55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät
bekommen, nun erhält sie der da von mir. Es gibt Subjekte, welchen man nur mit Ohrfeigen antworten kann.“
„Oh, Exzellenz tragen außerdem Pistolen in der Hand.“
„Ja, aus Vorsicht! Gestern abend hat der eine von diesen beiden zweimal auf den Lieutenant geschossen, während ihm der andere dazu geleuchtet hat. Bei solchen Leuten muß man sich vorsehen.“
„Welche Verleumdung!“ rief der Baron.
„Welche Lüge!“ erwiderte der Kapitän.
„Sie sehen, daß hier nicht einmal Ohrfeigen mehr fruchten. Diese Sorte Äpfel ist bereits so tief hinein faul, daß sie stinkt; ihr ist nicht mehr zu helfen. Und weil es ihnen gestern nicht gelang, den Bräutigam zu töten, so haben sie sich heute der Braut bemächtigt. Aber wir werden sie finden.“
Da nahm sich der Baron zusammen. Er wendete sich an den Maire:
„Du bist Beamter. Wenn du uns nicht beschützen kannst, so werde ich Beschwerde erheben. Wenn diese Leute mein Haus nicht verlassen, so werde ich mich doch so weit zurückziehen, daß ich gegen Insulte geschützt bleibe, für welche ich mir allerdings Genugtuung geben lassen werde. Kommen Sie, Kapitän.“
Er wandte sich zum Gehen, dies lag aber ganz und gar nicht in Blüchers Absicht. Dieser hob vielmehr die Pistole und sagte:
„Ohne meine ausdrückliche Erlaubnis zieht sich hier niemand zurück.“
„Exzellenz“, rief da der Maire, „das geht zu weit!“
„Unsinn! Ich weiß gar wohl, was ich darf“, meinte der Alte. „Es ahnt mir im Gegenteil, daß ich heute noch viel weiter gehen werde.“
„Das heißt, Sie wollen die Durchsuchung des Hauses erzwingen?“
„Ja.“
„Selbst mit bewaffneter Hand?“
„Wie Sie sehen.“
„Ich lege Widerspruch ein.“
„Hilft nichts.“
„Ich mache Exzellenz auf alle Folgen aufmerksam.“
„Ist nicht nötig.“
„Gut, so wasche ich meine Hände in Unschuld.“
„Meinetwegen in Sirup oder Buttermilch! Kann es losgehen?“
„Da Sie mich in dieser Weise zwingen, so muß ich mich allerdings fügen. Ich erkläre also als oberster Beamter dieses Arrondissements, daß Sie seine Exzellenz der Feldmarschall von Blücher behaupten, es sei in diesem Haus eine junge Dame versteckt, welche man unter Anwendung von List und Gewalt entführt hat. Ich werde also jetzt alle Räumlichkeiten nach der Verschwundenen durchsuchen, weise jedoch alle Konsequenzen von mir ab.“
„Ich werde sie zu tragen wissen“, meinte Blücher.
„Gut. Führt uns!“ meinte der Maire zu dem Baron.
„Mich wird man wohl von der Teilnahme an dieser Entdeckungsreise gnädigst dispensieren“, meinte der Kapitän höhnisch.
Der Maire warf einen fragenden Blick auf Blücher. Dieser antwortete: „Hat dazubleiben und mit uns zu gehen. Lieutenant, lassen Sie die beiden Kerle nicht aus den Augen.“
Jetzt begann die Durchsuchung des Hauses, soweit es von dem Baron bewohnt wurde. Sie wurde mit allem Nachdruck und aller Aufmerksamkeit geführt, lieferte aber nicht das geringste Resultat. Als man nach der Bibliothek zurückkehrte, hatte sich nicht eine Spur der Gesuchten gefunden.
Der Baron und der Kapitän warfen einander triumphierende Blicke zu.
„Ich werde Genugtuung fordern!“ drohte der erstere.
„Ich ebenso“, stimmte der letztere bei.
Der Maire zuckte die Achseln.
„Ich kann leider nicht davon abraten“, sagte er. „Ich selbst bin in der Art vergewaltigt worden, daß ich den Weg des Rechtes betreten werde, um meine geschändete Amtsehre wiederherzustellen. Übrigens habe ich nun die Verpflichtung, darauf aufmerksam zu machen, daß der Herr Baron jetzt unbedingt fordern kann, daß die beiden deutschen Herren sein Haus verlassen.“
„Ich fordere es sofort und unbedingt!“ sagte Reillac.
Blücher lachte. Er wendete sich an Königsau:
„Schau, mein Junge, wie ihnen der Kamm schwillt! Wollen einmal sehen, ob sie nicht noch zu Kreuze kriechen. Komm!“
Er machte Miene, nochmals in die bereits durchsuchten hinteren Zimmer zu treten, da aber rief der Baron:
„Halt! Jetzt ist meine Geduld zu Ende. Hier herein tritt man nicht.“
„Mache dich nicht mausig, Kerl!“ antwortete der Alte. „Jetzt kommt ihr alle noch einmal mit, sonst soll euch der Donner krachen.“
„Exzellenz!“ meinte der Maire.
„Halt das Maul! Vorwärts! Alle da hinein, sonst schieße ich.“
Sie gehorchten und mußten ihm bis in das Zimmer folgen, vor welchem die Soldaten lagen. Blücher wendete sich nochmals an den Maire:
„Sie behaupten also, daß die Gesuchte sich nicht in diesem
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