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54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mir eine sehr angenehme. Wo haben Sie denn meinen vortrefflichen Freund gefunden?“
    „Am Mückenfluß, wo er uns allen einen außerordentlichen Dienst erwiesen hat, den wir ihm niemals vergessen werden. Er hat uns vor Tod und Gefangenschaft gerettet. Die Kosaken waren uns auf den Fersen!“
    „Die Kosaken? Das sind Sie ja selbst!“
    Der Rittmeister lächelte schlau, zuckte beide Achseln und antwortete in pfiffigem Ton:
    „Wir scheinen es nur zu sein. In Wirklichkeit sind wir ‚arme Leute‘. Was das zu sagen hat, darf ich Ihnen wohl nicht erst erklären.“
    „Ich weiß es. Wenn es so ist, wie Sie sagen, so sind Sie also Flüchtlinge, die sich in einem militärischen Inkognito befinden. Wie aber kamen Sie zu den Uniformen?“
    „Die haben wir – gestohlen?“
    „Ah! Unglaublich!“
    „Fast! Aber der dicke Sam sagte, daß er noch ganz andere Dinge fertiggebracht habe.“
    „So steht er in irgendwelcher Beziehung zu dem Umstände, daß Sie sich der Uniformen bemächtigt haben?“
    „Allerdings. Er hat sich diesen vortrefflichen Gedanken ersonnen und ihn auch mit ausgeführt.“
    „Der Unvorsichtige!“
    Steinbachs Brauen zogen sich ein wenig zusammen.
    „Aber ich bemerke, daß Ihre Truppe nicht vollständig bewaffnet ist.“
    „Sam hat mir aufgetragen, mich in dieser Angelegenheit an den Fürsten zu wenden.“
    „Ja, ja!“ fiel Bula ein. „Waffen könnt ihr von uns bekommen. Und Munition genug dazu.“
    „Nur langsam!“ warnte Steinbach. „Der Herr Rittmeister wird es uns unter den obwaltenden Umständen nicht übelnehmen, wenn wir vorsichtig sind.“
    „Ganz und gar nicht“, antwortete der Offizier.
    „Können Sie uns beweisen, daß Sie wirklich keine Kosaken, sondern ‚arme Leute‘ sind?“
    „Vollständig! Geben Sie mir Zeit, Ihnen die Abenteuer des letzten Tages zu erzählen, so werden Sie mir Glauben schenken.“
    „Schön! Wir wollen absteigen und uns besprechen. Aber Sie haben eine beispiellos schwierige Aufgabe übernommen. Um die Militär- und Zivilbehörden zu täuschen, müßten Sie vor allem Offizier sein.“
    „Der bin ich auch. Ich war früher Major im Gardekürassierregiment. Mein Name ich Sendewitsch.“
    Steinbach schien überrascht zu sein.
    „Sendewitsch?“ fragte er. „Nicht wahr, Sie hatten ein Duell mit einem Großfürsten, und die Folge war, daß man Sie nach Sibirien schickte? Ja, es ist nicht immer vorteilhaft, ein Heißsporn zu sein. Doch steigen wir ab.“
    Jetzt entwickelte sich mitten auf der vorher so einsamen Ebene ein lebensvolles Bild. Auch die Kosaken stiegen von ihren Pferden und mischten sich unter die rauhen Tungusen. Es wurde getrunken und gegessen. Ein jeder teilte das, was er hatte, mit den anderen.
    Die Hauptpersonen hatten sich beieinander niedergesetzt, und der Rittmeister begann zu erzählen.
    Mancher Ausruf der Verwunderung ließ sich während seines Berichtes hören. Als er geendet hatte, war es ihm vollständig gelungen, Steinbach zu beweisen, daß er es nicht mit wirklichen Kosaken zu tun habe.
    Der Aufbruch ging doch nicht so bald vor sich, denn es wurde noch vieles erzählt und besprochen, bevor man sich trennte. Dann war der Abschied ein außerordentlich herzlicher, denn ein jeder mußte die mutigen Leute bewundern, die sich vorgenommen hatten, einen so verwegenen Plan auszuführen.
    Dieser Bewunderung machte auch der Fürst Luft, als er nach dem Aufbruch wieder neben Steinbach herritt. Letzterer aber war ruhig. Er fühlte sich verstimmt. Der dicke Sam wagte zuviel und hatte ohne alle Erlaubnis gehandelt. Das konnte ja vielleicht verhängnisvoll werden.
    Von da an, wo gelagert worden war, hatte man nur eine gute halbe Stunde bis nach dem Mückenfluß, der gerade zu der Zeit erreicht wurde, als Sam mit Peter Dobronitsch aus der Stanitza heimkehrte.
    Natürlich wurde die Fähre benutzt, um auf das andere Ufer zu gelangen. Viele der reitgewandten Tungusen, die sich aus einer Durchnässung ihrer Kleider nichts machten, trieben die Pferde in den Fluß, um hinüberzuschwimmen. Sie waren das gewöhnt. Eine Erkältung gab es bei ihnen nicht. Dieses Wort war ihnen völlig unbekannt.
    Als sich alle an dem anderen Ufer befanden, also auf dem Grund und Boden von Peter Dobronitsch, begannen die Tungusen ihre Zelte aufzuschlagen.
    Steinbach aber ging mit seinen Begleitern und Begleiterinnen zu Fuß nach dem Gut, und bald waren alle, von den Bewohnern des Hauses ungesehen, an den Fenstern vorüber in den Flur gelangt. Karpala, die die Führerin

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