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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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befestigten eisernen Ringe geschlossen wurden, wie vorher die unglücklichen Opfer Roulins gefesselt waren.
    Ein Wächter schien überflüssig zu sein. Die Verbrecher waren an den Händen geschlossen und auch überdies an die Mauer befestigt. Wozu ihnen also eine Wache geben!
    Zufälligerweise hatte Steinbach, als er die Gefangenen an die Mauer schloß, sich des Schlüssels bedient, der Roulin abgenommen worden war. Hätte er den anderen, von dem einstigen Derwisch verwechselten, aus der Tasche gezogen, so hätte er den Umtausch merken müssen.
    Er kehrte darauf, die Türen hinter sich verschließend, mit seinen Gefährten sorglos an die Oberwelt zurück. Seiner Meinung nach konnte es ja für die Gefangenen keine Möglichkeit zur Flucht geben.
    Sam machte doch eine Bemerkung:
    „Haben wir nicht einen Fehler gemacht, Master Steinbach?“
    „Welchen wohl?“
    „Wir hätten diese Kerle einzeln unterbringen sollen. Jetzt stecken sie beieinander und können miteinander reden. Da ist es sehr leicht möglich, daß sie auf einen Plan geraten, der uns Schaden bringt.“
    „Keine Sorge, Sam! Heraus können sie nicht!“
    „Das sollte man freilich denken. Aber wenn der Teufel sein Spiel hat, so schlüpft ein Elefant durch ein Astloch.“
    „Hier gibt es keine Astlöcher.“
    „Ja, und Elefanten auch nicht. Das ist wahr.“
    „Übrigens habe ich eine Absicht verfolgt, als ich sie in einem Raum zusammen unterbrachte. Sie werden sich entsetzlich zanken. Das ist eine Strafverschärfung, die jedem einzelnen sehr zu gönnen ist.“
    „Das ist richtig. Wie mögen sie über diesen Juanito schimpfen, dem sie alle Schuld geben werden! Hätte er sich nicht von uns übertölpeln lassen, so wäre es uns wohl schwergefallen, unseren Zweck zu erreichen.“
    „Wir hätten ihn doch erreicht, wenn auch nicht so schnell wie jetzt.“
    Steinbachs Vermutung, daß die Gefangenen mit Vorwürfen übereinander herfallen würden, war ganz richtig. Die drei: Juanito, die Alte und der frühere Derwisch waren bisher von den anderen getrennt gewesen. Jetzt befanden sie sich alle in demselben Raum. Es war selbstverständlich, daß der Grimm im Inneren Roulins kochte und wohl bald zum Ausbruch kommen mußte.
    Zunächst aber war er ruhig. Nur das leise Stöhnen Juanitos ließ sich hören.
    „Tut es weh?“ fragte endlich Roulin mit gut nachgemachtem, teilnahmsvollem Ton.
    „Schrecklich!“ stieg der Gefangene hervor.
    „Wie ist denn das gekommen, mein lieber Juanito?“
    „Verflucht sei dieser Steinbach!“
    „Da teile ich ganz deine Meinung. Verflucht noch mehr aber sei deine Albernheit!“
    „Ich war nicht albern!“
    „Ist es vielleicht eine Klugheit, sich die Haut vom Kopf ziehen zu lassen?“
    „Kann ich dafür?“
    „Wer sonst?“
    „Der Kerl gab sich für einen mexikanischen Minenbesitzer aus und wollte Quecksilber kaufen.“
    „Warum gabst du ihm nicht von dem Vorrat, der bei deiner Mutter liegt?“
    „Der war unzureichend. Er brauchte mehr, wie er mir sagte.“
    „Wie er dir weismachte! Du konntest das Fehlende holen, ihn aber bei deiner Mutter warten lassen. Warum nahmst du ihn mit?“
    „Der Kerl – ah! Oh!“
    Der Schmerz kam wieder mit Gewalt über Juanito. Es war ihm, als ob sein Kopf in flüssigem Metall liege.
    „Nun, warum?“ wiederholte Roulin nach einer Weile.
    „Weil – weil –“
    „Sinne dir keine Lüge aus! Sie könnte dich doch nicht retten.“
    „Ich will auch gar nicht lügen. Es ist ja nun alles gleich. Umgebracht werden wir einmal. Der Kerl hat eine ungeheure Summe Geld bei sich, und da wollte, wollte –“
    „Und diese Summe wolltest du haben, ohne ihm Quecksilber geben zu müssen?“
    „Ja.“
    „Das heißt, du wolltest ihn umbringen?“
    „So ungefähr.“
    „Halunke!“
    „Pah! Wir alle sind Halunken, und Ihr seid der allergrößte unter uns!“
    „Danke sehr! Es ist gut für dich, daß ich gefesselt bin, sonst würde ich dir für dein Kompliment auch noch die Haut herabziehen, die du auf dem Leib hast. Steinbach hat dich doch nicht etwa skalpiert?“
    „Nein, sondern der verdammte Apache, den wir hatten.“
    „Eine ganz höllische Geschichte! Erzähl aber doch, wie es ihnen gelungen ist, dich zu übertölpeln und die Gefangenen zu befreien.“
    „Ich kann nicht. Meine Schmerzen sind zu gräßlich. Das lange Reden ist mir unmöglich. Die Alte mag sprechen. Mein Kopf, mein Kopf!“
    „Kerl, dieser Schmerz ist dir zu gönnen; ja, er ist als Strafe noch viel zu klein für dich. Dir

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