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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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erst am Morgen sagen.“
    Sofort griff Walker nach dem Gürtel. Dieser war zerschnitten und die Brieftasche fort. Natürlich verbreitete sich die Kunde von dem Diebstahl sofort im ganzen Lager. Walker hörte nun auch, daß Bill vor seiner Entfernung mit Magda gesprochen habe. Voller Wut zog er sein Messer, faßte sie am Arm, riß sie empor und sagte:
    „Gestehe, was er zu dir gesprochen hat! Sonst stoße ich dich augenblicklich nieder!“
    Sie zitterte vor Schreck am ganzen Leibe.
    „Schnell! Aber sage die Wahrheit!“
    „Er wollte mich retten!“ stöhnte sie vor Schmerz unter dem Druck seiner Finger.
    „Dachte es mir! Aber wie?“
    „Heute nacht wollte er mich fortführen, aber es ging nicht.“
    „Weiter!“
    „Jetzt ist er nach dem Todestal, um dort die Rettung vorzubereiten.“
    „Alle Teufel!“ rief da Roulin. „Juanito ist ganz allein dort. Den wird er betören! Wir müssen augenblicklich fort, um ihm zuvorzukommen!“
    „Was hat er noch gesagt?“ rief Walker Magda an.
    „Nichts.“
    „Gut! Wir eilen ihm nach. Der Häuptling mag mir dreißig Mann auf den schnellsten Pferden geben, damit wir eher hinkommen, als er. Ich werde ihn empfangen, anstatt er mich.“
    Es gab für einige Zeit rege Bewegung im Lager. Als zehn Minuten vergangen waren, standen dreißig Mann bereit. Da drehte sich Walker betroffen um und sagte:
    „Sonderbar! Lag vorhin nicht hier ein großer dunkler Stein?“
    „Mir ist es ganz so.“
    „Er ist weg.“
    „Hm! Steine laufen doch nicht fort.“
    „Ich möchte wetten, daß ich mich nicht irre. Er lag hier, wo ich jetzt den Fuß hinsetze.“
    „Und doch ist's nicht gut möglich. Wo sollte er denn hingekommen sein?“
    „Allerdings. Ich irre mich. Aber bei einem solchen Ritt kommt einem alles verdächtig vor, und dieser verdammte Bill Newton hat mich ganz konfus gemacht. Wehe ihm, wenn ich ihn erwische! Für jeden Dollar, den er gestohlen hat, schneide ich ihm eine Wunde.“
    Jetzt stiegen sie auf, die drei Weißen mit den dreißig Indianern. Der Häuptling sollte mit den anderen und den Gefangenen sich noch einige Ruhe gönnen und dann nachkommen.
    Walker kam, obgleich ihm die Sache mit dem plötzlich verschwundenen Stein unerklärlich war, doch nicht auf den Gedanken, daß dieser ein Mensch gewesen sei. Eine solche Verwegenheit, sich mitten in das feindliche Lager zu schleichen, sich dort bewegungslos hinzukauern und das lederne Jagdhemd so über sich zu legen, daß das ganze einem Stein glich, schien eine Unmöglichkeit zu sein.
    Und doch lief dieser Stein auf zwei sehr dicken, fleischigen Beinen, jetzt außerhalb des Postenkreises auf ein Gebüsch zu, hinter dem die lange, hagere Gestalt Jims hervortrat.
    „Gott sei Dank! Endlich!“ sagte er. „Schon glaubte ich, sie hätten dich erwischt.“
    „Mich?“ lachte Sam Barth. „Hihihihi! Mich erwischen! Dazu bin ich viel zu dick!“
    „Hast du etwas erlauscht?“
    „Viel, sehr viel!“
    „Was?“
    „Habe jetzt keine Zeit. Wir müssen laufen. Soeben sind dreißig Mann aufgebrochen, um dem ausgerissenen Bill Newton nach dem Todestal zu folgen. Steinbach ist mit Günther ganz allein dort. Wir müssen ihnen Hilfe bringen. Wir brechen sofort auf, alle zusammen. Wir müssen eher dort sein als die Papagos.“
    „Aber die anderen zweihundertsiebzig Feinde, die noch hier liegen?“
    „Die kommen nach, und wenn sie dann im Tal eintreffen, heißen wir sie herzlichst willkommen und brauen ihnen einen Punsch auf dem Feuer unserer Büchsen.“
    „Aber wird Steinbach mit diesem Arrangement einverstanden sein?“
    „Unsinn! Welche Frage! Was Sam der Dicke tut, das billigt Steinbach allemal. Ich habe mein Lebtag noch nicht gehört, daß in Herlasgrün ein dummer Kerl geboren worden wäre. Komm! In fünf Minuten müssen wir im Sattel sitzen. Es wird ein Parforceritt, aber so etwas tut einem gut. Das schüttelt Fleisch und Knochen durcheinander. Dir wird das ganz besonders wohl bekommen, lange Hopfenstange!“ –
    Steinbach hatte, wie bereits berichtet, das Todestal noch während der nächtlichen Dunkelheit verlassen. Er suchte während seines Ritts, als es dann Tag geworden war, alle Stellen zu vermeiden, wo sein Pferd Spuren zurücklassen mußte. Immer in scharfem Trab strebte er den bereits erwähnten Bergen zu. Um die Mittagszeit lag die Höhe vor ihm. Er hielt bei einem dichten Buschwerk, das ihm Schatten bot, und musterte die Gestalt und Lage der einzelnen, sich aneinanderschiebenden Berge. Es galt jetzt, das Quertal zu

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