Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
sie?“ fragte Sam.
    „Nein.“
    Mit diesem kurzen Bericht schoß er vorbei, und nach wenigen Augenblicken kam der Major selbst gerannt, und einige Offiziere hinter ihm her. Sam und Dobronitsch schlossen sich ihnen an, als ob sie das Recht dazu hätten.
    Am Haus angekommen, klinkte der Major zunächst an der Tür, und als er sie verschlossen fand, klopfte er. Auch das half nichts. Darum trat er an eines der Fenster und sah hinein.
    „Mach das Fenster auf, Kathinka!“ rief er barsch.
    Er hatte nämlich die alte Magd gesehen. Sie saß auf demjenigen der beiden zusammengebundenen Stühle, der nach dem Fenster zugekehrt war. Die beiden Frauenzimmer hatten sich bis in die Nähe dieses letzteren geschoben. Die Magd war gefesselt, konnte also seinen Befehl nicht ausführen.
    „Warum macht ihr nicht auf, ihr verfluchten Kanaillen!“ schrie er wütend hinein.
    „Weil wir nicht können, Väterchen! Wir sind ja gefesselt!“
    „Gef –!“
    Das Wort blieb dem Major im Mund stecken. Er sah genauer hinein und bemerkte nun, daß zwei Stühle mit den Lehnen gegeneinanderstanden. Auf dem rückseitigen saß auch eine Person.
    „Wer ist die andere?“
    „Das Mütterchen, Herr.“
    „Was! Meine Frau?“
    „Ja, Gregor, ich bin es“, antwortete die Majorin. „Kathinka, stoß einmal mit den Füßen an! Ich will mich nach dem Fenster drehen.“
    Zu seinem Erstaunen bemerkte nun der Offizier, daß die beiden zusammengebundenen Stühle mit den daran gefesselten Weibern sich im Kreis drehten.
    Die Offiziere waren nahe herangetreten, und auch Sam hatte Dobronitsch an das zweite Fenster herangezogen, damit dieser Zeuge des interessanten und komischen Schauspiels sein möge. Er stieß ihn heimlich mit der Faust in die Seite und fragte flüsternd:
    „Wie gefällt dir das?“
    „Schlechter Kerl!“
    „Pah! Es geschah auch um deinetwillen.“
    Jetzt hatten die Stühle eine solche Stellung, daß die Majorin mit dem Gesicht gegen die Fenster gerichtet war.
    „Aber zum Donnerwetter, was ist denn das?“ fragte der Major. „Wer hat das getan?“
    „Die Schwarzen“, antwortete sie. „Sie hatten die Gesichter voller Ruß.“
    „Himmelbataillon! Sie waren hier bei euch? Was haben sie da gemacht?“
    „Ich werde es dir erzählen. Mach uns nur erst los!“
    „Ich kann ja nicht hinein. Das Haus ist zu. Die Hunde! Wie komme ich hinein?“
    Der Major blickte sich ratlos um.
    „Herr, ich will dir helfen“, sagte da Sam. „Du bist das Klettern vielleicht nicht gewöhnt; aber wir in Amerika verstehen das besser.“
    Damit schob er den Major zur Seite, langte mit der Hand hinein, öffnete auch den anderen Flügel und stieg dann in die Stube, was ihm trotz seiner dicken Gestalt sehr leicht und schnell gelang. Mit seiner natürlichen Stimme, so daß sie ihn nicht an derselben erkannte, fragte er darauf die Majorin:
    „Also die ‚armen Leute‘ haben die Schlüssel mitgenommen?“
    „Ja. Sie haben auch die Stubentür verschlossen.“
    „Suchen können wir nicht. Dazu haben wir keine Zeit. Ich werde mit dem Messer öffnen.“
    Sam zog sein Bowiemesser hervor. Dieses war zwar haarscharf und spitz, aber auch sehr stark. Er sprengte mit Hilfe desselben das Schloß von der Stubentür, trat dann in den Hausflur und schob von der Eingangstür den Riegel zurück.
    Jetzt eilten die Draußenstehenden, der Major an ihrer Spitze, sofort herein.
    „Ich danke dir!“ sagte letzterer zu Sam. „Ihr Amerikaner seid praktische Leute. Das ist wahr.“
    Daß Sam ein praktischer Mann sei, bewies er sogleich auch weiter, indem er die Stricke zerschnitt, mit denen die beiden Frauen an die Stühle gebunden waren.
    Die Majorin sank fast von dem ihrigen herab, so angegriffen war sie. Sie sollte erzählen, was geschehen war, vermochte aber nicht, einen zusammenhängenden Bericht zu geben.
    Nur nach einem ziemlich langen Verhör erfuhr der Major einigermaßen, was er wissen wollte, und bald darauf mußte er sich auch im Gewandhaus überzeugen, daß fast alle Uniformen gestohlen waren.
    Die Nachricht ging wie ein Lauffeuer von Mund zu Mund. Das war ja ein Ereignis, das kein Mensch für möglich gehalten hätte, am allerwenigsten der Major.
    Dieser war ganz und gar außer sich. Er befahl eine Zusammenkunft der Bewohner und verhörte dieselben, konnte aber nichts anderes erfahren, als daß diese gar nichts wußten, weil sie fest geschlafen hatten.
    Des Platzkommandanten harrte eine große Nase von seiten seiner Vorgesetzten, wohl gar eine Bestrafung, eine

Weitere Kostenlose Bücher