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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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rasch. „Es ist ihr von dem Herrn, in dessen Begleitung sie gekommen ist, verboten, das Haus zu verlassen.“
    „Das ist hart. So werde ich also jetzt einmal zu ihr gehen.“
    „Auch das geht nicht. Sie darf auch keine Besuche empfangen.“
    „Aber warum denn nicht?“
    Karpala trat bei diesen Worten an das Fenster und sah, daß Sam sich sofort in der Richtung nach der Haustür in Bewegung setzte.
    „Warum, das kann ich freilich nicht sagen“, antwortete der Kreishauptmann. „Ihr Begleiter hat wohl alle Veranlassung, sie unter strenger Kontrolle zu halten. Vielleicht ist sie eine Verbannte. Jedenfalls darf ich keinen Menschen zu ihr lassen.“
    Da klopfte es an die Tür, und der Kreishauptmann ging hin, um nachzusehen, wer draußen sei. Aber als er öffnete, fuhr er sofort ganz erstaunt zurück, denn – Sam trat ein.
    „Du wieder?“ rief der Beamte zornig.
    „Ja“, lachte Sam. „Ich habe euch ja bereits gesagt, daß ich heute wohl noch einmal kommen werde.“
    Der Rittmeister streckte den Arm gebieterisch aus, zeigte nach der Tür und schrie:
    „Hinaus!“
    „Hinaus willst du?“ fragte Sam freundlich. „Na, so geh doch!“
    „Nein, du!“
    „Ich? Ich komme ja soeben erst herein.“
    „Aber du packst dich augenblicklich wieder hinaus.“
    „Nein, mein Brüderchen. Wenn ich einmal gekommen bin, so will ich auch sagen, weshalb ich komme. Ich dachte, ihr wüßtet es nun beinahe, daß ich mich nicht ins Bockshorn jagen lasse.“
    Da es nicht in der Absicht des Kreishauptmanns lag, in Gegenwart Karpalas seinen Sohn blamieren zu lassen, wandte er sich nach der Tür und sagte zu Sam:
    „Wenn du mit mir reden willst, so komm in mein Zimmer.“
    „Warum? Ich kann auch hier mit dir reden.“
    „Amtliche Angelegenheiten habe ich in meiner Expedition abzumachen.“
    „Wer hat denn gesagt, daß ich in einer amtlichen Angelegenheit hier bin? Ich komme einfach auf Besuch.“
    „Donnerwetter! Doch nicht etwa zu uns?“
    „Nein, sondern zu Gökala.“
    Jetzt trat der Kreishauptmann einige Schritte zurück und fragte im Ton der Bestürzung:
    „Kennst du sie?“
    „Ja. Wo wohnt sie?“
    „Bei mir.“
    „Das weiß ich natürlich. Ich will aber das Zimmer wissen.“
    „Das erfährst du nicht.“
    „Oho! Ist sie etwa deine Gefangene? Du hast kein Recht, irgend jemand der Freiheit zu berauben. Kein Richter hat sie verurteilt.“
    „So! Wer denn?“ fragte der Kreishauptmann höhnisch.
    „Nur allein der Graf Alexei von Polikeff.“
    „Donnerwetter!“ entfuhr es dem bestürzten Beamten.
    „Meinst du etwa, ich kenne ihn nicht?“ lachte der Dicke. „Ich sage dir nur, daß dies der Fall ist, das genügt. Und was Gökala anbetrifft, so will und muß ich mit ihr sprechen. Jedenfalls bewohnt sie das Zimmer, aus dem ich sie treten sah, als ich vorhin zum letzten Mal bei euch war. Dahin werde ich also jetzt gehen.“
    Sam wollte seine Absicht ausführen, doch der Kreishauptmann gebot ihm: „Du bleibst!“ Dann fuhr er, als Sam ihn mit großen Augen geringschätzend anblickte, fort:
    „Ich habe bisher deine Frechheiten mit Geduld ertragen, aber nun wird es mir denn doch zu toll! Du tust ja, als ob du hier bei uns zu gebieten hättest!“
    „Zu gebieten habe ich nicht, aber erwarten darf ich, daß meine Wünsche erfüllt werden, wenn sie auf gesetzlichem Weg zu erfüllen sind, und das ist hier der Fall. Ich verlange, daß Gökala heute abend Karpala mit euch besuchen darf. Zwar werde ich abwesend sein und voraussichtlich nicht sehen, ob sie mitkommt, aber erfahren werde ich es. Wehe dann euch, wenn der Wunsch Karpalas nicht erfüllt wird.“
    Das war freilich stark. Der Kreishauptmann blickte seinen Sohn an und dieser ihn. Sollten sie sich denn wirklich gar so viel gefallen lassen?
    Am meisten ergrimmt war der Rittmeister. Er erhob sich mühsam vom Kanapee und erwiderte:
    „Wehe uns? Hältst du uns denn für gar so armselige Geschöpfe, daß du uns in dieser Weise zu drohen wagst? Du übertreibt deine Frechheit. Du meinst, daß wir uns alles gefallen lassen sollen aus Angst, daß du erzählen werdest, was heute nacht geschehen ist. Bisher haben wir auch wirklich darauf Rücksicht genommen, nun aber hört es auf. Jetzt sind wir fertig. Mach dich hinaus!“
    „Du, nimm dich in acht! Wenn ich einmal hinausgehe, so folgt ihr auch bald nach.“
    „Was soll das heißen?“
    „Daß dann eure Rolle hier ausgespielt ist.“
    „Hund, weißt du, mit wem du sprichst? Ich bin der Rittmeister Iwan Rapnin, Kommandant

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