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53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten

Titel: 53 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 05 - Der Engel der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ich muß sie beschützen. Nur der Häuptling kann einen anderen Befehl erteilen.“
    „So warte, bis er kommt.“
    „Ich darf nicht.“
    „So wirst du untergehen. Wir sind viermal hundert, und ihr seid nur dreimal zehn.“
    „Kannst du mir das beweisen?“
    „Ja. Komm.“
    Steinbach führte den Indianer nach der Treppe und von da aus auf das platte Dach. Von hier aus konnte man die Apachen und Maricopas erblicken.
    „Uff!“ rief der Indianer.
    „Hundert sind hier im Haus versteckt.“
    „Zeige sie uns.“
    „Sie würden mit den Deinen kämpfen.“
    „Sage es ihnen, und ich sage es den Meinigen, daß einstweilen Friede zwischen ihnen sein soll.“
    „Gut, so soll es sein.“
    Nach dieser kurzen Unterredung stiegen die beiden Männer hinab. Bald standen sich die Apachen und Papagos im Hof gegenüber. Diese letzteren staunten nicht wenig, hier einen so übermächtigen Feind vorzufinden. Ihre Verwunderung, ja Bestürzung aber wuchs auf das höchste, als sie erfuhren, daß sie es hier mit dem ‚Fürsten der Bleichgesichter‘ und dem ‚Dicken Bauch‘ zu tun hatten. Die ‚Starke Hand‘ kannten sie längst.
    „Jetzt will ich dir meine Vorschläge machen“, sagte Steinbach zu dem Papago. „Du sollst wählen zwischen Krieg und Frieden, zwischen Leben und Tod.“
    „Sage mir vorher, wo die drei Bleichgesichter sich befinden, mit denen wir gekommen sind.“
    „Ich habe sie gefangengenommen.“
    „Wirst du sie wieder freilassen?“
    „Nein.“
    „Was für ein Schicksal werden sie haben?“
    „Sie werden sterben. Und ihr werdet das gleiche Schicksal haben, wenn ihr euch nicht ergebt.“
    „Du vergißt, daß wir noch nicht deine Gefangenen sind und uns also noch nicht in deiner Gewalt befinden. Töten kannst du uns nicht so leicht. Wir würden uns wehren. Wir haben Waffen.“
    „Wir auch. Zähle, wie viele wir sind. Sobald einer deiner Krieger die Waffe erhebt, schießen wir unsere Büchsen ab, und ihr alle seid tot.“
    Die Apachen erhoben, um diesen Worten Nachdruck zu geben, ihre Gewehre und richteten sie auf die Papagos.
    „Du magst richtig gesprochen haben“, sagte nun deren Anführer, „aber du darfst nicht vergessen, daß wir den Tod nicht fürchten.“
    „Das weiß ich, denn ihr seid tapfere Männer. Aber ist es nicht besser, zu leben, als zu sterben, selbst wenn man das letztere nicht fürchtet? Habt ihr nicht Brüder und Schwestern, Frauen und Kinder in euren Wigwams? Sie warten auf euch. Sie wollen Fleisch essen, das ihr ihnen schießen sollt. Müßt ihr nicht für sie leben? Wenn ihr euch nicht ergebt, sondern unter unseren Kugeln sterbt, so wird unter ihnen ein großes Wehklagen sich erheben, und sie werden sagen: ‚Unsere Krieger hatten uns vergessen. Sie hatten kein Herz für uns. Um als tapfere Männer zu gelten, die den Tod nicht fürchten, haben sie sich erschießen lassen, und wir sind Sklaven der Apachen und Maricopas geworden, von denen wir unser Fleisch wie eine Gnadengabe nehmen müssen.‘“
    Das wirkte. Das Wort Sklave ist nämlich das allerschrecklichste Wort, das der Indianer kennt. Ein leises Gemurmel ging durch die Reihen der Papagos, dann erwiderte ihr Anführer:
    „Werden wir denn nicht die Sklaven der Sieger, wenn wir uns euch ergeben?“
    „Nein.“
    „Was werdet ihr denn mit uns tun?“
    „Das kann ich jetzt noch nicht sagen. Ich werde mit meinen Gefährten sprechen und auch mit eurem Häuptling verhandeln. Was da bestimmt wird, das soll geschehen. Für jetzt verlange ich nur, daß ihr eure Waffen niederlegt.“
    „Ihr werdet sie nehmen?“
    „Ja.“
    „Was ist ein Krieger ohne Waffe! Selbst wenn ihr uns freigebt, sind wir ohne Waffen später ein Spott unserer Feinde und fallen mit allen den Unsrigen dem Hungertod anheim.“
    „Ich will diese Waffen einstweilen nur aufbewahren. Es soll dann besprochen werden, was geschehen soll. Du kennst doch meinen Namen. Hast du denn noch nichts von mir gehört?“
    „Sehr oft und viel.“
    „So sage mir, ob ich gegen die roten Männer bereits einmal unbillig gewesen bin!“
    „Noch nie. Du bist ihr Freund.“
    „So werde ich auch heute in der Versammlung für euch sprechen, und ich weiß, daß man da auf meine Worte hören wird.“
    „Wenn wir die Waffen abgeben, so wirst du uns binden und einschließen?“
    „Nein. Ihr sollt hier in diesem Hof bleiben und Essen und Trinken bekommen, gerade wie wir. Nur versprechen sollt ihr mir, daß ihr nichts Feindseliges unternehmen werdet, bevor ich mit eurem Häuptling

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