannen geschritten war, wandte sich der Kosak an Karpala:
    „Wann werdet ihr nach dem Mückenfluß kommen?“
    „Wir bleiben hier, bis der Markt zu Ende ist. Ich würde gern noch eher aufbrechen, aber das könnte auffallen. Man wird uns so schon im Verdacht haben, dir bei deiner Flucht behilflich gewesen zu sein.“
    „Hoffentlich bereitet man dir keine Unannehmlichkeiten. Ich würde das sehr beklagen.“
    „Ich fürchte mich nicht. Ich

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