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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Dann brachen die drei auf.
    Bis über die Furt hinüber ritten sie im Schritt, sodann gingen sie in Trab über und endlich in gestrecktem Galopp.
    Die Gegend war eben und die Luft so rein und frei von Dunst, daß man sehr weit sehen konnte.
    Nach der vorausgesehenen Zeit wurden zu ihrer Linken Dunstwolken sichtbar.
    „Ob's dort ist?“ fragte Jim.
    „Jedenfalls“, antwortete Sam. „Wo es Weiden gibt, da gibt es Feuchtigkeit, und wo es Feuchtigkeit gibt, da gibt es Dunst. Folglich haben wir nun die Weidensteine fast erreicht. Lenken wir darauf zu!“
    „Dieser Dunst ist sehr vorteilhaft für uns, denn wir können von dem Rittmeister nicht gesehen werden.“
    „Dafür sehen aber auch wir ihn und seine Leute nicht.“
    „Hat nichts zu sagen. So alte Savannenmänner wie wir werden seine Fährte schon zu finden wissen.“
    Jetzt hatten sie die Weiden von Norden her erreicht. Es gab da Buschwerk und Bäume. Sie ritten ein Stück hinein und banden dann ihre Pferde an die Bäume. Abgestiegen, nahmen sie ihre Waffen zur Hand und schlichen sich leise vorwärts.
    Vor ihnen türmten sich wirre Steinmassen in die Höhe. Weidengestrüpp und zahlreiche Wasserlachen hinderten sie am schnellen Vorwärtskommen. Endlich erreichten sie die zerbröckelte Felsmasse. Sie sahen, wie lang dieselbe war und daß sie sich gerade in der Mitte der Ausdehnungslinie befanden.
    „Das ist sehr gut“, sagte Sam. „Jenseits hält der Rittmeister mit seinen Leuten, um den beiden Kosaken aufzulauern. Jedenfalls hat er sich hinter Felsen versteckt. Steigen wir hinauf und drüben wieder hinab. Aber nehmen wir uns in acht, daß wir nicht von ihm bemerkt werden können!“
    Jetzt kletterten sie empor, doch nur in den Rinnen, die sich ihnen boten, und langten bald oben an. Sogleich bemerkten sie einen Kosaken, der drunten in der Steppe stand und die nach der Stadt sich erstreckende Ebene musterte.
    „Das ist der Wachtposten“, meinte Tim. „Da wird der Rittmeister nicht weit davon sein.“
    „Sehe ihn schon“, sagte Sam. „Links da unten hinter dem großen, viereckigen Quader sitzt er mit den anderen. Seht ihr ihn?“
    „Ja, deutlich. Die Pferde stehen dabei.“
    „Also habe ich mich doch nicht getäuscht. Er will den beiden armen Teufeln an den Leib, soll sich aber verrechnet haben!“
    „Steigen wir auch hinab?“
    „Natürlich. Hier rechts führt eine Rinne hinunter. Da können wir nicht gesehen werden und kommen doch so nahe, daß wir nachher wahrscheinlich jedes Wort hören werden. Und schaut! Seht ihr den Punkt da draußen?“
    Sam deutete in der Richtung nach der Stadt.
    „Ja“, meinte Jim. „Das sind nun unsere Kosaken.“
    „In zwei Minuten werden aus diesem einen Punkte zwei, und in fünf Minuten sind die beiden da. Schaut, der Posten hat sie auch bereits bemerkt. Er kommt herbei, es zu melden, und nun steigen sie zu Pferd, um wie Strauchdiebe aus ihrem Hinterhalt hervorzubrechen. Famoses Land, dieses Sibirien, und allerliebste Verhältnisse! Aber nun rasch hinab. Je eher wir unten sind, desto besser ist es.“
    Sie kletterten und stiegen vorsichtig abwärts.
    Endlich kamen sie unten an und stellten sich, eng aneinandergedrängt, an ein ganz dünnes Felsstück, das eine hohe Wand bildete, auf deren anderer Seite sich der Rittmeister mit seinen Leuten befand. Wie Sam vorausgesagt hatte, vermochte man jedes Wort zu hören.
    Soeben war einer der Kosaken so weit vorgeritten, daß er, ohne selbst gesehen zu werden, die Ebene überblicken konnte, da fragte ihn der Rittmeister:
    „Nun, wie weit sind sie noch?“
    „Eine halbe Werst“, lautete die Antwort.
    „Schön. Ich steige wieder ab. Es ist besser, die Sache hier zu erledigen, als draußen auf der Ebene. Sobald sie da sind, umringt sie und bringt sie hierher zu mir. Und laßt sie ja nicht entkommen, sonst erwartet euch die Knute.“
    „Der Schuft!“ flüsterte Sam. „Sogar gegen diese zwei harmlosen Kerle wagt er sich nicht selbst, sondern sendet nur seine Leute. Na warte, Bursche. Doch jetzt still! Es wird gleich losgehen!“
    Es dauerte in der Tat kaum noch eine Minute, so ertönte jenseits des Steins Pferdegetrappel. Dann wurden einige Flüche laut und ein Schrei, und darauf kamen die Leute zurück.
    „Sie haben sie!“ flüsterte Tim.
    „Pst, still! Wir müssen nun alles hören!“ warnte Sam.
    Im selben Augenblick ertönte drüben die Stimme des Rittmeisters:
    „Herunter von den Pferden, ihr Hunde, oder ich helfe nach!“
    „Wir haben ja aber nichts begangen!“

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