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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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geht es sehr schlecht.‘
    Was nun weiter geschah, das ist so abenteuerlich, daß man es kaum glauben sollte. Ich muß es euch erzählen. Ich fragte ihn natürlich sogleich: ‚Warum geht es dir schlecht?‘
    ‚Weil ich mich geärgert habe. Wenn man gern erlöst sein will, und immer kommt eine so verdammte Störung darein, da könnte man gleich aus der Haut fahren.‘
    ‚Erlöst? Bist du denn etwa gar ein verzauberter Frosch?‘
    ‚Natürlich‘, antwortete er, indem er das breite Maul aufriß und einen Seufzer ausstieß, der klang, als ob die Räder eines Wagens nicht geschmiert sind. ‚Ich bin ein verwünschter Prinz.‘
    ‚Ja, das sieht man dir an. Wer hat dich denn verzaubert?‘
    ‚Des hiesigen Kreishauptmanns Urgroßmutter. Die war eine Hexe. Nun sitze ich Tag und Nacht unter der Erde und habe einen Schatz zu bewachen.‘
    ‚Sapperment! Sage mir, wo er liegt, so will ich ihn heben.‘
    ‚Oho! Das geht nicht so schnell und leicht, wie du denkst. Den Schatz, den ich bewache, dürfen nur Kosaken heben, und du bist ja keiner.‘
    ‚So will ich es einigen Kosaken sagen, damit du erlöst wirst.‘
    ‚Das tut auch nicht gut, denn die Nachkommen jener verfluchten Hexe kommen allemal dazu, um die Hebung des Schatzes zu hintertreiben. Vorhin haben sie es wieder getan.‘
    ‚Wo denn?‘
    ‚Da drüben am Feuerwerkshaus. Da liegt der Schatz. Es waren zwei brave Burschen da, die ihn heben wollten. Ich erschien ihnen, um ihnen denselben zu zeigen, und sie begannen auch zu graben. Da aber kamen eben jene Abkömmlinge der Hexe und störten sie. Der Schatz sank wieder nieder, bis in den Mittelpunkt der Erde, und nun muß ich wieder hundert Jahre warten, ehe ich jemandem erscheinen darf. Ist das nicht geradezu zum Totärgern?‘
    ‚Freilich! Das glaube ich wohl. Trink einen Wodka drauf!‘
    ‚Ja, wenn man einen hätte! Um meinen Ärger hinabzuspülen sitze ich hier im Fluß und saufe Wasser. Die beiden guten Kosaken meinten es gut mit mir. Sie wollten mir einen Wodka bringen. Darum möchte ich ihnen gern eine Freude machen. Du scheinst mir ein guter Kerl zu sein. Willst du mir einen Gefallen tun?‘
    ‚Sehr gern, liebes Väterchen.‘
    ‚So warte einen Augenblick. Ich will nach dem Mittelpunkt der Erde hinabtauchen. Ich hole etwas. Es dauert gar nicht lange. Ich komme gleich wieder.‘
    Dann plumpste der Frosch in das Wasser und verschwand. Fünf Minuten lang stand ich allein und dachte darüber nach, was für eine Strafe so einer Hexe gehöre, die einen braven Geist als Frosch erscheinen läßt. Dann fuhr er wieder empor, indem er sich schüttelte wie ein Pudel, und sagte: ‚Pfui Teufel! Erst die glühende Hitze da drin in der Erde, und nun das kalte Flußwasser. Wer da nicht ganz fest auf den Nerven ist, der kann sich den allerschönsten Schnupfen holen. Hast du eine Prise?‘
    ‚Nein. Aber ein Prischen Schießpulver tut's vielleicht auch.‘
    ‚Ja, mußt es aber anbrennen.‘
    Ich schüttete ihm darauf den ganzen Inhalt meines Pulverhornes in die beiden Nasenlöcher, hielt ein Streichholz daran, und als das Pulver aufzischte, nieste er einige Male und sagte dann: ‚Ich danke dir! Jetzt wird mir wieder wohl. Man muß sich vorsehen, wenn man bei guter Gesundheit bleiben soll. Und nun komm her! Siehst du, was ich da habe?‘
    ‚Das sind wohl Papiere?‘
    ‚Ja, aber was für welche! Ich bin unten beim Schatz gewesen und habe einen kleinen Griff hinein getan, um den beiden Kosaken eine Freude zu machen.‘
    ‚Du, das freut mich von dir! Du hast ein sehr gutes Herz!‘
    ‚Ja, das habe ich. Wir Geister wissen auch, was ein gutes Gemüt zu bedeuten hat. Schau, das sind lauter Fünfzigrubelscheine. Ich hoffe, daß du ein ehrlicher Kerl bist.‘
    ‚Natürlich.‘
    ‚So will ich sie dir anvertrauen. Aber du darfst mich nicht bemausen.‘
    ‚Fällt mir nicht ein!‘
    ‚Ich würde dir jedoch alle Tage um Mitternacht erscheinen und dir keine Ruhe lassen.‘
    ‚Das ist nicht nötig. Eine solche Arbeit und Unbequemlichkeit will ich dir nicht bereiten. Ich bin ehrlich. Sage mir nur, was ich mit den Scheinen beginnen soll.‘
    ‚Du suchst zwei kräftige Ratniki, die für die Kosaken eintreten wollen, und bezahlst sie. Was dann übrigbleibt, das verteilst du unter die beiden guten Kerle, damit sie sich Pferde kaufen und heimreiten können, um dort ihre Mädel zu heiraten.‘
    ‚Prächtig! Das werde ich sehr gern tun. Hast du sonst noch etwas auszurichten?‘
    ‚Nein. Höchstens kannst du ihnen sagen, daß sie

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