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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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verhandelt habe.“
    Der Anführer wandte sich jetzt leise an seine Leute, und nach einer kurzen Verhandlung mit ihnen trat er vor und sagte:
    „Ich gehe auf deine Bedingungen ein, weil du der ‚Fürst der Bleichgesichter‘ bist, dem wir Vertrauen schenken. Du wirst uns nicht betrügen.“
    Damit zog der Papago den Tomahawk aus dem Gürtel, legte ihn hin und fügte dazu auch alle anderen Waffen, die er bei sich trug. Seine Leute taten dasselbe. Einer nach dem anderen trat vor und legte die Waffen ab, die Steinbach nun durch einige Apachen in eines der Gemächer bringen ließ. Dann kauerten sich die Papagos längs der Mauer auf den Boden hin, um das Kommando zu erwarten.
    „Nun aber sind uns die Pferde im Weg“, sagte Günther von Langendorff. „In den Hof können wir sie nicht nehmen, draußen aber stehenlassen dürfen wir sie auch nicht, sie würden uns den heranziehenden Papagos verraten.“
    „Warum? Gerade wenn wir sie stehenlassen, wird der Häuptling der Feinde beruhigt herbeikommen, weil er denken muß, seine Leute befinden sich ganz wohl im Innern des Hauses.“
    „Hm, ja! Aber man muß sie füttern und auch tränken!“
    „Wasser gibt es hier in der Zisterne. Es ist schlecht, für die Pferde aber genügt es. Und Futter – ja, da werden sie freilich hungern müssen.“
    „Wer soll hungern?“ fragte Sam, der soeben hinzugetreten war.
    „Die Pferde, vielleicht auch wir.“
    „Warum?“
    „Weil nichts da ist.“
    „Wer sagt denn das?“
    Sams kleine Augen blinzelten bei dieser Frage Steinbach lustig und listig an.
    „Ich sage es.“
    „So sagt Ihr eine große Unwahrheit. Es sind ganz im Gegenteil große Vorräte hier vorhanden.“
    „Woher wißt Ihr das?“
    „Ja, woher ich es weiß! Der dicke Sam ist gar kein so übler Kerl. Wenn andere an nichts denken, muß er sein Gehirn anstrengen. Seht Euch doch einmal dieses liebliche Todestal an! Kein Baum, kein Strauch, kein Halm. Dennoch leben Menschen und Tiere hier. Man muß also einen Vorrat von Proviant besitzen.“
    „Der ist ja da, aber für so viele reicht er nicht.“
    „Meint Ihr? Hm! Seht Euch dieses Häuschen an! Sieht es nicht wie eine kleine Festung aus? Kann es nicht ganz gut eine Belagerung aushalten? Und zu einer Belagerung brauchen die Belagerten Vorräte, nicht für zwei, drei Mäuler und nur einen Tag, sondern für viele Esser und Fresser und für viele Tage.“
    „Dieses Argument ist nicht unrecht, kann uns aber wohl nicht viel helfen.“
    „Warum nicht?“
    „Es sind eben keine Vorräte da. Ich habe das ganze Haus durchsucht.“
    „Das ist zwar sehr schön von Euch, Sir, aber gefunden habt Ihr nichts. Ich habe gar nicht gesucht, aber doch gefunden.“
    „Wo?“
    „Auf dem Rücken des Besitzers dieses gebenedeiten Hauses. Ihr sagtet, daß mein Argument nicht übel sei. Nun, während Ihr hier mit den Papagos unterhandeltet, bin ich mit diesem Argument zu Roulin gegangen. Er aber wollte nichts davon wissen. Da habe ich ihm die Jacke geöffnet und ihm das Argument in Gestalt meines Lassos um das Fell geschlagen, bis er gestand. Es ist ein Keller hier.“
    „Wo?“
    „In der Küche. Man hebt eine der Steinplatten auf, da ist der Eingang.“
    „Warst du dort?“
    „Ja.“
    „Und unten?“
    „Nein. Ich habe nur versucht, die Platte zu heben. Es ging, und so lief ich gleich her zu Euch.“
    „Das ist prächtig!“
    „Roulin findet es nicht so prächtig. Sein Rücken hat das Aussehen einer Landkarte, auf der die Länder braun und die Meere blau gefärbt sind. Hätte er nicht gestanden, so wäre ganz sicher auch noch etwas Rotes dazugekommen. Ich will Euch den Keller zeigen.“
    So stolz wie ein Sieger von zehn Schlachten schritt der kleine Dicke voran. Steinbach und Langendorff folgten ihm. Als sie in die Küche traten, sahen sie, daß ein sehr umfangreicher Stein aus dem Fußboden gehoben war. Er war freilich sehr dünn im Verhältnisse zu seiner Länge und Breite, sonst hätte er nicht von einem einzelnen Menschen von der Stelle bewegt werden können. Eine steinerne Treppe führte hinab.
    Lampen gab es in der Küche mehrere. Es wurde eine derselben angebrannt, und dann stiegen die drei hinab. Was sie da sahen, erregte ihr Erstaunen. Der Keller war nicht klein und enthielt Fässer mit Mehl, Eiern, in Kleie gelegte Schinken, lange Reihen gefüllter Bier- und anderer Flaschen. Kurz, es gab einen Vorrat an Proviant, der allerdings darauf schließen ließ, daß Roulin sich auf eine Belagerung vorbereitet habe.
    Steinbach

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