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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wunderte sich jetzt über sich selbst, daß er nicht auch auf Sams Gedanken gekommen sei. Auf allen Seiten von verschieden gesinnten Indianern umgeben, war es für Roulin in jedem Augenblick möglich, von einem dieser Stämme feindselig behandelt und in seinem Haus eingeschlossen zu werden. Er mußte sich also auf solche Fälle vorbereitet haben.
    „Nun, wie gefällt Euch das?“ lachte Sam.
    „Ausgezeichnet!“
    „Bin ich nicht ein gescheiter Kerl?“
    „Zuweilen.“
    „Zuweilen nur? Hm, da ist es also sehr gut, daß ich gerade heute eine meiner gescheiten Stunden gehabt habe. Aber ich glaube, andere sind auch nicht immer klug. Es hat ein jeder einmal seine dumme Zeit, in der der Kopf Feierabend macht. Donnerwetter! Hier ist auch Tabak und dort sind Zigarren! Erlaubt, daß ich mir eine anbrenne.“
    Es gab wirklich mehrere Fässer voller Tabak und auch Zigarren. Sie konnten hier untergebracht werden, weil der Keller außerordentlich trocken zu sein schien.
    Während Sam sich eine der letzteren ansteckte, suchte Steinbach weiter. Da der Boden nur aus festgestampfter Erde bestand, so fiel ihm ein viereckiger Stein auf, der sich, wie er bei dem Versuch sofort bemerkte, entfernen ließ. Ein feuchter Duft drang ihm entgegen.
    „Sam, bring die Lampe her! Ich glaube, daß hier ein Brunnen ist.“
    „Das wäre ein Glück. Wasser ist für die Indianer besser als Bier.“
    „Wohl weil Ihr es für Euch behalten wollt, nämlich das Bier?“
    „Ja. Was nützt der Kuh Muskat!“
    Der Dicke leuchtete mit der Lampe hinein. Richtig, ein kleiner, heller Wasserspiegel glänzte ihnen entgegen, und als sie nun kosteten, zeigte es sich, daß das Wasser von sehr guter Qualität sei.
    „Das ist das beste von allem, was wir hier gefunden haben“, sagte Steinbach. „Jetzt können nicht nur die Menschen, sondern auch die Pferde trinken. Das Schöpfen freilich wird uns viel Arbeit machen.“
    „O nein“, entgegnete Langendorff. „Hier in der Ecke liegt eine kleine, eiserne Pumpe mit einigen Schläuchen. Wir brauchen also nicht zu schöpfen.“
    Als Steinbach jetzt ging, um Pumpe und Schläuche zu untersuchen, fiel ein kleiner, dünner Schein in sein Auge. Er sah nach und erkannte, daß aus diesem Keller ein kleines, vielleicht drei Zoll im Durchmesser haltendes Loch durch die Mauer in das Freie führte. Dieser Umstand war ein sehr willkommener. Man konnte den Schlauch durch dieses Loch führen und auf diese Weise den draußen im Freien stehenden Pferden Wasser geben.
    Sofort wurden Vorbereitungen getroffen. Die Apachen mußten von den Vorräten soviel, wie augenblicklich gebraucht wurde, aus dem Keller schaffen. Annita wurde als Köchin angestellt. Dann wurden die im Hintergrund des Todestals versteckten Krieger herbeigeholt und bekamen ihre Rationen und konnten auch ihren Pferden Wasser geben.
    Natürlich war das nicht in kurzer Zeit getan, sondern es vergingen Stunden darüber. Zwar wurden die anrückenden Papagos jetzt noch nicht erwartet, dennoch sandte Steinbach Posten aus, um ihr Nahen sofort zu verkünden. Auf diese Weise konnte man nicht überrascht werden.
    Auch die Papagos, die die Waffen abgelegt hatten und im Hof saßen, fühlten sich sehr wohl. Sie hatten ebenso wie die anderen ihre vollen Portionen erhalten.
    Das Haus war eigentlich zu eng für so viele Gäste. Darum machte Langendorff den Vorschlag, Roulin und Konsorten lieber in das Quecksilberwerk zu bringen und dort einzuschließen. Dadurch wurde der Raum gewonnen, in dem sich augenblicklich diese Gefangenen befanden.
    Steinbach ging auf diesen Vorschlag ein. So wurde denn die Leiter nochmals in die Zisterne hinabgelassen. Dann führte man die Übeltäter herbei.
    Juanito war jetzt wieder bei Besinnung. Er warf einen ängstlichen Blick auf Roulin, wurde aber von diesem scheinbar gar nicht beachtet.
    Die Gefangenen waren natürlich alle gefesselt. Sie konnten sich gegen das, was man mit ihnen vor hatte, nicht wehren und mußten gehorchen.
    Steinbach stieg mit Langendorff voran; die Gefangenen folgten, und hinter diesen kamen die beiden langen Brüder Tim und Jim. Alle vier Genannten waren natürlich in jedem Augenblicke bereit, von ihren Waffen Gebrauch zu machen. Steinbach führte den Schlüssel.
    Er öffnete die Türen und schritt im Licht zweier mitgebrachter Laternen durch alle die bereits beschriebenen unterirdischen Räume. Keiner von diesen letzteren, außer dem hintersten, bot Raum genug für die Gefangenen, die dort gerade ebenso an die in der Wand

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