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55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

Titel: 55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Mama.“
    „Einen Panzer haben Sie an?“ fragte Frau Richemonte, zugleich erstaunt und besorgt. „Warum diese Vorsichtsmaßregel? Fürchten Sie eine Gefahr?“
    „Ich weiß von keiner anderen Gefahr, als derjenigen, in welcher wir Deutschen hier alle stehen, und die vielleicht ganz illusorisch ist“, antwortete Königsau. „Den Panzer trage ich ganz zufällig, und diese Pistole steckt noch seit meinem letzten Ausgang in der Tasche. Die Sache hat ja ganz und gar nichts zu bedeuten.“
    Damit beruhigte sich zwar die Mutter, nicht aber die Tochter. Diese letztere beschloß zwar zu schweigen, aber dann später zu handeln. Sie war ein mutiges Mädchen; sie hatte für sich jedenfalls nichts zu befürchten, und sie liebte den Bräutigam mehr als sich selbst. Darum wollte sie ihm bei seinem Fortgehen heimlich folgen, bis sie ihn in seiner Wohnung in Sicherheit wußte.
    Aus diesem Grund befahl sie dem Mädchen, ihren Hut und Paletot hinunter nach der Loge des Portiers zu schaffen und diesem zu bedeuten, wach zu sein, da sie noch spät ausgehen werde. Erst als dies besorgt war, gab sie sich weniger ängstlich dem Glück hin, welches sie in der Anwesenheit des Geliebten fand.
    Es war ganz so, wie der Baron und der Kapitän gedacht hatten. Die Liebenden hatten sich so vieles zu sagen und zu erzählen, daß eine lange Zeit verging, ehe sie sich zur Trennung entschließen konnten. Als Königsau aufbrach, war es bereits nach Mitternacht.
    Er nahm Abschied von der Mutter, die ihn von Minute zu Minute lieber gewonnen hatte, legte draußen im Vorzimmer seine Sachen an, und war nicht wenig verwundert, als anstelle des Mädchens Margot selbst das Licht ergriff, um ihm hinab zu leuchten, da die Hauslampe um Mitternacht verlöscht zu werden pflegte.
    Unten am Ausgang umarmte und küßte er sie herzlich.
    „Darf ich morgen wiederkommen, mein Leben?“ fragte er.
    „Ja, Hugo“, antwortete sie. „Ich werde dich mit Sehnsucht erwarten; darum bitte ich dich, rechtzeitig zu kommen. Aber noch um eins habe ich dich zu bitten.“
    „Sage es!“
    „Sei heute abend recht vorsichtig. Mir ist so außerordentlich bange um dich.“
    Er drückte sie innig an sich und flüsterte, ganz glücklich über ihre Ängstlichkeit:
    „Das ist die Besorgnis der Liebe, meine Margot. Aus ihr ersehe ich, daß ich dir wirklich teuer bin, und ich danke dir, daß du mich dies wissen läßt.“
    „Oh nein, diese Besorgnis hat außer der Liebe noch einen anderen Grund.“
    „Welchen?“
    „Mir ahnt, du stehst in Gefahr.“
    „Glaube dies nicht. Die Straßen sind ruhig. Gefahr könnte ich nur von einem persönlichen Feind erwarten; aber ich kenne keinen, dem ich eine solche Gewalttätigkeit zutrauen möchte. Übrigens stehen wir ja nicht in der Zeit des Mittelalters und befinden uns nicht in Italien, dem Land der gedungenen Meuchelmörder.“
    Sie schauderte. Gerade der Dolch war ja ein italienischer.
    „Oh, Geliebter“, flüsterte sie, „ich kann nicht anders, ich muß an einen Bestimmten denken, vor dessen Rache du dich sehr in acht zu nehmen hast.“
    „Wer sollte dies sein?“
    „Mein – Bruder.“
    Er fühlte sich betroffen. Also auch sie hatte bereits Verdacht geschöpft? Darum also die Aufmerksamkeit, welche sie seiner Bewaffnung gewidmet hatte! Sie war sehr unruhig; er fühlte dies an dem leichten Beben ihrer Gestalt, darum antwortete er:
    „Dein Bruder, oh, er ist ein Bramarbas, im Herzen aber feige. Er tut mir nichts.“
    „Feig? Nein, feig ist er nie gewesen. Und er ist zu jeder Tat fähig, die er einmal beschlossen hat. Es ist gar traurig, den eigenen Bruder so schildern zu müssen, aber ich muß es zu deiner Sicherheit tun. Er mag kein Meuchelmörder sein, aber ich traue es ihm zu, rohe Arbeiter zu dingen und sie auf dich zu hetzen, um dich umzubringen.“
    „In diesem Fall werde ich mich zu wehren wissen, mein Kind. Habe also keine Sorge. Schlafe im Gegenteil recht gut, und träume ein wenig von mir!“
    Er nahm, wie er meinte, für heute von ihr Abschied und verließ das Haus.
    Draußen war es dunkel; aber der Schein der Sterne erlaubte doch, in einer nicht zu weiten Entfernung die Umrisse größerer Gegenstände zu erblicken. Königsau zog den Mantel fest an, damit ihm dieser bei einer etwaigen Verteidigung nicht hinderlich sei, und holte die Pistole aus der Tasche, deren Hahn er spannte, um schußbereit zu sein. Dann schritt er weiter, seinen Schritt möglichst dämpfend, um zu hören, ob ein Verfolger hinter ihm sei.
    Am liebsten

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