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54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken

Titel: 54 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 06 - Die Kosaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wird erhöht und der Hohe erniedrigt werden, ganz genauso, wie es in der Bibel steht.“ – – –
    Derjenige, von dem die Rede war, nämlich Steinbach, war, wie es Sam vermutet hatte, gar nicht fern von der Besitzung des Peter Dobronitsch.
    Er kam, wie bereits erwähnt, mit der Tungusenschar, deren Anführer Fürst Bula war. Die Männer ritten alle. Für die Frauen aber waren Wagen vorhanden, Wagen jener primitiven Art, wie sie bei diesen halbwilden Völkerschaften gebräuchlich sind.
    Gegen diese Fahrzeuge stach nun freilich die sehr elegante Kibitka ab, in der Gökala fuhr. Sie saß mit ihrer neuen Freundin Karpala in derselben.
    Ganz von selbst verstand es sich, daß Steinbach sich während des Ritts stets in ihrer Nähe aufhielt.
    Bula, der Fürst, und Kalyna, seine Frau, hatten vor Steinbach einen ganz gewaltigen Respekt. Sie hielten es für eine ganz besondere ungeheure Ehre, daß ihre Tochter bei seiner Braut sitzen durfte, und Bula hielt sich möglichst in der Nähe des gewaltigen und doch so bezaubernden Mannes. Es fiel von demselben doch auch ein Glanz auf ihn.
    Und Steinbach bereitete es großes Vergnügen, den dicken guten Fürsten an seiner Seite zu sehen. Er mußte ihm von fremden Ländern erzählen, und der Fürst geriet über das, was er da hörte, oft in so große Verwunderung, daß er den Mund öffnete und es ganz vergaß, ihn wieder zu schließen.
    So ritten sie auch heute nebeneinander, hart vor der Kibitka, in der Gökala und Karpala saßen. Hinter dem Wagen ritt der Inder Nena. Er hatte sich ganz dem Dienst Gökalas gewidmet und hielt es für seine Aufgabe, jeden ihrer Wünsche bereits vorher zu erraten.
    Plötzlich hielt Steinbach sein Pferd an und sagte, mit der Hand nach einer bestimmten Gegend deutend:
    „Was ist denn das? Da vorn am Horizonte gewahre ich einen dunklen Punkt, der sich bewegt.“
    Die Gegend, durch die sie kamen, war ganz eben. Man hatte einen freien Blick rundum. Vorn lag der Himmel auf der scharfen Linie des Gesichtskreises, und der Morgen war hell und dunstfrei. Darum konnte man sehr weit sehen.
    Der Fürst richtete sich ein wenig im Sattel auf, beschattete seine Augen mit der Hand und blickte in die ihm angegebene Richtung.
    „Ja“, sagte er. „Da ganz vorne ist ein Punkt, der nicht in diese Gegend gehört.“
    „Und er bewegt sich. Ich vermute, daß es Reiter sind.“
    „Hm! Die Bewegung ist eine sehr schnelle. Es scheint mir ganz, als ob diese Leute im Galopp ritten. Der Punkt wird schnell größer. Er breitet sich aus. Das können nach meiner Schätzung wohl an die hundert Männer sein. Ich halte es nicht für möglich, daß eine so bedeutende Anzahl von Reisenden sich vereinigt haben soll.“
    „Dann sind es Kosaken. Sie kommen aus der Gegend des Mückenflusses. Sonderbar!“
    Die beiden Trupps näherten sich immer mehr. Bald war zu sehen, daß der Fürst richtig vermutet hatte. Es waren Kosaken.
    Sie kamen im scharfen Trab herbei. Voran ritt ein einzelner, der, wie man beim Nahen sah, die Uniform eines Rittmeisters trug. Er rief den Seinen einen lauten Befehl zu, worauf sie halten blieben, während er selbst vollends herbeikam.
    Steinbach hatte sich mit dem Fürsten an die Spitze des Zuges gesetzt. Der Rittmeister lenkte sein Pferd zu den beiden hin, hielt vor ihnen an, grüßte militärisch und fragte:
    „Habe ich recht vermutet, wenn ich annehme, daß ihr Tungusen seid?“
    „Ja, Brüderchen“, antwortete der Fürst.
    „Wo kommt ihr her?“
    „Von Platowa.“
    „Ah, sehr gut. Wie heißt euer Anführer? Ist es nicht der Fürst Bula mit der Fürstin Kalyna?“
    „So ist es, mein Lieber.“
    „Wo ist der Fürst?“
    „Du braucht gar nicht weit zu reiten, um bei ihm zu sein, denn ich heiße Bula und bin es selber.“
    „Vortrefflich! Vortrefflich!“ Der Blick des Rittmeisters glitt forschend von Bula weg und an Steinbachs Gestalt herunter. „Ich suche einen Herrn, der sich bei dir befinden soll. Und wenn mich nicht alles täuscht, so habe ich ihn auch bereits vor mir.“ Und sich an Steinbach wendend, fuhr er fort:
    „Verzeihung, mein Herr. Ist Ihr Name Steinbach?“
    „Zu dienen, Herr Rittmeister“, antwortete der Gefragte.
    „So habe ich Sie zu grüßen.“
    „Von wem?“
    „Von dem dicken Sam.“
    „Danke sehr! Zu ihm wollen wir. Sie haben ihn also getroffen?“
    „Ja. Er hat mich gebeten, Ihnen zu sagen, daß Sie sich beeilen sollen. Der einstige Derwisch sei gefangen.“
    „Vortrefflich! Die Botschaft, die Sie mir da bringen, ist

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