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55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

Titel: 55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Verlangte doch ganz bereitwilligst hergegeben.
    Als Königsau später zu der Geliebten ging, trug er Zivil, um nicht sogleich erkannt werden zu können, dazu den Küraß unter dem Mantel und eine geladene Pistole in der Tasche. Auch machte er einen Umweg und erreichte so von der anderen Seite die Straße, in welcher die beiden Damen wohnten.
    Auf dem Vorsaal brannte eine Lampe. Beim Schein derselben glaubte er zu gewahren, daß die Tür, hinter welcher sich die Wohnung des Kapitäns befand, um eine ganze schmale Lücke offen stehe, und es war ihm, als ob er ein von innen fest an diese Lücke gedrücktes Auge auf sich funkeln sehe. Er vermied jedoch, dies näher zu untersuchen, da er nicht wissen lassen wollte, daß er auf seiner Hut sei.
    Er klingelte und wurde eingelassen. Margot kam ihm entgegengeeilt und bewillkommnete ihn mit einem herzlichen Kuß. Während der innigen Umarmung fühlte sie die harte Schutzwehr unter seinem Mantel. Sie legte die Hand darauf, blickte ihn erschrocken an und fragte in ängstlichem Ton:
    „Was ist das, Hugo?“
    „Nichts, mein Kind“, antwortete er beruhigend; „nur ein Panzer.“
    „Ein Panzer? Warum legst du ihn an?“
    „Du brauchst keine Sorge zu haben, mein Herz. Ich sollte ihn für einen Freund, welcher bei den Kürassieren steht, aus der Reparatur mitbringen, und ich habe ihn nur deshalb angelegt, weil es zu unbequem gewesen wäre, ihn in der Hand zu tragen.“
    Er schien seinen Zweck erreicht zu haben, wenigstens sagte sie kein Wort, welches einen Zweifel verraten hätte. Aber die Liebe sieht scharf, und ein Weib ist oft viel scharfsinniger als ein Mann; es errät auf der Stelle, was der Mann erst nach längerem Sinnen, Schließen und Grübeln erreicht.
    Königsau legte im Vorzimmer Mantel, Panzer und Hut ab und trat in den Salon. Kaum jedoch befand er sich mit der Mutter in angeregtem Gespräch, so verließ Margot die beiden und suchte das Dienstmädchen auf; sie erkundigte sich bei ihm:
    „Ist mein Bruder zu Hause?“
    „Bis jetzt war er da; aber soeben hörte ich ihn gehen“, lautete die Antwort.
    „Hast du ihn sicher gehört?“
    „Ja.“
    „Es kann jemand anderer gewesen sein. Gehe hinüber und überzeuge dich!“
    Die Dienerin hatte die Wohnung des Kapitäns mit in Ordnung zu halten; darum besaß sie einen Schlüssel zu derselben, da sie ihre Arbeiten nur in seiner Abwesenheit besorgen durfte. Sie ging hinüber und kehrte bald darauf mit der Nachricht zurück, daß der Kapitän wirklich gegangen sei. Er hatte sich überzeugt, daß der Deutsche gekommen sei, und da es ihm zu langweilig erschien, einsam zu warten, bis dieser das Haus verlassen werde, so hatte er es vorgezogen, einstweilen ein Café aufzusuchen und dann sein Opfer auf der Straße zu erwarten und zu überfallen.
    Margot nahm jetzt den Schlüssel und ein Licht und begab sich nach der Wohnung des Stiefbruders. Wie von einer Eingebung getrieben, durchschritt sie mit dem sie begleitenden Mädchen das vordere Gemach und trat in die zweite Stube, in welcher der Kapitän zu arbeiten pflegte. Sie leuchtete mit dem Licht an die Wand, an welcher die Waffen hingen, und bemerkte einen leeren Nagel. Sie konnte sich nicht sofort besinnen, was hier gehangen hatte, und sie fragte darum das Mädchen:
    „Du pflegst auch diese Waffen abzustauben?“
    „Ja.“
    „Kennst du sie alle?“
    „Ich glaube. Ich habe sie ja sehr oft in den Händen gehabt.“
    „Besinne dich, was an diesem leeren Nagel gehangen hat!“
    Die Gefragte blickte ihre Herrin an, einigermaßen befremdet darüber, daß diese sich so plötzlich um die Waffensammlung des Bruders bekümmere, sann aber doch einige Zeit nach und antwortete dann im Ton des Überlegens:
    „Ich weiß es für den Augenblick wirklich nicht genau; aber warten Sie, Mademoiselle! Hier die Flinten, da die Pistolen, dort die Degen und dann die Jagdmesser und – ah, ich habe es! Hier hing ein Dolch.“
    „Ein Dolch?“ fragte Margot, welche ihr Erschrecken kaum verbergen konnte.
    „Ja, ein Dolch, dessen Griff von schwarzem Holz, die Klinge aber von Glas war. Ich habe mich oft darüber gewundert, warum man solche Dinge aus Glas und nicht aus Eisen gemacht hat. Das Glas ist ja so sehr leicht zerbrechlich.“
    „Ja, er hatte einen venezianischen Dolch“, sagte Margot. „Komm, es ist gut!“
    Sie wußte gar wohl, warum man diese Klingen von Glas macht. Sobald die Spitze auf den Knochen trifft, bricht sie ab, und die Wunde wird dadurch doppelt gefährlich, vielleicht sogar

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