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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wagte einer der Angefallenen zu erwidern.
    Gleich darauf vernahm man den Hieb einer Peitsche und die Worte:
    „Da, das hast du für das Schwatzen, Kerl! Also, herab!“
    Dann antwortete der Geschlagene:
    „Ich bin jetzt nicht mehr im Dienst, und niemand hat mir etwas zu sagen.“
    „Schön! Ich werde dir zeigen, ob und wer dir etwas zu sagen hat. Zählt ihm zehn auf, aber kräftig!“
    Man hörte darauf, daß der Mann ergriffen wurde.
    „Wollen wir das dulden?“ fragte Jim jetzt leise.
    „Warum nicht?“ meinte Sam. „Zehn Knutenhiebe tun einem Kosaken nichts. Desto hübscher sitzt er dann zu Pferd! Übrigens bekommt der Rittmeister sie zurück. Horcht!“
    Drüben erklang nämlich soeben die Stimme des Offiziers:
    „Eins, zwei, drei, vier – sechs – acht – zehn! Gut für jetzt! Für jedes widersetzliche Wort aber setzt es abermals zehn!“
    „Väterchen“, entgegnete darauf der Geschlagene, „das sollte der Fremde wissen, er würde uns sicherlich in seinen Schutz nehmen.“
    „Meinst du? Für dieses Wort bekommst du nachher zwanzig. Jetzt aber gib einmal die Papiere heraus, die ich dir heute ausgestellt habe, oder ich lasse dich nochmals schlagen.“
    „Hier sind sie.“
    „So! Und nun das Geld!“
    „Väterchen, das habe ich doch geschenkt bekommen!“
    „Ganz gleich! Heraus, oder –“
    „Nun, wenn du mich zwingst, so muß ich es geben. Hier!“
    Der Rittmeister schien zu zählen, denn erst nach einer Weile sagte er:
    „So. Und nun zu dem anderen. Aber damit er gleich von vornherein gefügig ist, zählt ihm auch zehn auf.“
    Man hörte wiederum die Peitsche knallen und den Offizier bis zehn zählen, wie vorher. Dann sagte er:
    „Also gib auch du das Geld und die Papiere heraus!“
    „Mein liebes Väterchen, aber wie soll ich dann leben und mir ein Weibchen nehmen, wenn ich kein Geld und keinen Freischein habe?“
    „Heirate des Teufels Großmutter. Dann kannst du Pech und Schwefel fressen. Her mit dem Geld und den Papieren. Ich gebiete es dir zum letzten Mal!“
    Der Rittmeister sagte das in einem so drohenden Ton, daß der Bedrängte willig antwortete:
    „So muß ich es schon geben. Hier, Väterchen, mag es dir mehr Segen bringen als mir. Mir hat es nur Prügel eingebracht.“
    „Oh, die sind noch nicht zu Ende. Na, da seid ihr also nun wieder leer. Ihr Kanaillen freutet euch wohl gewaltig, als ich diesem fremden Schuft scheinbar nachgab? Nun müßt ihr einsehen, daß doch ich es bin, der zu befehlen hat. Jetzt sollt ihr heimreiten dürfen; aber zum Leben für eure Freundschaft mit diesem dicken, fremden Faß, erhaltet ihr vorher ein Kommißbrot und zwanzig Knutenhiebe dazu, damit es besser schmeckt. Und in zwei Wochen werdet ihr wieder eingezogen, habt diese Pferde mitzubringen und erhaltet die hundert Hiebe, die ich euch heute früh zugesprochen habe. Werft sie nieder und zählt die Hiebe auf, zwanzig für jeden. Sie sollen vor Schmerz quaken wie der Riesenfrosch, der ihnen das Geld geschickt hat.“
    „Und du wirst es ihnen erst einmal vormachen!“ erklang es in diesem Augenblick hinter ihm.
    Der Rittmeister fuhr herum. Da standen Sam, Jim und Tim, alle drei auf ihre Büchsen gestützt, und die gespannten Revolver in der Hand.
    „Donnerwetter!“ fluchte der Rittmeister, totenbleich werdend.
    „Schau, schau!“ höhnte Sam. „Das ist ja eine saubere Geschichte! Ganz so, wie der Geisterfrosch es mir heute nacht vorhergesagt hat. Dem trifft doch wirklich alles zu. Darum muß ich nun auch die Befehle ausführen, die er mir gegeben hat.“
    Die Kosaken wußten nicht, wie ihnen geschah und wie sie sich zu verhalten hatten. Sie richteten ihre Augen fragend auf den Rittmeister. Sam aber bedeutete sie:
    „Steigt ab, Kinderchen, von den Pferden. Aber etwas rasch, sonst helfe ich!“
    Bei diesem Ton und dem Anblick des Revolvers folgten sie sofort der Aufforderung.
    „So, meine Lieblinge. Und nun setzt euch da auf den Stein.“
    Auch jetzt gehorchten sie augenblicklich.
    „Schön, ich sehe, ihr seid gehorsam und gutwillig. Darum soll euch auch gar nichts geschehen, wenn ihr ruhig sitzen bleibt und kein Wort sprecht und kein Glied bewegt. Sonst aber erhaltet ihr sofort eine Kugel. Es wird euch weh getan haben, daß eure guten Kameraden so beraubt und noch dazu geprügelt worden sind. Nun sollt ihr dafür Zeuge sein, daß ihnen ihr Recht zugesprochen wird.“
    Der Rittmeister stand noch ganz fassungslos da. Er konnte es nicht begreifen, sondern hielt es geradezu für ein Wunder,

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