55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät
Sieges bei meiner Schwester sicher zu sein, falls dieser Königsau stirbt?“
„Vollständig sicher.“
„Gut, abgemacht! Dieser Mensch ist erstens ein Deutscher und zweitens mein Feind. Er soll mir und Ihnen nicht länger im Weg stehen.“
„Wie wollen Sie es anfangen?“
„Nichts leichter als das. Er wird natürlich den Abend bei seiner Braut verbringen.“
„Jedenfalls.“
„Liebende sollen sich sehr viel zu sagen haben. Er wird also sehr spät nach Hause gehen.“
„Dies ist vorauszusehen.“
„Nun gut; er wird zwar nach Hause gehen, aber nicht nach Hause kommen.“
Der Baron nickte schadenfroh. Der Überfall mochte enden, wie er wollte, so hatte er dann den Kapitän in der Hand, mehr noch als jetzt. Er sagte, scheinbar besorgt:
„Ich bin mit Ihnen zufrieden, habe aber zu Ihrem Besten eine Bemerkung zu machen.“
„Reden Sie!“
„Es gibt Fälle, in denen es sehr geraten erscheint, eine Verkleidung anzulegen.“
„Pah!“ sagte der Kapitän in wegwerfendem Ton. „Sie scheinen mich für einen Dummkopf zu halten. Ich weiß ebensogut wie Sie, was geraten ist oder nicht.“
„Nun gut, so sind wir also einig.“
„Ich hoffe es.“
„So kann ich Sie verlassen. Wo und wann werde ich das Resultat erfahren?“
„Kommen Sie heute abend nach unserem Kaffeehaus. Sie werden mich da früher oder später sehen. Auf alle Fälle hoffe ich, in Ihnen einen Zeugen zu finden, mit dessen Hilfe es mir möglich ist, mein Alibi und also meine Schuldlosigkeit zu beweisen.“
„Ich stehe gern zu Diensten und hoffe, daß unser Plan Erfolg haben wird. Adieu, Kapitän!“
„Adieu, Baron!“
Der Baron ging. Er hegte die feste Überzeugung, daß der Kapitän das seinige tun werde, die Mißachtung, mit welcher man sie beide behandelt hatte, zu rächen. Derselbe blieb in seinem Zimmer zurück, schritt eine Zeitlang in demselben auf und ab und trat dann in ein Nebengemach, in welchem er zu arbeiten pflegte. Diese Arbeit bestand allerdings nur in der Anfertigung eines Briefes oder in dem flüchtigen Durchblättern irgendeines Romanes. Dort hingen verschiedene Waffen an der Wand.
Der Kapitän nahm eine Pistole herab, untersuchte dieselbe und murmelte dabei:
„Es ist die beste, welche ich habe. Mit ihr habe ich noch keinen Fehlschuß getan. Sie würde mich auch heute nicht verlassen. Soll ich mich ihrer bedienen? Hm! Es ist viel Lärm bei solch einem Schuß, und das könnte gefährlich werden. Nein!“
Er hing sie wieder an den Nagel und griff nach einer Stockflinte, welche daneben hing.
„Diese Windbüchse machte kein Geräusch; es wäre besser, sie zu nehmen, auch schießt man aus ihr öfters, ohne laden zu müssen, aber leider ist sie nicht zuverlässig. Nein, auch sie nicht; ich muß sichergehen, denn der Kerl darf mir auf keinen Fall entkommen.“
Er hängte die heimtückische Waffe wieder an die Wand und suchte weiter.
„Ah, da ist ein alter venezianischer Banditendolch! Er ist scharf und spitz und aus dem besten Glas gemacht. Beim Stoß bricht die Spitze ab und bleibt in der Wunde stecken, so daß eine Heilung unmöglich ist, wenn nicht eine sehr schwierige und geschickte Operation das Opfer von dem tödlichen Glas befreit. Ein fester und kräftiger Stoß genügt. Diese Waffe ist sicher und still. Kein Laut erschallt, sie werde ich nehmen und keine andere.“
Während er in dieser Weise überlegte, wie er seinen Feind am sichersten töten könne, befand sich dieser in der glücklichsten Stimmung bei der Geliebten. Er stand wieder mit ihr am Fenster und hielt sie innig umschlungen, indes der Marschall bei der Mutter saß und sich mit ihr von seinen und ihren Erlebnissen unterhielt. Der Alte konnte sehr liebenswürdig sein, wenn er wollte, und heute war er es im höchsten Grad. Die drei anderen waren über ihn entzückt; er selbst sprach sich immer tiefer in die beste Stimmung hinein und sagte endlich, einen Blick auf das schöne Mädchen werfend:
„Sehen Sie einmal hin, Madame! Da stehen die beiden und halten sich fest, als ob eine ganze Armee anmarschiert käme, um sie zu trennen. Aber so ist die Liebe, und so sind die jungen Leute! Na, erröten Sie nicht, Mademoiselle! Ich bin auch einmal jung gewesen. Jetzt aber freilich bin ich ein alter Eisbär geworden, um den sich keiner mehr bekümmern mag!“
Da faßte sich Margot ein Herz und antwortete:
„Exzellenz meinen doch nicht, daß nur die Jugend imstande sei, Liebe zu erwecken?“
„Ja, gerade dies meine ich, mein Kind.“
„Da haben
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