Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

Titel: 55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Grunde geschehen sein.“
    „Möglich; aber ich kenne ihn nicht“, sagte der Baron.
    „Sie können ihn erfahren. Es ist nämlich uns sämtlichen Offizieren die Kassierung angedroht worden, falls wir uns durch unseren Haß hinreißen lassen, mit einem Deutschen zur Mensur zu gehen. Da haben Sie es.“
    „Und dies ist die Wahrheit?“
    „Gewiß.“
    „Sie glauben, das Duell wäre verraten worden?“
    „Man würde ganz gewiß davon gesprochen haben, denn ich hätte den Kerl getötet.“
    „So wäre Ihnen doch geholfen gewesen, denn er hätte Ihre Schwester nicht kennengelernt und konnte also nicht als mein Nebenbuhler auftreten. Übrigens ist ein Duell eine Ehrensache, bei welcher jeder Teilnehmer verpflichtet ist, das tiefste Stillschweigen zu beobachten. Wie also hätte diese Sache verraten werden können?“
    Der Kapitän zuckte die Achseln und antwortete:
    „Glauben Sie, daß diese Deutschen geschwiegen hätten, falls einer von ihnen von mir getötet worden wäre? Sie hätten ihn durch Verrat gerächt, und ich wäre dann doch aus der Armee gestoßen worden.“
    „Das wird jetzt auch geschehen.“
    „Ich hoffe es nicht.“
    „Ich bin überzeugt davon.“
    „Weshalb?“
    „Man wird Sie wegen der Schulden zwingen, Ihren Abschied zu nehmen.“
    „Pah! Sie werden es nicht wagen, mich meinem Commandeur anzuzeigen!“
    „Wagen? Anzeigen? Wer spricht von wagen und anzeigen? Ich werde Ihnen den Greffier schicken, der Sie in Wechselhaft bringt; das ist genug. Sobald dies Ihre Vorgesetzten erfahren, können Sie unmöglich in der Armee bleiben.“
    „Sie aber haben sich dann einen Feind gemacht, den Sie zu fürchten haben.“
    „Einen Feind? Wer sollte dies sein?“ fragte der Baron lachend.
    „Ich!“ antwortete Richemonte selbstbewußt.
    „Sie? Ah, ich habe Sie auf keinen Fall zu fürchten, am wenigsten aber, wenn Sie sich im Gefängnis befinden. Allerdings würde es mir leid tun, in dieser Weise gegen Sie vorschreiten zu müssen. Darum wäre es mir lieb, wenn wir alle Unliebsamkeiten vermeiden und einen Ausweg finden könnten.“
    Der Kapitän horchte auf. Es war ihm ängstlicher zumute, als er eingestehen wollte, und da der Baron von einem Ausweg sprach, so schien doch noch Hoffnung vorhanden zu sein.
    „Suchen Sie.“
    „Hm“, brummte der gewesene Armeelieferant. „Als Sie sich bei Ihrer lieben Mama und Schwester befanden und ich so einsam in Ihrem Zimmer saß, habe ich darüber nachgedacht, ob denn nicht vielleicht eine Abhilfe zu finden sei.“
    „Nun? Haben Sie einen Ausweg gefunden?“
    „Vielleicht.“
    „So sprechen Sie.“
    „Man muß da im Sprechen sehr vorsichtig sein. Sie hatten vorhin die Meinung, daß Sie den Deutschen im Duell ganz sicher getötet hätten?“
    „Er wäre gefallen“, antwortete der Kapitän in sehr bestimmtem Ton.
    „Ich glaube es, denn ich weiß, wie Sie fechten. Wenn er nun jetzt noch fiele?“
    Der Gefragte blickte den Sprecher rasch an, dann sagte er:
    „Sie meinen, daß ich ihn jetzt noch fordern solle? Das geht nicht, das ist unmöglich.“
    „Ich meine etwas anderes“, meinte der Baron langsam und zögernd.
    „Was?“
    „Könnte dieser Mensch nicht fallen auch ohne Duell?“
    Der Kapitän wurde blutrot im Gesicht. Er wandte sich rasch zum Fenster und blickte lange wortlos hinaus. Dann drehte er sich um, trat auf den Baron zu und fragte:
    „Sie meinen, daß ich ihn hinterrücks töten soll?“
    Der Gefragte lächelte überlegen, zuckte die Achseln und antwortete mit scharfer Betonung:
    „Ich sage nichts, sondern ich meine nur folgendes: Der Weg zum Schuldturm ist Ihnen sicher; sollte aber bis morgen früh der Lieutenant Königsau gestorben sein, so vernichte ich die Hälfte Ihrer Akzepte. Die andere Hälfte folgt nach, sobald ich mit Ihrer Schwester verlobt bin.“
    Die Augen des Kapitäns zogen sich zusammen, und sein Schnurrbart stieg in die Höhe, so daß es war, als ob er die Zähne fletschen wollte. Es war ganz dasselbe Mienenspiel, welches man auch noch in seinem Greisenalter auf Schloß Ortry an ihm beobachtete. Sein Gesicht hatte dabei das Aussehen eines wilden Tieres, welches mit dem Gebiß drohte.
    „Das ist deutlich gesprochen, trotzdem Sie nichts sagen wollen“, meinte er schließlich.
    „Ich bin zufrieden, wenn ich verstanden worden bin. Was antworten Sie?“
    Da faßte der Kapitän den anderen beim Arm, blickte ihn finster an und fragte:
    „Sie würden Wort halten in Beziehung der Wechsel?“
    „Ja.“
    „Und Sie glauben, des

Weitere Kostenlose Bücher