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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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würgte einen Fluch hinab. Hätte er den Dicken zerreißen können, er würde es mit tausend Freuden getan haben. So aber war er gezwungen, seinen Grimm zu verbergen. Er griff daher wieder zur Feder und schrieb weiter, hier und da die notwendigen Fragen aussprechend.
    Die beiden Kosaken hatten keine Ahnung, um was es sich handelte. Sie schwammen bereits in Seligkeit darüber, daß ihnen die Strafe erlassen war.
    „So! Nun unterschreibt!“ gebot der Offizier. „Hier ist die Feder. Und wer nicht schreiben kann, der macht ein Kreuz anstatt seines Namens.“
    Vom Schreibenkönnen war allerdings keine Rede, doch hatten die Kosaken unter großer Mühe gelernt, ihre Namen leidlich auf das Papier zu kritzeln. Sie taten es, wobei ihnen vor Anstrengung der helle Schweiß auf die Stirnen trat. Der Rittmeister kontrasignierte darauf die beiden Dokumente und wandte sich dann an Sam:
    „Fertig! Bist du nun endlich zufrieden?“
    „Bis jetzt, ja.“
    „Nur bis jetzt? Hoffentlich hast du weiter keine Schmerzen!“
    „Gegenwärtig juckt mich noch nichts.“
    „Ich meine, wir sind für immer miteinander fertig“, meinte der Rittmeister, dann wandte er sich an die Kosaken und fragte: „Ihr wißt natürlich, was ihr unterzeichnet habt?“
    Sie schüttelten die Köpfe.
    „Das ist stark! Ja, es ist wahr, den Dummen schickt es der liebe Gott im Schlaf! Kerle, ihr seid vom Militär frei. Ihr braucht nicht weiter zu dienen!“
    „Heilige Mutter Gottes von Kasan, ist das auch wahr?“
    „Ja. Ich sage es euch ja.“
    „Wem hätten wir das zu verdanken?“
    „Hier diesem Mann.“
    Der Rittmeister zeigte dabei auf Sam.
    Die beiden blickten Sam eine Weile starr und ungläubig an. Sein Habitus war freilich gar nicht derjenige eines reichen Mannes, der Geld genug übrig hat, zwei ihm stockfremde Leute vom Militär loszukaufen.
    „Du, du bist es?“ fragte der Enkel jener berühmten Großmutter, die den Geisterfrosch zum ersten Mal gesehen hatte.
    „Ja“, lachte der Dicke. „Hier habt ihr eure Freischeine, und solange ihr diese in den Händen haltet, könnt ihr nicht wieder zum Dienst eingezogen werden! Zeigt sie daheim eurem frommen Popen vor und fragt ihn um guten Rat, falls dieser Herr Rittmeister euch ja noch an den Kragen will. Der Pope wird euch dann gern sagen, was ihr zu tun habt. Wie weit habt ihr nach Hause?“
    „Einige Tagesritte.“
    „Habt ihr Pferde?“
    „Leider nein. Und es geht durch ganz unbewohnte Gegenden.“
    „So müßt ihr euch Pferde kaufen und Fourage und Proviant, damit ihr glücklich nach Hause kommt.“
    „Väterchen, das kannst du wohl sagen, aber wir haben kein Geld.“
    „Das ist freilich schlimm. Könnt ihr denn keins bekommen? Sagt es doch hier dem guten Herrn Rittmeister. Der muß euch ja geben, was ihr braucht!“
    „Ja, das werde ich“, lachte dieser. „Sie werden laufen. In drei Tagen sind sie daheim, wenn sie sich beeilen. Darum will ich meiner Pflicht gemäß ihnen drei Tageslöhnungen und für drei Tage Kommißbrot geben lassen.“
    „Weiter nichts? Da ist es freilich gut, daß der Frosch mehr Verstand gehabt hat.“
    „Welcher Frosch?“
    „Der Geist. Ihr wißt doch, wen ich meine?“
    Diese Frage war an die beiden Kosaken gerichtet. Der eine antwortete:
    „Sprichst du etwa von demjenigen Frosch, der den Schatz behütet?“
    „Ja.“
    „Dann, Väterchen, rede schnell! Was weißt du von ihm?“
    „Sehr wenig; aber das wenige, was ich weiß, das will ich euch sagen. Nämlich heute in der Nacht wurde es mir im Zelt zu warm und dunstig. Darum trat ich heraus und ging nach dem Fluß, wo eine bessere und frischere Luft war. Die Nacht war schön, und die Frösche quakten, indem sie die Köpfe aus dem Wasser steckten. Sobald ich aber einem nahe kam, tauchte er unter. Plötzlich aber vernahm ich ein so tiefes, kräftiges ‚Quaaak‘, wie ich es noch nie in meinem Leben gehört habe, und als ich darauf zuschritt, gewahrte ich einen Frosch, der gerade so groß und dick war, wie ich selbst.“
    „Heilige Katinka! War das etwa ein Geisterfrosch?“
    „Ja. Das wußte ich freilich nicht, jetzt aber weiß ich es.“
    „Was tat er?“
    „Er glotze mich zunächst mit großen Augen starr und steif an.“
    „Hast du dich nicht gefürchtet?“
    „Nein. Ich dachte, wenn ich recht höflich wäre, er würde mir nichts tun. Darum entblößte ich mein Haupt, machte eine tiefe Verneigung und sagte:
    ‚Guten Abend, mein liebes Väterchen. Wie geht es dir?‘
    Er meinte: ‚Guten Abend, mit

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