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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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meinte:
    „Er spricht deutsch mit ihr. Das ist freilich sehr dazu angetan, Verdacht zu erwecken. Gut geborgen! Will er sie bergen? Das heißt, will er sie etwa befreien?“
    Roulin antwortete:
    „Ich habe dem Kerl gleich von Anfang nicht weiter getraut, als ich sehen konnte. Habt Ihr nicht bemerkt, daß sein Auge stets an dieser Anna Hauser hängt? Es ist mir ganz so vorgekommen, als ob er sie kenne.“
    „Da wollen wir uns denn doch in acht nehmen. Hat mein roter Bruder ihm denn nicht gesagt, daß er nichts mit dem Mädchen zu sprechen habe?“
    „Ich habe es ihm gesagt“, antwortete der Häuptling. „Aber er meinte, daß ich ihm nichts zu befehlen habe.“
    „Ah, er respektiert dich nicht! Uns aber soll er den Gehorsam nicht verweigern. Es ist am besten, wir nehmen die Gefangenen unter unsere eigene Obhut.“
    Das war aber nicht nach dem Sinn des Papago. Er sagte:
    „Wem gehören die Gefangenen?“
    „Nun, doch uns.“
    „Du irrst. Hast du uns nicht die ‚Taube des Urwalds‘ und ihren Vater versprochen?“
    „Ja. Aber ich habe euch noch nicht gesagt, zu welcher Stunde ich sie euch abtrete. Jetzt sind sie noch mein Eigentum.“
    „Nein, sie gehören mir. Sie sind der Preis für den Schutz, den ich euch gewähre.“
    Walker wollte zornig werden; aber er besann sich. Er war mit seinen Gefährten zu schwach den Papagos gegenüber, deren Schutz er jetzt noch nicht missen konnte. Darum antwortete er in ruhigem Ton:
    „Wir wollen uns nicht streiten. Die Gefangenen gehören mir und euch. Wir werden uns verständigen, wenn wir im Tal des Todes angekommen sind.“
    „Ich weiß bereits jetzt, wer ein Recht auf sie hat“, entschied der Häuptling kurz.
    Er kehrte sein Pferd um und ritt zu Bill Newton. Ohne ein Wort zu sagen, zog er ihm den Zügel zu Magdas Pferd aus der Hand, drängte ihn fort und winkte seinen Leuten zu, die Gefangenen nun besser in ihre Mitte zu nehmen als vorher. Bill hielt es für das beste, nachzugeben, da jeder Zank nur zu seinem Nachteil ausfallen mußte. Aber er behielt Magda scharf im Auge und benutzte jede Gelegenheit, ihr einen aufmunternden Wink zu geben.
    Als der Abend hereinbrach, hatte man in einer grasigen Ebene, aus der sich zahlreiche Bauminseln erhoben, eine Stelle erreicht, wo ein Haufen von Felsentrümmern von Gesträuch und Brombeerranken durchzogen wurde. Dies war ein ganz ausgezeichneter Platz zum Lagern. Das Gestein gewährte im Fall eines Angriffs Schutz, und da die Gegend eben war, so konnte man von den Apachen und Maricopas nicht leicht beschlichen werden.
    Daß diese letzteren folgten, das wußten die Papagos; aber wie viele Köpfe die Verfolger zählten, das wußten sie nicht. Sie glaubten, es nur mit einer kleinen Kundschafterzahl zu tun zu haben, und wären gern über sie hergefallen. Aber der Häuptling war dagegen. Er kannte das Todestal, das nur zwei Eingänge hatte. Gelang es ihm, die Verfolger dort hineinzulocken, so konnte er sie mit einem Schlag vernichten.
    Als sich die Truppe gelagert hatte, unterließ man es, Feuer anzuzünden; die Apachen wären dann auf den Platz aufmerksam gemacht worden. Es wurden mehrere Posten ausgestellt, die unausgesetzt die Grenze des Ruheplatzes abzupatrouillieren hatten. Die Gefangenen wurden von den Indianern bewacht. Seitwärts lagen die Weißen, die gewöhnt waren, sich in stolzer Entfernung von den Roten zu halten.
    Nur Bill Newton stand einige Male auf, um sich mit den Roten zu schaffen zu machen. Er brannte vor Begierde, mit Magda ein Wort zu wechseln, und da ihm dieser Wunsch nicht erfüllt wurde, so begann er, die nötige Vorsicht immer mehr aus dem Auge zu lassen.
    Mitternacht war bereits nahe, als er abermals zu den Roten ging und in Magdas Nähe zu kommen suchte. Es mißlang abermals, und voll innerer Wut kehrte er zu der Gruppe der Weißen zurück. Wenn sein Vorhaben in dieser Nacht nicht ausgeführt werden konnte, so war die Ausführung überhaupt unmöglich. Er setzte sich so, daß er das Mädchen und die roten Wächter desselben mit dem Blick erreichen konnte.
    Walker hatte zu diesem Gebaren bisher geschwiegen. Jetzt aber konnte er sich nicht länger halten. Er sagte in höhnischem Ton:
    „Tun dir die Beine nicht weh, Bill?“
    „Warum sollten sie mir weh tun?“
    „Von dem immerwährenden Hin- und Herlaufen. Bleib doch liegen.“
    „Seit wann ist es verboten, sich Bewegung zu machen?“
    „Du hast heute während des Ritts Bewegung genug gehabt. Hoffentlich fällt es dir nicht ein, auf die Freite zu

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