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55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

Titel: 55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hin!“
    Er wendete sich sofort um, blieb aber unter dem Eindruck eines neuen Gedankens stehen. Er schlug sich mit der Hand an den Kopf und brummte:
    „Was? Feldmarschall willst du sein? Eine Dummhut biste! Wenn du an den zwei Kerls vorüberläufst, so merken sie den ganzen Kram! Ja, ich muß einen Umweg machen. Aber, zum Teufel, ja, wenn nun die Kerls bereits Unrat gewittert hätten, he? Vielleicht haben sie gemerkt, daß ich ihnen nicht traute; denn ich wollte, daß sie sich anleuchten sollten. Der Halunke hat die Laterne jedenfalls absichtlich ausgelöscht. Hm! Wenn sie denken, daß ich Verdacht geschöpft habe, so werden sie jedenfalls zum Posten gehen und sich erkundigen, ob ich mich ins Nest gelegt habe oder nicht. Höre, Blücher, du bist doch nicht so dumm, als ich soeben dachte! Du hättest Polizist oder Amtskopist werden können! Aber wartet, ihr Kerls, ihr sollt mich nicht beluxen! Euch mache ich ein X für ein U, daß ihr alle beide blau und rot anlaufen sollt, wie die Altweibernasen um Weihnachten herum!“
    Er ging rasch auf sein Palais zu. Die Posten hörten ihn kommen. Als er tat, als ob er eintreten wolle, rief der eine:
    „Halt! Wer da?“
    „Junge, sei nicht voreilig!“ meinte Blücher gutmütig. „Ich bin's!“
    „Wer denn?“
    „Nu, ich!“
    „Das ist kein Name. Hier darf ohne Erlaubnis niemand passieren.“
    „Hm, ihr bewacht mich wirklich gar nicht übel! Hört, kennt ihr denn den alten Blücher nicht, he?“
    „Wir kennen ihn.“
    „Na, da guckt mir doch einmal unter die Haube.“
    „Es ist zu dunkel hier draußen. Treten Sie unter die Einfahrt, wo die Lampe brennt; da werde ich Sie ansehen.“
    „Schön, mein Junge. Du packst die Sache gar nicht schlecht beim Kragen an.“
    Er tat die paar Schritte bis hinter das Portal, wo eine Lampe spärliche Helle verbreitete, man aber doch ein Gesicht deutlich erkennen konnte.
    „Na, da komme her, du ungläubiger Thomas Zebedäus und setze die Brille auf“, meinte Blücher. „Viel Gescheites wirste aber wohl nicht sehen!“
    Der Posten betrachtete den Marschall; er erkannte ihn, erschrak aber nicht im geringsten. Er kannte die Eigentümlichkeiten des Alten und wußte, daß er ganz sicher bestraft worden wäre, wenn er ihm erlaubt hätte, zu passieren.
    „Na, kennste mich jetzt?“ fragte Blücher.
    „Zu Befehl, Exzellenz“, antwortete der Mann präsentierend.
    „Höre, tue die Flinte weg, sie könnte losgehen! Wie meinste denn, darf ich eintreten, oder muß ich draußen herbergen?“
    „Exzellenz können passieren.“
    „Gut, mein Junge! Jetzt haste deinen Willen gehabt, und nun werde ich dir zeigen, daß ich auch den meinigen haben will. Ich werde den Kopf aufsetzen und nun gerade erst recht draußen bleiben. Aber merkt euch eins, ihr Kerls: Es wird jetzt vielleicht jemand kommen, der nachfragt, ob ich hier eingetreten oder ob ich weiter fortgeschlumpert bin. Dem macht ihr weiß, daß ich zu Bett bin. Verstanden.“
    „Zu Befehl, Exzellenz!“
    „Schön! Na, haltet die Augen auf, daß sie mich nicht mausen. Und weil ihr so auf dem Damm seid, da sollt ihr euch eine Freude machen. Hier, da habt ihr jeder ein Achtgroschenstück!“
    „Exzellenz verzeihen!“ meinte der eine in beider Namen. „Auf Posten darf man keine Geschenke annehmen. Eigentlich müßte ich Sie melden!“
    Da klopfte ihm der Alte auf die Achsel und sagte:
    „Du bist ein Luderkerl! Ich glaube, dir maust keiner das Pferd unter den Beinen heraus. Kommt morgen früh um neune zu mir, da sollt ihr anstatt der Achtgroschenstücke jeder einen Speziestaler erhalten und eine Pfeife Tabak dazu. Aber melden müßt ihr mich, daß ich euch habe verführen sollen. Verstanden?“
    „Zu Befehl, Exzellenz!“
    „Gut, also melden! Das bitte ich mir aus, sonst soll euch der Teufel Purzelbäume schlagen, ihr Himmelsakramenter!“
    Er ging fort. Er merkte, daß er sich bei den beiden Soldaten doch etwas zu lange aufgehalten hatte; darum nahm er jetzt einen sehr eiligen Schritt an. Kurz nach seinem Fortgang kam auch wirklich Baron Reillac, um sich nach ihm zu erkundigen, und erhielt die von dem Marschall anbefohlene Antwort.
    Blücher gelangte auf seinem Umweg nach der Rue d'Ange und sah, daß in der Wohnung der Frau Richemonte noch Licht sei. Er klingelte dem Portier. Dieser dachte, ein Bewohner des Hauses kehre heim und kam nicht heraus, sondern zog nur an der Leine, so daß die Tür aufging. Blücher wollte keine Zeit verlieren, mit ihm zu reden, sondern stieg schnell die ihm

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