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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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von Platowa.“
    Sam schüttelte den Kopf und antwortete:
    „Iwan Rapnin? Ja, wenn du der wirklich wärst, so wäre das etwas ganz anderes. Rittmeister bist du und Kommandant auch. Aber Rapnin, Rapnin? Das stimmt nicht. Dein Name ist Iwan Saltikoff.“
    Die Kreishauptmännin stieß einen Schrei des Schreckens aus. Ihr Mann machte eine Bewegung des Entsetzens, und der Rittmeister fuhr auch erschrocken zurück. Doch war er schnell wieder gefaßt, er zwang sich zu einem lauten Lachen und sagte:
    „Dieser Mensch träumt bei offenen Augen, und was er träumt, das hält er für Wahrheit und plaudert es aus!“
    „Ja, wenn es nur ein Traum wäre, so würdet ihr froh sein, Rapnin. Das kenne ich besser.“
    „Nichts, gar nichts kennst du!“
    „Oho! Ich kenne sogar Saltikoff.“
    „Nun, was ist er?“
    „Nichts. Frage lieber, wer er war! Er war ein Verbrecher, ein Verbannter. Da kam Graf Polikeff und gab ihm den Rat, seinen Namen umzuändern und den Namen Saltikoff zu verschenken.“
    „Ah! Wahnsinn!“
    „Nein, Wahrheit! Der Name Saltikoff ward verschenkt, oder vielmehr, er wurde einem aufgezwungen. Und weißt du vielleicht wem?“
    „Nein“, antwortete der Offizier, der leichenblaß geworden war und am ganzen Leib zitterte.
    „So will ich es dir sagen. Der Name Saltikoff wurde aufgezwungen dem Maharadscha Banda von Nubrida. Damals –“
    „Halt!“ gebot der Kreishauptmann, der sich in einer Verlegenheit befand wie noch niemals im ganzen Leben. „Halte ein! Wir wollen nichts weiter hören.“
    „Das glaube ich wohl! Aber wenn ich das nicht erzählen soll, so will ich wenigstens eine Frage aussprechen: Wird Gökala heute mit in das Zelt Karpalas kommen?“
    „Ja“, erklang es zögernd und gedrückt.
    „Schön! Und zwar verlange ich, daß Karpala jetzt zu Gökala geht, um sie selbst einzuladen. Ich werde mich hier niedersetzen und warten, bis sie wiederkommt. Dann begleite ich sie heim.“
    Niemand widersprach ihm, und Karpala ging.
    Sam hatte sich inzwischen auf einen Stuhl gesetzt, machte es sich bequem auf demselben, zog eine Zigarre heraus und brannte sie an.
    „Gehe in die Küche!“ befahl jetzt der Beamte seiner Frau, während der Rittmeister sich wieder auf das Sofa niedergelassen hatte und ganz fassungslos vor sich hinstarrte. Sein Geheimnis in den Händen dieses Mannes, dieses Menschen, der sich ihm bis jetzt nur gefährlich gezeigt hatte! Der Kreishauptmann schritt im Zimmer auf und ab. Er wußte nicht, was er denken und sagen sollte. Er war bisher immer der festen Überzeugung gewesen, daß außer ihm selbst und seinem Sohn nur der Graf der Mitwisser sei, und nun trat dieser fremde Kerl hier auf und zeigte, daß er vollständig eingeweiht war!
    Sam selbst tat, als ob gar nichts vorgefallen sei, blies kunstvolle Ringel aus dem Mund und gab sich dieser Beschäftigung mit einem Eifer hin, als ob es gelte, bei derselben eine Million zu verdienen. Da endlich blieb der Kreishauptmann vor ihm stehen, schlug die Hände über der Brust zusammen und fragte:
    „Wer bist du eigentlich?“
    Sam schnippte die Asche von der Zigarre und antwortete:
    „Ein ehrlicher Kerl.“
    „Unsinn! Danach habe ich nicht gefragt. Wie ist dein Name?“
    „Samuel Barth. Höre, mein lieber Freund, schiebe mir nicht solche unnütze Fragen unter die Nase! Ich bin da sehr kitzlig und könnte dich etwas derb anniesen. Laß mich in Ruhe!“
    „Aber ich muß wissen, wie du dazu kommst, uns von jenem Saltikoff zu erzählen.“
    „Ja, ein Unsinn ist es eigentlich von mir gewesen. Da du selbst jener Saltikoff bist, so hatte ich gar nicht nötig, eine Geschichte zu erzählen, die du doch auf alle Fälle viel besser weißt als ich.“
    „Du befindest dich in einem großen Irrtum. Ich bin nicht Saltikoff. Ich habe niemals einen Menschen dieses Namens gekannt.“
    „Wunderbar!“
    „Dabei gibt es gar nichts Wunderbares.“
    „O doch! Ein Mensch, der sich selbst nicht kennt und niemals etwas von sich gehört hat, das ist doch wunderbar!“
    „Beweise mir doch, daß ich Saltikoff bin!“
    „Pah! Beweise es mir doch, daß du es nicht bist.“
    „Das kann ich dadurch, indem ich den Beweis führe, daß ich Rapnin bin.“
    „Sehr schön! Aber ich würde mir dann sofort das Vergnügen machen, zu beweisen, daß du Saltikoff bist.“
    „Wie wolltest du diesen Beweis führen?“
    „Mündlich und auch schriftlich, ganz wie es verlangt wird.“
    Da lachte der Kreishauptmann laut auf und sagte:
    „Jetzt hast du dich verraten. Ich weiß

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