Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
auf.“
    Ja, dort stand die Wirtin, Frau Berthold, die, von der Polizeibehörde bewogen, sich dazu bereit erklärt hatte, die Tante der Schwester jenes Geheimpolizisten zu spielen, den unsere Leser schon in seiner Rolle als Getreidehändler Weber kennengelernt haben.
    Der Geheimpolizist war mit der alten, würdigen Dame eine Strecke nach dem Bahnhof zu gegangen, bog aber kurz vor demselben rechts ab und schritt einem größeren Gebäudekomplex zu.
    Das war der Meierhof, in dem der Agent und der Pascha beabsichtigten, den einstigen Derwisch unterzubringen.
    Er gab sich den Anschein eines Spaziergängers, der beabsichtigte, die frische Morgenluft zu genießen. Solche Leute waren auf dem Meierhof nichts Seltenes. Sie kamen, um sich ein Glas Milch geben zu lassen und sich dann auf den weichen Wies- und Waldwegen zu ergehen.
    Er hatte früher einmal Veranlassung gehabt, sich der Besitzerin des Meierhofs zu entdecken. Seit jener Zeit kannte sie ihn und hielt ihn hoch, denn er hatte sie vor einem großen Verlust bewahrt.
    Als sie ihn kommen sah, kam sie ihm entgegen und öffnete ihm sogar die Tür zur guten Stube.
    Im Laufe des Gesprächs fragte er:
    „Würden Sie eventuell an Sommerfrischler vermieten?“
    „Haben Sie etwa jemand?“
    „Ja, zwei Damen.“
    „Es sind Verwandte?“
    „Nein, sie gehen einander gar nichts an. Sie haben sich noch gar nicht gesehen.“
    „Und wollen doch miteinander hier bei mir wohnen? Das ist sonderbar!“
    „Verstehen Sie wohl: Zusammenwohnen wollen sie nicht, denn keiner weiß bis jetzt von der anderen etwas.“
    „So, so ist es! Nur Sie wissen es, das heißt, die Polizei weiß es? Nicht wahr?“
    „Ja, meine Beste.“
    „Sie wollen zwei Damen gut unterbringen und wenden sich da an mich. Nun, da Sie es sind, will ich ja sagen. Wissen die Damen denn, daß Sie ihren Quartiermacher spielen sollen?“
    „Nein, und sie sollen es auch nicht erfahren.“
    „Wer sind sie denn eigentlich?“
    „Das weiß ich selbst noch nicht. Die Sache ist folgende: Es wird noch an diesem Vormittag der Agent Schubert zu Ihnen kommen und anfragen, ob Sie nicht eine Wohnung für eine einzelne Frau haben. Sagen Sie ja, aber suchen Sie soviel wie möglich zu verdienen, und stellen Sie den Preis nicht zu niedrig.“
    „Dieser Schubert, ein Mensch, der mir äußerst unsympathisch ist, würde auf keinen Fall etwas von mir geschenkt erhalten.“
    „Nicht viel später wird ein fremdes Ehepaar kommen, ein kleiner, dicker, gemütlicher Herr mit seiner Frau, für die er auch eine Wohnung verlangt.“
    „Und die soll ich ihm geben?“
    „Ja.“
    „Ist er vornehm?“
    „Nein. Aber im Vertrauen will ich Ihnen sagen, daß er ein Freund unseres Prinzen ist. Er hat demselben große, sehr große Dienste erwiesen, ohne aber zu wissen, daß es ein Prinz ist. Er hielt ihn für einen einfachen Mann.“
    „Das ist ja sehr interessant. Da soll seine Frau meine besten Zimmer bekommen, und zwar sehr gern.“
    „Nicht so eilig. Es gibt noch etwas dabei zu überlegen. Nämlich die zweite Dame kommt wegen der ersteren.“
    „Und doch kennen sie sich nicht? Und doch haben sie einander nie gesehen? Wie ist das zu erklären?“
    „Sehr einfach, obgleich ich Ihnen nicht alles sagen kann. Der Agent ist ein Feind des Prinzen. Er bringt seine Dame bei Ihnen unter. Der dicke Herr, dessen Name Barth ist, der sich aber anders nennen wird, ist ein Freund des Prinzen und bringt seine Frau, damit sie die erstere beobachten kann. Sie müssen also die Wohnungen der beiden so auswählen, daß die eine nichts tun kann, ohne daß die andere es genau zu beobachten vermag. Haben Sie solche Zimmer?“
    „Gewiß.“
    „Und wollen Sie?“
    „Das versteht sich.“
    „Aber kein Mensch darf erfahren, was wir hier gesprochen haben.“
    „Auch die zweite Dame nicht?“
    „Mit dieser können Sie allenfalls davon reden, aber so, daß niemand es belauscht! Am besten ist's, Sie kümmern sich um beide gar nicht, suchen aber der zweiten in jeder Weise förderlich zu sein. Besonders wenn es sich darum handelt, einen eiligen Boten nach der Stadt zu schicken, darf es Ihnen nicht darauf ankommen, nötigenfalls ein Pferd zu stellen, selbst mitten in der Nacht. Es wird alles bezahlt.“
    „Sprechen Sie davon nicht. Das ist ja bei mir Nebensache.“
    „Ich weiß es. Haben Sie sich vielleicht noch nach etwas zu erkundigen?“
    „Nein.“
    „So will ich aufbrechen.“
    Nach kurzem Abschied ging der Beamte wieder nach der Stadt und betrat den Bahnhof, um

Weitere Kostenlose Bücher