55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät
Besuchsstunde.“
„Aber bei mir, alter Junge!“ sagte der Marschall, indem er ihn einfach zur Seite schob und eintrat. „Überhaupt wirst du gleich erfahren, was die Stunde ist.“
Der Baron sah sich überrumpelt; er mußte nun auch die beiden anderen eintreten lassen. Er war außerordentlich froh, Margot bereits in das verborgene Zimmer gebracht zu haben. Wären diese Kerls eher gekommen, so hätten sie ihn mit ihr überrascht.
Was aber wollten sie bei ihm? Suchten Sie nach Margot? Vermuteten sie diese bei ihm?
„Wo ist dieser Richemonte?“ fragte Blücher.
„In meiner Bibliothek“, antwortete der Baron.
„Gehen wir also dorthin. Führen Sie uns.“
Als sie in die Bibliothek traten, war Richemonte nicht weniger bestürzt, als vorher sein Verbündeter. Man konnte ihm seinen Schreck zwar nicht anmerken, dazu besaß er zuviel Selbstbeherrschung, aber im stillen sagte er sich, daß jetzt eine schlimme Stunde kommen werde und daß nur die größte Unverfrorenheit imstande sei, darüber hinwegzuhelfen.
„Kapitän Richemonte, Exzellenz, Feldmarschall von –“
Diese Namen nannte der Baron, um die Herren einander vorzustellen. Blücher jedoch fiel ihm schnell in die Rede:
„Schon gut. Geben Sie sich keine Mühe. Brauche den Namen nicht zu hören, denn ich kenne diese Sorte schon! Der Herr Lieutenant von Königsau kennt Sie beide auch genau. Wozu also solche Wippchen! Wo haben Sie Mademoiselle Margot?“
Man sieht, der alte Marschall Vorwärts sprang mit seiner Frage gleich mitten in den Feind hinein. Sie war an den Kapitän gerichtet.
„Jedenfalls zu Hause“, antwortete dieser.
„Ah, zu Hause, hm!“ meinte der Alte, indem er sich im Zimmer umblickte.
„Exzellenz“, meinte da Königsau, „riechen Sie nichts?“
Blücher sog die Luft ein und sagte:
„Hm, ein verfluchter Geruch! Grad wie Schwefeläther! Lieutenant, ich glaube, sie ist betäubt worden.“
„Wenn es ihr im geringsten geschadet hat“, sagte dieser, „so gnade Ihnen Gott!“
„Natürlich. Also, Baron Reillac, wo haben Sie Mademoiselle Margot?“
„Exzellenz“, antwortete der Gefragte, „ich weiß wirklich nicht, wie ich dazu komme, nach einer Dame gefragt zu werden, über welche Lieutenant Königsau jedenfalls die beste Auskunft zu geben weiß.“
„Ja, das tut er auch“, meinte Blücher.
„Nun, warum die Frage an mich?“
„Weil der Lieutenant behauptet, die Dame befinde sich bei Ihnen.“
„Ah“, lächelte der Baron, „ich habe noch nie die Ehre gehabt, Mademoiselle bei mir zu sehen.“
„Also auch heute nicht?“
„Natürlich nicht.“
„Dürfen wir uns überzeugen?“
„Das heißt, sie zweifeln an der Wahrheit meiner Versicherung?“
„Ja.“
„Sie halten mich für einen Lügner?“
„Ja.“
„Ah, welche Beleidigung! Bei mir haben nur Leute Zutritt, welche höflich aufzutreten wissen. Ich ersuche Sie, mich zu verlassen, und zwar sofort. Am allerwenigsten aber kann es mir einfallen, solchen Menschen zu erlauben, meine Räume zu durchsuchen.“
Da trat der Alte auf ihn zu und rief:
„Was, du Wechselbalg! ‚Solche Menschen‘ nennst du uns? Da schlage doch der helle, lichte Teufel hinein! Hier hast du etwas, um zu sehen, wie höflich ich sein kann! Und hier, hier, hier und hier!“
Er holte mit aller Force aus und schlug dem Baron bei jedem ‚hier‘ die Rechte in das Gesicht, daß es klang, als ob er ihm den Kopf zerschlagen wolle. Da trat der Maire hinzu und rief:
„Exzellenz, um Gottes willen!“
Der Kapitän machte Miene, sich zu beteiligen; da aber zog Königsau seine beiden Pistolen und rief:
„Halt! Wer Exzellenz anrührt, den schieße ich nieder!“
Da trat der Kapitän erschrocken zurück.
Der Baron war von den Ohrfeigen so überrascht worden, daß er an eine Gegenwehr zunächst gar nicht denken konnte, als aber Blücher von ihm abließ, da zog ihm der Grimm und die Bestürzung die Hand empor. Es hatte ganz das Aussehen, als ob er die Ohrfeigen erwidern wolle. Da aber funkelte auch bereits Blüchers Pistolenlauf ihm vor dem Gesicht.
„Nieder mit der Hand, Halunke!“ gebot der Alte.
Der Baron ließ den Arm sinken; er sah es Blücher an, daß derselbe im nächsten Augenblick losdrücken werde.
„Aber, Messieurs, so ein Auftritt“, sagte der Maire. „Exzellenz, ich muß mir wirklich die Bemerkung erlauben, daß ich's wundersam finde –“
„Pah!“ unterbrach ihn der Alte. „Ich finde hier gar nichts Wundersames. Der andere hat seine Keile von dem Lieutenant
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