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55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

Titel: 55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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eine Freude gemacht, so groß, wie du es gar nicht denkst. Ich werde euch nicht vergessen und erwarte, daß ihr an mich denkt, wenn ihr einmal einen tüchtigen Jungen habt, zu dem Ihr einen Paten braucht. Wenn der alte Blücher Pate steht, so wird wohl unser Herrgott Einsehen haben und einen ganz besonderen Segen darauf legen, da ich armer Teufel doch nichts geben kann als mein Ja und Amen! Nun aber ist mein Geschäft hier beendet, und ich habe noch anderes zu tun, wobei ich leider keinen Kuß zu erwarten habe. Wie steht es, mein Junge, du bleibst doch noch hier?“
    Königsau war mit Blücher gekommen; es wäre der größte Verstoß gewesen, wenn er ihn jetzt hätte allein gehen lassen; daher sagte er, obgleich er am liebsten noch recht lange bei der Geliebten geblieben wäre:
    „Wenn Exzellenz erlauben, schließe ich mich Ihnen an. Auch ich habe noch Dienstliches zu tun.“
    „So mache es rasch ab! Der Dienst hier bei der Herzdame wird dir doch wohl der angenehmste sein, und ich hoffe, daß du dir nichts zuschulden kommen läßt!“
    Königsau mußte Margot versprechen, am Abend wiederzukommen; dann verabschiedeten sich die beiden von den Damen, welche die Ehre, den berühmten Feldmarschall bei sich gesehen zu haben, sehr wohl zu schätzen wußten.
    Als die beiden Offiziere aus dem Vorsaal traten, öffnete sich die gegenüberliegende Tür, und der Kapitän erschien; er stand im Begriff, seine Wohnung zu verlassen, fuhr aber wieder zurück, als er die beiden bemerkte. Er hatte sich dabei so wenig in der Gewalt, daß sein Gesicht die ganze Fülle des Hasses zeigte, welcher ihn gegen den Lieutenant von Königsau erfüllte.
    Als dieser mit Blücher die Straße erreicht hatte, fragte ihn der letztere:
    „Hast du den Blick gesehen, welchen der Franzmann auf dich warf, mein Junge?“
    „Ja.“
    „Nun, was sagst du dazu?“
    „Nichts. Dieser Kerl geht mich nichts an!“
    „Nimm es nicht so leicht!“ warnte Blücher.
    „Er kann mir nichts anhaben.“
    „In offener, ehrlicher Weise allerdings nicht, aber sein Gesicht gefällt mir ganz und gar nicht. Weißt du, was in seinen Augen zu lesen war?“
    „Haß natürlich.“
    „Haß und Rache, glühende Rachsucht. Mir scheint, daß du dich vor ihm in acht nehmen sollst. Dieser Mensch ist ein Bösewicht, das steht ihm an der Stirn geschrieben.“
    „Exzellenz mögen recht haben“, sagte Königsau nachdenklich. „Er ist dem Baron bedeutende Summen schuldig, und dieser scheint geneigt gewesen zu sein, sie ihm zu schenken, falls er Margots Hand erhält. Aus dem Gespräch, welches ich belauscht habe, geht das deutlich hervor. Ja, der Baron wollte ihm sogar noch eine bare Summe auszahlen, obgleich ich es kaum glaube, daß er ein ehrliches Spiel mit ihm treibt.“
    „Nun, so schließe einmal weiter! Ich will sehen, ob du nicht auf den Kopf gefallen bist.“
    „Der Baron drohte vorhin, ihm die Wechsel zu präsentieren. Tut er das, so kommt der Kapitän in das Schuldgefängnis und muß aus der Armee treten. Er wird alles aufbieten, diese Schande zu vermeiden.“
    „Und auf welche Weise kann dies am sichersten geschehen?“
    „Dadurch, daß er mich zur Seite räumt.“
    „Ja, nur dadurch. Du bist also doch der Dümmste nicht, mein Junge. Seine Augen funkelten wie Katzenaugen, und sein Schnurrbart zog sich in die Höhe, als ob du gebissen werden solltest. Der Kerl plant Schlechtes, er will dir an den Kragen, das war ja ganz deutlich zu sehen. Nimm dich in acht. Du willst heute abend wirklich zu deinem Schatz?“
    „Ja.“
    „Nun, so gehe ja nicht unbewaffnet.“
    Sie trennten sich, und Königsau schritt nach seiner Wohnung, heimlich über den Alten lachend, der da mitten auf dem Trottoir vor der Tür hatte wissen wollen, auf welche Weise er seine Liebeserklärung gemacht habe.
    Die Warnung Blüchers ging ihm durch den Kopf. Er vergegenwärtigte sich im stillen noch einmal die ganze Situation; er dachte an das Gesicht, welches der Kapitän gezeigt hatte, und mußte sich sagen, daß daraus die offenste Mordlust zu lesen gewesen war. Er nahm sich vor, höchst vorsichtig zu sein. Die Bevölkerung von Paris war den Deutschen nicht hold; es kamen täglich kleinere Tumulte und Kundgebungen vor, die Sicherheit war eine zweifelhafte; er sandte, als er nach Hause gekommen war, seinen Diener zu einem befreundeten Offizier von den Kürassieren, um anzufragen, ob dieser ihm für heute abend seinen Panzer leihen wolle. Der Betreffende hatte zwar verwundert gelächelt, aber das

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