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55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

Titel: 55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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bereits bekannte Treppe hinauf und klingelte am Vorsaal.
    Drin ertönten zögernde Schritte; die Tür wurde geöffnet, und Margots Köpfchen erschien.
    „Wer ist da?“ fragte sie in den dunklen Vorplatz hinaus.
    „Ich, mein liebes Fräulein!“
    Beim Klang dieser Stimme wäre ihr vor Überraschung fast das Licht aus der Hand gefallen. Sie war zwar im Negligé, machte aber doch die Tür weit auf und sagte:
    „Exzellenz, Sie hier! So spät!“
    „Ja. Verzeihen Sie! Ist der Junge, der Königsau noch da?“
    „Nein, Exzellenz. Wollen Sie doch eintreten?“
    „Gott bewahre! Wenn er fort ist, da habe ich Eile. Wann ging er?“
    „Vor kaum zwei Minuten ist er weggegangen.“
    „Donnerwetter! Jetzt kriegt ihn diese Bande! Gute Nacht!“
    Er stürmte, ohne auf die ängstliche Frage des Mädchens zu antworten, die Treppe hinab und unten zu der vom Portier rasch wieder geöffneten Tür hinaus. Draußen aber blieb er stehen.
    „Heiliges Pech!“ sagte er. „Wohin nun? Ist er rechts oder links gegangen? Ach, von links her kam ich, ich hätte ihn treffen müssen; er ist also nach rechts.“
    Er eilte fort im Trab, er, der Marschall, eines einfachen Lieutenants wegen. Er legte die Engelsstraße zurück und bog nun in diejenige ein, die er bewohnte. Es war eine weite Strecke bis da hinauf, aber er rannte weiter. Der Atem wollte ihm versagen. Da kam ihm der beste Gedanke, den er haben konnte: Er blieb stehen und horchte. Ja, da oben erschallte der laute, abgemessene, taktvolle Schritt eines Mannes, der jedenfalls Militär war. Aber der Gehende konnte, dem Klang seiner Schritte nach, gar nicht mehr weit von der gefährlichen Stelle sein. Darum legte Blücher die Hände um den Mund und rief so laut, wie er konnte:
    „Königsau! Halt! Zurück! Sie wollen dich abmurksen!“
    In demselben Augenblick sah er auch da vorn einen raschen Laternenblitz über die Straße leuchten, und dann fielen schnell hintereinander zwei Schüsse.
    „Herrgott, er ist zum Teufel!“
    So rief der Alte und setzte sich von neuem in Bewegung. In der Zeit von einer Minute war er an dem Tor, an welchem die beiden angeblichen Nachtwächter gestanden hatten. Er sah nichts. Er strich mit dem Bein über den Boden und stieß auf zwei Gegenstände. Er bückte sich nieder und hob sie auf. Es war die Laterne und die abgeschossene Pistole.
    „Ein verdammter Kerl!“ rief er freudig. „Er ist also noch nicht zum Teufel!“
    Jetzt holte er erst einige Male tief Atem. Und da kamen auch bereits mehrere Soldaten mit Laternen herbei. Sie gehörten zu dem Wachkommando, welches im Palais des Marschalls lag. Man hatte dort die Schüsse gehört und wollte nun sehen, was das zu bedeuten hätte.
    „Hierher, Jungens!“ rief er. „Hier ist's gewesen!“
    Der vorderste, ein Korporal, leuchtete ihn an.
    „Kreuzbataillon, Exzellenz, hat man etwa gar auf sie geschossen?“ fragte er, den Marschall erkennend.
    „Nein, mein Junge, auf mich und dich nicht, aber auf einen anderen. Sucht einmal hier umher, ob da vielleicht ein kaputtgemachter Husarenlieutenant liegt!“
    „Ein Husarenlieutenant?“
    „Ja, geehrtester Herr Korporal! Aber zu fragen hast du hier nichts, sondern zu suchen, sonst will ich dir Augen und Beine machen, du neugieriger Kater du.“
    Es wurde gesucht, aber nichts und niemand gefunden. Nicht einmal ein Tropfen Blut wurde bemerkt, welcher hätte auf eine Verwundung schließen lassen.
    „Das ist gut, das freut mich!“ meinte Blücher. „Korporal, komm her, halte einmal deinen Kometen in die Höhe!“
    Der Gerufene gehorchte, indem er ihm die Laterne vorhielt. Blücher ließ das Licht derselben auf die beiden gefundenen Gegenstände fallen.
    „Was ist das für ein Ding, Korporal?“ fragte er.
    „Eine Laterne“, antwortete der Gefragte pflichtschuldigst.
    „Gut, mein Junge! Und das hier?“
    „Eine Pistole.“
    „Sehr schön, mein Junge. Du entwickelst da ganz bedeutende Kenntnisse in der Physik und in der Waffenkunde. Wenn ich mal abdanke, so melde dich zum Feldmarschall. Jetzt aber lege dich mit dem Ohr wieder auf deine Pritsche, denn hier sind wir überflüssig geworden.“
    Die Leute gehorchten. Blücher wunderte sich nicht darüber, daß die Schüsse nicht mehr Aufsehen erregt hatten. Es blieb ganz ruhig auf der Straße. Man war damals nächtliche Exzesse gewohnt geworden.
    Er trat zu den beiden Posten, die seit vorhin noch nicht abgelöst worden waren.
    „Kennt ihr mich noch?“ fragte er.
    „Zu Befehl, Exzellenz“, lautete die

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