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54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Gefängnis lag. Es war leer.
    „Niemand ist da“, sagt er.
    „Und doch war es mir, als ob ich Stimmen gehört hätte“, antwortete der Kastellan.
    „Das muß ein Irrtum sein – aber nein, da geht ein Loch hinab. Sollte sich doch jemand hier befunden und uns belauscht haben?“
    Der Derwisch trat an das Loch und blickte hinab. Die anderen folgten ihm nach, auch der Pascha, der für einen Augenblick die Gefahr vergaß, in der er sich befand.
    „Da unten ist es dunkel“, sagte der Derwisch, „aber ich sehe die Sprossen einer Leiter. Ist jemand unten?“
    Diese letztere Frage rief er laut in das Loch hinab.
    „Ja“, antwortete eine weibliche Stimme von unten herauf, und Tschita kam emporgestiegen.
    Nun stand sie in größter Ruhe vor ihm und blickte ihm furchtlos und frei in das erregte Gesicht.
    „So gibt es eine Falltüre hier?“ fragte der Derwisch argwöhnisch.
    „Ja“, antwortete Tschita. „Ich entdeckte sie und bin heraufgestiegen. Zykyma und ich haben uns hier sehr wohl befunden.“
    Dabei deutete Tschita auf den noch gedeckten Tisch.
    „Zykyma auch? Wie konnte denn diese aus ihrem Gefängnis heraus?“
    „Ganz auf dieselbe Weise. Da, schaut einmal!“
    Tschita öffnete die Tür zur Nebenstube. Und richtig, dort saß Zykyma und schälte sich in aller Gemütlichkeit eine Orange, um dieselbe zu verspeisen.
    Jetzt kam auch der Pascha in Bewegung. Als er sah, daß seine beiden ihm entflohenen Frauen sich keineswegs so, wie er dachte, in Gefangenschaft befunden hatten, drängte er die anderen beiseite und trat hinaus zu Zykyma. Die übrigen folgten, zuletzt der Kastellan. Niemand als nur die Polizistin achtete darauf, daß er hinter sich die Tür verschloß.
    „Tausend Teufel!“ rief der Pascha. „Ihr lebt herrlich und in Freuden, und ich habe geglaubt, ihr steckt unten in euren Verliesen. Wer hat euch das erlaubt?“
    „Wir selbst“, antwortete Zykyma ruhig.
    „Nun, wir werden einen besseren Ort für sie finden“, sagte da der Derwisch. „Sie werden in die Brunnenstube eingeschlossen, und zwar zusammen mit ihrem einstigen Herren.“
    „Etwa um uns hinabzustürzen?“ fragte Zykyma. „Da habt ihr euch allerdings verrechnet. Wir machen nicht mit!“
    „Danach werdet ihr nicht gefragt. Ihr habt zu gehorchen!“
    „Etwa dir? Wer bist du denn? Ein entlaufener Lakai und Renegat. Wenn du noch einmal von Gehorsam redest, lasse ich dir die Peitsche geben!“
    „Weib“, rief der Derwisch zornig, „vergiß nicht, daß du dich in meiner Gewalt befindest!“
    „Ich? Irre dich nicht! Du befindest dich in der meinigen!“
    Zykyma deutete nach der Tür, die in der Zimmerflucht weiterführte. Sie öffnete sich, und – Steinbach trat herein, gefolgt von sämtlichen Männern, die sich bei ihm befunden hatten. Hinter diesen sah man die Frauen stehen.
    Der Derwisch fuhr entsetzt zurück.
    „Steinbach!“ schrie er auf.
    „Ja, ich“, lächelte dieser stolz. „Ich komme aus derselben Tiefe wie du. Wir wurden ebenso gerettet wie du und stehen nun hier, das letzte Wort mit euch zu reden. Eure Rollen sind ausgespielt. Nehmt die Kerle gefangen!“
    Sam, Jim und Tim traten sofort an den Derwisch heran, um sich seiner zu bemächtigen. Er aber wich einige Schritte zurück.
    „Gnade!“ rief jetzt der Pascha. „Ich trage keine Schuld. Der dort hat mich verführt. Er war der Teufel, der euch verfolgte.“
    Dabei deutete er auf den Derwisch. Dieser aber schnellte zu ihm hin und schrie ihn an:
    „Hund, willst du jetzt noch unschuldig sein? Wir sind verloren; ich sehe es. Ich wollte dich vorhin zur Hölle senden, um mir von dir das Quartier bestellen zu lassen. Nun es aber so steht, gehen wir gleich miteinander. Komm mit zum Teufel!“
    Und ehe jemand ihn daran hindern konnte, drückte er seinen Revolver gegen die Schläfe des Paschas und dann gegen seine eigene Stirn ab. Die beiden Schüsse krachten; sie hatten nur zu gut getroffen. Die Körper wankten, verloren das Gleichgewicht und schlugen schwer zu Boden.
    Tschita und Zykyma schrien vor Entsetzen auf. Steinbach ergriff sie bei den Händen und führte sie hinaus zu den anderen Frauen, um dann, zurückkehrend, die Tür hinter sich zuzumachen.
    Sam war sogleich zu den beiden Getroffenen niedergekniet, um ihre Verwundung zu untersuchen.
    „Es ist aus mit ihnen“, berichtete er. „Der Kerl hat so ausgezeichnet gezielt, als hätte er sich jahrelang im Selbstmorden geübt. Nur zwei Sekunden waren es, und doch sind sie tot. Jammerschade. Nun geht mit ihnen

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