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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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soll euch nicht gelingen. Ich werde eher im Todestal sein, als ihr, um eine Karte auszuspielen, gegen die ihr keinen Trumpf finden sollt! Mich in das Quecksilberbergwerk stecken! Ah, euch soll der Teufel holen, und zwar sehr bald.“
    Als er nach einiger Zeit langsam nach dem Platz zurückgeschlendert kam und sich unbefangen niedersetzte, sagte er lachend:
    „Warum fragt mich denn jetzt niemand, ob ich müde bin?“
    „Jetzt hatte Euer Spaziergang keinen für uns gefährlichen Zweck“, antwortete Roulin.
    „Na, ich sage Euch, daß die vorigen Gänge noch weit ungefährlicher waren. Aber gegen so scharfsinnige Leute ist nichts zu machen. Jetzt will ich meinen Ärger verschlafen. Wir haben noch einen weiten Ritt vor uns. Da braucht man Kraft.“
    „Später könnt Ihr Euch bei mir ausruhen.“
    „So? Nehmt Ihr mich auf, Señor Roulin?“
    „Mit Vergnügen.“
    „Wie gütig von Euch! Doch habe ich nicht die Absicht, Euch zur Last zu fallen.“
    Roulin antwortete nicht weiter, aber im stillen sagte er sich:
    „Esel! Du wirst mir gar nicht zur Last fallen, sondern brav für mich arbeiten.“
    Scheinbar war das gute Verhältnis hergestellt. Die Männer streckten sich lang aus, um zu schlafen. Sorge um ihre Sicherheit brauchten sie nicht zu haben, da die Papagos wachten.
    Es verging vielleicht eine halbe Stunde. Alle lagen ruhig. Da bewegte sich Bill Newton. Er lag neben Walker, er hatte dies mit Absicht so eingerichtet. Er erhob den Kopf, näherte sich Walker und hielt das Ohr an dessen Mund. Der Atem ging regelmäßig und hörbar wie bei einem, der sehr fest schläft.
    Jetzt griff Bill nach Walkers Gürtel. Dieser bestand in einem feinen, seidenen Schal, der um die Hüften geschlungen war. In demselben steckte das Messer, der Revolver und die Brieftasche, in der sich, wie Bill gesehen hatte, das Papiergeld befand. Er fühlte die Brieftasche, zog sein haarscharfes Messer und schnitt die Stelle, unter der die Tasche steckte, auf. Ein leiser Griff, und er hatte, was er haben wollte. Er steckte das Portefeuille zu sich, legte sich für einige Augenblicke wieder in seine vorige Stellung zurück und blickte nach der Stelle hinüber, wo sich die Gefangenen befanden.
    Dort saß eine Anzahl Indianer, die sich leise unterhielten.
    „Verdammt!“ fluchte er im stillen. „Diese Schufte sehen sich vor. Es sind die Wächter. Sie werden gar nicht schlafen, und es ist mir also unmöglich, das Mädchen loszubringen. Ich muß allein fort, werde sie aber im Todestal erwarten. Das muß ich ihr sagen, noch ehe ich gehe.“
    Jetzt stand er auf und schritt langsam auf die Wächtergruppe zu. Sie wunderten sich darüber, daß er noch nicht schlief, gaben ihm aber auf seine unbefangenen Fragen, die er ihnen vorlegte, Antwort.
    Dabei merkte er, daß auch die Gefangenen munter waren. Es durfte dies kein Wunder genannt werden, da die Sorge sie nicht schlafen ließ. Magda sah ihn und bewegte sich, um ihm zu zeigen, daß sie nicht schlafe. Da sagte er schnell in deutscher Sprache:
    „Es geht nicht. Aber ich reite jetzt direkt nach dem Todestal, um dort vorzuarbeiten. Ihr sollt gerettet werden.“
    Sofort sprang einer der Wächter auf, zog sein Messer, ergriff ihn am Arm, riß ihn fort und drohte:
    „Sage noch ein Wort zu ihr, und ich stoße dir hier dieses Eisen ins Herz!“
    „Was fällt dir ein!“ antwortete Bill ruhig. „Wenn ich nicht mit ihr sprechen soll, so kann ich ja gehen!“
    Und er ging, aber nicht nach dem Lagerplatz zurück, sondern nach derjenigen Richtung, in der die Pferde standen, die die Weißen geritten hatten.
    Walker hatte ein sehr gutes indianisches Tier geborgt erhalten. Bill band es los und stieg auf. Eben wollte er das Pferd in Bewegung setzen, da trat einer der Posten auf ihn zu, reckte sich hoch empor, um sein Gesicht zu erkennen, und fragte:
    „Wohin will der weiße Mann?“
    „Auf Kundschaft.“
    „Weiß es das Bleichgesicht, das ihr Walker nennt?“
    „Ja. Er selbst ist es, der mich fortsendet. Sage ihm morgen früh, daß ich ihm für das Geld danke.“
    Er ritt fort. Der Hufschlag war nicht zu hören, da an dieser Stelle der Boden grasig war.
    Der Posten lauschte ihm bedenklich nach. Es kam ihm vor, als ob diese Sache nicht ganz geheuer sei. Darum ging er nach der Lagerstelle der Weißen und weckte Walker:
    „Hast du einen Kundschafter ausgesandt?“
    „Nein.“
    „Der Weiße ist fort, der so viel mit dem Mädchen sprach. Ich soll dir sagen, daß er sich für das Geld bedankt. Ich soll es dir aber

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