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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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werden, seinen Bericht vollends zu Ende.
    „Was werden Sie nun tun?“ fragte er sodann.
    „Fort gehe ich, in die Heimat, zu den Meinen. Etwas anderes gibt es nicht. Mein Herz treibt mich mit aller Macht zu ihnen.“
    „Aber Karpala?“
    „Fragen Sie nicht! Die Liebe zu diesem Mädchen hält mich zwar mit allen Banden hier fest; aber die Meinen haben größere und heiligere Ansprüche auf mich. Und wenn auch sie mich liebte, müßte ich sie nicht dennoch aufgeben? Ich bin ein Flüchtling, geächtet und vogelfrei. Hier könnte ich auf keinen Fall bleiben.“
    „Sie haben recht. Nehmen Sie also das Anerbieten des Mädchens an. Bleiben Sie in dem Ihnen von ihr gebotenen Asyl bis Steinbach kommt. Dieser wird diejenigen Maßregeln ergreifen, die am geeignetsten sind, Ihnen die Heimkehr zu ermöglichen.“
    „Und Florin, der Derwisch?“
    „Er ist jedenfalls im Wirtshaus abgestiegen. Dort bleibt man heute wegen des Marktes und Tanzes die ganze Nacht wach. Wir müssen uns sofort nach ihm erkundigen.“
    „Sie mögen recht haben; aber das darf doch an ihrem Entschluß nichts ändern.“
    „Vielleicht doch. Ich werde hier den Tungusen hinschicken. Er mag den Wirt fragen.“
    „Das ist mir nicht sicher genug. Lieber gehe ich selbst.“
    „Aber wissen Sie, wie er sich hier genannt hat?“
    „Nein.“
    „Er war beim Kreishauptmanne, wo ich ihn mir genau betrachtet habe. Ich will Ihnen den Menschen beschreiben, und danach kann Ihnen der Wirt Auskunft geben.“
    Der Kosak beschrieb den einstigen Derwisch jetzt ganz genau, und dann eilte Sam fort. Er hatte nur fünf Minuten bis an das Wirtshaus zu gehen.
    Nun saß der Kosak mit Karpala beisammen. Der Tunguse hatte sich diskret zurückgezogen.
    „Wo ist der Ort, nach dem du mich bringen lassen willst?“ fragte er.
    „Er liegt am Mückenfluß zwischen Felsen, in die ein Unbekannter keinen Weg findet. Der Fluß heißt so wegen der vielen Mücken, die zur Zeit des Frühjahrs dort so schrecklich sind, daß sich kein Rentier da aufzuhalten vermag. Jetzt aber zur Herbstzeit gibt es keine dort.“
    „Wie weit ist es bis dorthin?“
    „Man reitet zwei Tage lang. In einigen Tagen kommen wir nach.“
    „Ich werde mich sehr freuen, dich dort zu sehen, und dennoch wird mich dein Anblick schmerzen.“
    „Warum?“
    „Du wirst als die Braut des Rittmeisters kommen.“
    Karpala senkte das Köpfchen und antwortete nicht. Darum fragte er:
    „Habe ich nicht recht?“
    Anstatt ihm direkt mit Ja oder Nein zu antworten, sagte sie:
    „Das würde dich also schmerzen?“
    „Ja. Weil ich überzeugt bin, daß du an der Seite dieses Mannes sehr unglücklich sein würdest.“
    „Wer den Eltern gehorcht, wird stets glücklich.“
    „Nicht immer. Die Eltern haben nur dann Gehorsam zu verlangen, wenn sie für das Wohl ihres Kindes bedacht sind. Warum wünschen die deinigen, daß du die Frau dieses Russen werden sollst?“
    „Weil der Schamane es ihnen geboten hat.“
    „Hast du denn den Rittmeister lieb?“
    „O nein. Ich hasse ihn. Ich werde sein Weib sein, aber berühren dürfen wird er mich nie. Ich trage meine Waffen. Wollte er mich zwingen, so wäre es sein Tod. Berühren darf mich nur derjenige, den ich liebe.“
    „Und wer ist das?“
    Sie antwortete nicht, denn in diesem Augenblick kehrte Sam zurück.
    „Nun, haben Sie etwas erfahren?“ fragte der Kosak.
    „Ja. Er ist dort abgestiegen, aber er befindet sich nicht mehr hier in Platowa. Er nennt sich Peter Lomonow, Kaufmann aus Orenburg, und ist gekommen eines Jagdunternehmens wegen. Er hat eine Gesellschaft Zobeljäger engagiert und ist bereits heute mit ihnen aufgebrochen.“
    „Wohin?“
    „Der berühmte Zobeljäger Nummer Fünf ist der Anführer der Gesellschaft. Er ist kurz vor dem Aufbruch bei dem Wirt gewesen und hat diesem mitgeteilt, daß der Zug zunächst nach dem Mückenfluß gehe.“
    „Dorthin? Das ist mir ungeheuer lieb, denn dorthin führt auch mich mein Weg.“
    „Wirklich? Das wäre ja ein überaus günstiger Zufall. Der Derwisch kennt Sie natürlich?“
    „Nein. Ich bin so viel älter geworden und habe mich so viel verändert, daß ich nicht glaube, daß er mich erkannt hat.“
    „Wenn das der Fall wäre, so könnten Sie sich und uns einen sehr großen Gefallen tun.“
    „Recht gern, natürlich. Welchen Gefallen meinen Sie?“
    „Sie könnten jene Jagdgesellschaft unter irgendwelchen Vorwänden verhindern, den Mückenfluß zu verlassen, damit Steinbach den Derwisch dort antrifft.“
    „Sie meinen,

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