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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wieder um und stecke die Pistole ein. Du kannst nach Hause reiten.“
    Der Rittmeister tat, als hörte er Sams Worte nicht.
    Da zog der Dicke seine Knute, hieb sie ihm über den Rücken und sagte:
    „Dich mache ich schon lebendig. Zur Bildsäule sollst du mir hier nicht werden!“
    Nun bückte sich der Rittmeister nieder. Gedankenschnell riß er den Degen empor, schnallte ihn um, steckte die Pistole in den Gürtel, und nachdem er zu seinem Pferd geeilt und in den Sattel gesprungen war, drückte er dem Tier die Sporen in die Weichen und sprengte wie ein Rasender davon.
    „Der hat genug!“ lachte Jim.
    Die beiden Kosaken, die auf so ungewöhnliche Weise von und zu ihrem Eigentum gekommen waren, bedankten sich fast mit kriechender Demut bei den dreien und ritten sodann weiter. Die anderen erhielten von Sam ein Geldgeschenk für Wodka und kehrten heim.
    Die Exekutoren aber eilten zu ihren Pferden zurück, und auf dem Heimweg teilte Sam ihnen mit, was er heute abend vorhabe. Das war ihnen eben recht. Je mehr Abenteuer, desto besser. Sie erklärten sich mit Freuden bereit, die Pulverkammer auszuräumen.
    Als sie im Lager ankamen, hatte Karpala schon längst auf Sams Rückkehr gewartet. Sie fragte ihn, wo er gewesen sei, und er erzählte ihr ganz aufrichtig und ausführlich das Abenteuer.
    „Das ist recht!“ belobte sie ihn. „Aber getraust du dich denn auch jetzt noch zum Kreishauptmanne?“
    „Nun erst recht.“
    „Sein Sohn darf mir die Einladung nicht abschlagen! Er muß mitkommen. Da ist er gezwungen, mit seinen Schwielen stillzusitzen, und wird entsetzliche Schmerzen leiden, ohne sich dieselben merken lassen zu dürfen. Ich reite.“
    „Und ich komme gleich nach. Ich werde mich so stellen, daß ich dich am Fenster deutlich sehen kann.“
    Die Prinzessin stieg in den Sattel und ritt nach der Stadt. Vor dem Regierungsgebäude sprang sie ab, band das Pferd an einen dazu angebrachten Pfahl und trat ins Haus.
    Sie kannte das Innere desselben genau, stieg daher die Treppe rasch hinan und ging nach dem Wohnzimmer des Kreishauptmanns, in dem sich die drei Familienmitglieder befanden.
    „Blutige Rache! Tod, Tod!“ schrie soeben der Rittmeister. „Noch heute, spätestens morgen.“
    „Das ist entsetzlich! So ein Wagnis gegen uns!“ erklang die Stimme seines Vaters.
    Und seine Mutter klagte:
    „Welche Schmerzen mußt du leiden! Geh doch in dein Zimmer und entkleide dich. Ich will Salbe besorgen.“
    Da klopfte Karpala laut an, so daß man es drinnen gewahr werden mußte, und nun vernahm sie jenes Streichen, Rücken und Rascheln, das man gewöhnlich hört, wenn eine von einem Besuch überraschte Familie sich schnell zum Empfang desselben vorbereitet.
    Sie klopfte abermals.
    „Herein!“ rief nun erst die Stimme des Kreishauptmanns.
    Als Karpala eintrat, erregte ihr Kommen die größte Überraschung, die ganz gewiß keine freudige war.
    Der Rittmeister wollte sich stramm von dem Sofa erheben, auf das er sich seitlich hingehaucht hatte, sank aber mit einem halb unterdrückten Schmerzenslaut wieder zurück. Er hatte nicht in Betracht gezogen, daß die Beinkleider an den Schwielen klebten.
    „Karpala!“ begrüßte dann der Kreishauptmann das junge Mädchen. „Wer hätte das vermuten können!“
    Seine Frau aber rief:
    „Karpala! Willkommen, tausendmal willkommen!“
    Auch der Rittmeister stand jetzt langsam auf und ergriff ihre Hand, zog aber, da es ihm einen plötzlichen Stich in die Schwielen gab, eine schmerzliche Grimasse.
    „Was hast du? Was fehlt dir?“ fragte Karpala voller Teilnahme. „Hast du Schmerzen?“
    „Oh, nichts, gar nichts, nur ein wenig Zahnschmerz“, antwortete er.
    Karpala setzte sich, ließ ihren lächelnden Blick heiter von einer Person auf die andere schweifen und sagte dann:
    „Ich komme, euch einzuladen, um den Abend heute bei uns gesellig zu verbringen. Wir werden dieses Mal nicht so lange hierbleiben, wie wir uns eigentlich vorgenommen hatten, und wollen doch gern soviel wie möglich mit euch beisammen sein. Darum habe ich mich aufgemacht, um euch diese Einladung zu bringen.“
    Die Augen des Rittmeisters leuchteten vergnügt auf.
    „Karpala!“ rief er. „Von wem ist – o du Himmeldonnerwetter!“
    Er hatte in seiner Freude eine schnelle, unvorsichtige Bewegung gemacht, was ihm einen solchen Schmerz bereitete, daß er seine Frage nicht ganz aussprechen und nur den Fluch ausstoßen konnte.
    Karpala, die gar wohl den Grund dieses Verhaltens kannte, hätte beinahe aufgelacht;

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