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55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät

Titel: 55 - Die Liebe des Ulanen 01 - Im Auftrag Seiner Majestät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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beisammen gewesen waren.
    Draußen auf dem Dach der Veranda lagen die vier pommerschen Grenadiere. Es war ihnen gelungen, ganz unbemerkt heraufzukommen. Nun hatten sie schon eine geraume Zeit gewartet, aber nichts sehen oder hören können.
    „Verdammt langweilig!“ flüsterte der eine.
    „Wie auf Vorposten“, sagte der andere.
    „Haltet das Maul!“ meinte August. „Wir haben aufzupassen.“
    „Auf was denn?“
    „Auf das Mädchen.“
    „Wo ist es denn?“
    „Da drin natürlich.“
    „Besser wär's, wir hätten es hier.“
    „Unsinn. Ich mag keine Französin.“
    „Warum nicht?“
    „Am Dienstag verliebte ich mich in eine.“
    „Ah! Und sie?“
    „Sie verliebte sich in mich. Ich führte sie nach Hause.“
    „Gratuliere.“
    „Haltet das Maul! Als ich am Mittwoch zu ihr kam, saß ein anderer bei ihr.“
    „Der auch ihr Liebster war?“
    „Natürlich. Er war ein Eckensteher.“
    „Pfui Teufel!“
    „Am Donnerstag beluxte sie mich wieder.“
    „Das war dumm.“
    „Am Freitag nahm sie abermals einen anderen mit nach Hause.“
    „Was war er?“
    „Lumpensammler.“
    „Pfui Teufel!“
    „Und am Sonnabend, da –“
    „Da beluxte sie zur Abwechslung wieder dich?“
    „Beinahe, denn sie war hübsch, aber – hört ihr drin nicht Leute reden?“
    „Ja.“
    Die vier Soldaten horchten.
    „Jetzt war's, als ob ein Frauenzimmer gerufen hätte“, meinte August Liebmann.
    „Das wird sie sein.“
    „Wollen wir hinein?“ fragte einer.
    „Nein. Ihr wißt, daß ihr mir Subordination schuldig seid“, sagte August. „Blücher hat die Angelegenheit ganz in meine Hände gelegt. Sogar das Stichwort bin ich selber. Halt, da ist ja Licht!“
    Drinnen wurde eine Tür geöffnet und dann die zweite. Die beiden Männer brachten Margot in das Zimmer, vor dessen Fenster die vier lagen.
    „Um Gottes willen, laßt euch nicht sehen“, sagte August. „Aber paßt genau auf!“
    Und nun flüsterten sich die Soldaten alle Bemerkungen zu, welche sie machten.
    „Sie ist an den Stuhl gebunden.“
    „Und vor dem Mund hat sie ein Tuch!“
    „Donnerwetter, muß die hübsch sein!“
    „Ja, wenn die verdammten Tücher nicht wären.“
    „Wer aber mögen die beiden Kerls sein?“
    „Hört, mir kommt eine Ahnung!“ meinte August.
    „Welche?“
    „Ob das nicht die beiden Halunken sind, welche gestern nach Lieutenant Königsau geschossen haben?“
    „Du, das wäre möglich.“
    „Und das Mädchen ist die, welche dann zu Blücher kam, wo mir der Alte den Ausdruck Frauenzimmer so um die Nase rieb.“
    „Weißt du es genau?“
    „Jetzt sehe ich es deutlich. Wir haben sie ja mit nach Hause geführt.“
    „Sapperlot, was machen sie mit ihr? Das sieht gerade aus, als ob sie mit ihr und dem Stuhl durch die Wand rennen wollten.“
    „Das tun sie auch. Guckt, eine Tapetentür. Habt ihr gesehen, wie man sie öffnet?“
    „Ich“, sagte August stolz.
    „Wie denn? Ich habe nichts gesehen; es ging mir zu rasch.“
    „Dir habe ich's nicht zu melden, sondern Blücher.“ –
    Der Baron war mit dem Kapitän in dem Tapetenzimmer verschwunden, doch kamen die beiden sehr bald zurück. Sie gingen miteinander wieder nach der Bibliothek. Dort öffnete der Baron den Schreibtisch, zog ein verborgenes Fach heraus und entnahm demselben einen Wechsel.
    „Hier!“ sagte er.
    Der Kapitän griff hastig danach, überlas ihn und riß ihn dann in Stücke, welche er vorsichtig in seine Tasche steckte. Da wurde draußen die Glocke gezogen.
    „Wer mag das sein?“ meinte der Baron.
    „Vielleicht Ihr Kammerdiener.“
    „Möglich. Warten Sie, ich werde öffnen.“
    Er durcheilte die vorderen Zimmer bis zum Vorsaal, dessen Tür er entriegelte. Anstatt seines Dieners erkannte er den Maire. Die beiden anderen standen etwas seitwärts, so daß er sie noch nicht sehen konnte.
    „Ah, du?“ fragte er. „Was führt dich zu so ungewöhnlicher Zeit zu mir?“
    „Ich habe dir diese beiden Herren vorzustellen“, antwortete der Beamte.
    „Wen?“
    Er trat bei diesen Worten vollständig auf den Vorsaal hinaus und erkannte nun allerdings zu seinem Schrecken augenblicklich, wen er vor sich habe.
    „Baron Reillac?“ fragte Blücher kurz und gebieterisch.
    „Zu dienen!“
    „Herr Richemonte bei Ihnen?“
    „Ja“, antwortete der Gefragte zögernd.
    „Weiter niemand?“
    „Nein.“
    „Wollen sehen.“
    Er machte Miene, einzutreten, da aber stellte sich ihm der Baron in den Weg.
    „Bitte, mein Herr“, sagte er. „Bei mir ist jetzt nicht

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